Zoonotische Parasiten können Malaria von Affen auf den Menschen übertragen
Eigentlich wurde Malaria in Süd- und Südost-Brasilien bereits vor etwa 50 Jahren ausgerottet, aber seit dem Jahr 2006 gab es immer wieder Ausbrüche der Erkrankung. Forscher versuchten jetzt herauszufinden, was diese Krankheitsfälle ausgelöst hat. Die Mediziner fanden dabei heraus, dass eine spezielle Form von Malaria-Parasiten sich von Affen auf den Menschen überträgt.
Die Forscher des Instituto Nacional de Infectologia Evandro Chagas in Rio de Janeiro und anderer wissenschaftlicher Einrichtungen stellten bei ihrer Untersuchung fest, dass Malaria-Parasiten in Brasilien von Brüllaffen auf den Menschen übertragen wurden. Die Experten veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in der Fachzeitschrift „The Lancet“.
Eigentlich ist Malaria in Brasilien schon lange ausgerottet
Malaria wurde in Brasilien vor etwa 50 Jahren ausgerottet. Trotzdem traten seit dem Jahr 2006 mehr als 1.000 Malariafälle auf. Es gab sogar zwei Ausbrüche der Erkrankung in den Jahren 2015 und 2016, sagen die Experten. Steht den Menschen in Brasilien eine neue Malaria-Epidemie bevor ?
Analyse von DNA-Proben wirft Fragen auf
Zuerst nahmen die Mediziner an, dass die neuen Malariafälle durch sogenanntes Plasmodium vivax ausgelöst wurden, eine der wichtigsten Arten von Malaria-Parasiten. Aber die Analyse von DNA-Proben hat nun ergeben, dass einige der Infektionen nicht durch einen menschlichen Malaria-Parasiten ausgelöst wurden. Es scheint sich bei den neuen Fällen viel mehr um eine Infektion zu handeln, welche von Tieren auf den Menschen übertragen wird. Diese sogenannte zoonotische Malaria wird durch Plasmodium simium verursacht. Dieser Parasit kommt normalerweise nur in Affen vor, sagen die Experten.
Zoonotische Parasiten wurden bis jetzt erst zweimal entdeckt
Zoonotische Krankheiten sind Erkrankungen, welche von Tieren auf Menschen übertragen werden. Bei der aktuellen Studie kam es jetzt erst zu dem zweiten Fall, bei dem zoonotische Parasiten entdeckt wurden, erläutern die Wissenschaftler. Ein ähnlicher Parasit wurde bereits in Makaken-Affen gefunden und ist für einen hohen Anteil der menschlichen Malariafälle in Südostasien verantwortlich, erläutern die Wissenschafter.
Menschen in Waldgebieten scheinen besonders gefährdet zu sein
Diese Malaria wird nicht von einem Menschen zu einem anderen Menschen übertragen, welche den Simium-Parasiten in sich tragen, mutmaßen die Experten. Es gibt keine Hinweise darauf, dass die sogenannte Zoonose-Malaria auch durch Moskitos von Mensch zu Mensch übertragen werden kann, sagt Autorin Dr. Patrícia Brasil vom Instituto Nacional de Infectologia Evandro Chagas in Rio de Janeiro. Es gebe darüber hinaus keine aktuelle Bedrohung für Menschen in der Stadt Rio de Janeiro oder in anderen Gebieten ohne Wald. In solchen Gebieten existiere keine Übertragung der Erkrankung.
Zoonotische Malaria könnte die weltweite Ausrottung von Malaria deutlich erschweren
Die einzigartige Art der Übertragung von Affen auf den Menschen durch Moskitos und die Tatsache, dass Übertragungen in Bereichen mit hoher Waldabdeckung auftreten, lassen darauf schließen, dass die sogenannte zoonotische Malaria ein ernstes Problem bei den Bemühungen zur Kontrolle von Malaria darstellen kann. Die weltweite Ausrottung von Malaria könnte sich durch diese Form von Malaria komplizieren. Menschen in Brasilien sollten Schutzmaßnahmen ergreifen, um Insektenstiche in Waldgebieten zu vermeiden, fügen die Experten hinzu.
In der Vergangenheit wurden wahrscheinlich viele Fälle von Malaria fehldiagnostiziert
Die Wissenschaftler konzentrierten sich bei ihrer Untersuchung auf 49 Fälle von Malaria, die in den Jahren 2015 bis 2016 aufgetreten waren, vor allem bei Männern mittleren Alters. Diese Männer lebten alle in städtischen Gebieten des Staates Rio de Janeiro und besuchten Wälder für Freizeit- oder arbeitsbezogene Aktivitäten. In 33 Fällen wurde die DNA erfolgreich sequenziert und die Experten fanden heraus, dass alle nachgewiesenen Parasiten aus Affen stammten. Dies führte zu der Schlussfolgerung, dass in der Vergangenheit viele Fälle fehldiagnostiziert worden sind. Weitere Untersuchungen müssen feststellen, ob Erreger von brasilianischen Affen eine erhebliche Bedrohung für die Beseitigung von Malaria auf dem ganzen Kontinent und sogar darüber hinaus darstellen könnten, so das Fazit der Forscher. (as)
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