Neue Therapie reduziert die Lungenkrebs-Mortalität
Bei vielen klinischen Studien über die Krebstherapie untersuchten Wissenschaftler bisher eine Behandlung von Patienten mit bereits fortgeschrittener Krankheit. Eine neue Studie untersuchte jetzt zum ersten Mal die Wirksamkeit von Medikamenten bevor der Krebs auftritt. Dabei stellten die Experten fest, dass das entzündungshemmende Medikament Canakinumab zu einer deutlichen Verringerung der Inzidenz von Lungenkrebs und der Lungenkrebs-Mortalität führte.
Die Forscher des Brigham and Women’s Hospital in Boston stellten bei ihrer Untersuchung fest, dass ein entzündungshemmendes Medikament das Risiko für Herzanfälle und Lungenkrebs senkt. Die Mediziner veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in der Fachzeitschrift „The Lancet“.
Canakinumab verlangsamt den Fortschritt von bestimmten Krebs-Erkrankungen
Kann ein entzündungshemmendes Medikament zu einer erhöhten Lebenserwartung bei Krebspatienten führen? Bisherige Forschung hatte bereits auf eine Verbindung zwischen Krebs und Entzündungen hingedeutet. Die aktuelle Studie untersuchte diesen Zusammenhang genauer. Die Ergebnisse sind besonders interessant, weil sie auf eine Möglichkeit hinweisen, welche das Fortschreiten bestimmter Krebsarten verlangsamen kann, erläutern die Experten.
Forscher suchen nach Biomarkern für Entzündungen
Für ihre Untersuchung analysierten die Wissenschaftler, ob das Medikament die Rate von Herzinfarkten, Schlaganfällen und dem Tod durch Herz- oder Kreislauferkrankungen senkte. Dafür untersuchten die Mediziner mehr als 10.000 Patienten mit einer Vorgeschichte von Herzinfarkten, die außerdem ein hohes Maß an sogenannten C-reaktivem Protein (hsCRP) aufwiesen, welches ein Biomarker für Entzündungen ist.
Senkung der Rate der Todesfälle durch Krebs-Erkrankungen
Die Teilnehmer der Studie erhielten entweder 50 mg, 150 mg oder 300 mg Canakinumab oder ein Placebo. Das Medikament wurde alle drei Monate subkutan injiziert. Die Teilnehmer wurden danach über einen Zeitraum von bis zu fünfeinhalb Jahren medizinisch überwacht, erläutern die Wissenschaftler. Dabei konnten die Forscher feststellen, dass eine deutliche Senkung der Rate der Todesfälle durch Krebs-Erkrankungen erzielt wurde. Besonders stark waren die Auswirkungen auf den Tod durch Lungenkrebs.
Die Wirkung ist abhängig von der Dosis
Der feststelle Effekt war abhängig von der Dosis. Die Lungenkrebsraten reduzierten sich bei einer niedrigeren Dosis um 26 Prozent. Bei einer mittleren Dosis lag der Effekt bei 39 Prozent und bei einer hohen Dosis steigerte sich der Effekt auf 67 Prozent, erläutern die Experten in einer Pressemitteilung des Brigham and Women’s Hospital. Wenn die Patienten die höchste Dosis des Medikaments (300 mg) erhielten, führte dies zu einer Reduzierung der Rate der gesamten Krebstodesfälle um ungefähr die Hälfte. Außerdem reduzierte sich die Rate von tödlichem Lungenkrebs massiv, verglichen mit Placebo einnehmenden Teilnehmern, fügen die Wissenschaftler hinzu.
Weitere Forschung ist nötig
Entzündungen sind die ersten Verteidigungslinien des Körpers gegen schädliche Eindringlinge, wie beispielsweise Bakterien. Solche Entzündungen können auch in der Lunge auftreten, wenn Menschen rauchen, verschmutzte Luft inhalieren oder Toxinen wie Siliciumdioxid und Asbest ausgesetzt sind, erläutern die Mediziner. Es sei bekannt, dass diese Entzündungen das Risiko von Lungenkrebs erhöhen. Die Ergebnisse der Studie könnten zu einer neuen Klasse von Therapien für Krebs führen. Allerdings sind bis zu diesem Zeitpunkt noch weitere Untersuchungen nötig, um die therapeutischen Strategien weiter zu verfeinern, so das Fazit der Forscher. (as)
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