Wenn Gemüse aus dem eigenen Garten giftig wird
Wer Gemüse anbaut, muss darauf achten, ob dieser giftige Bitterstoffe enthält. Erst letztens berichteten wir, dass eine ältere Dame an diesen toxischen Stoffen in einer Zucchini fast gestorben wäre. Viele Verbraucher sind deshalb verunsichert. Der Giftnotruf in München und Experten geben deshalb sinnvolle Ratschläge.
Gemüse aus dem eigenen Garten ist meist besonders lecker – kann aber mitunter gefährlich werden. Dies zeigt ein aktueller Fall aus Schleswig-Holstein. So sorgte bei einer 78-jährige Frau aus Rendsburg eine selbst gezogene Zucchini für eine schwere Vergiftung und einen dreitägigen Krankenhausaufenthalt.
Die Betroffene hatte demnach das Gemüse geschenkt bekommen. Es stammte aus dem Garten des Bruders einer Freundin und war zu 100 Prozent biologisch angebaut worden. Zwei der Zucchini aß die Dame ohne Probleme, doch die dritte führte zu einer Vergiftung und verursachte massive Beschwerden. Elke Frahm hatte diese für eine Suppe in kleine Stücke geschnitten und beim Probieren einen bitteren Geschmack bemerkt. Dieser blieb auch nach dem Schälen: „Als ich erneut ein Stück probierte, schmeckte es immer noch außergewöhnlich bitter“, erklärte die 78-Jährige.
Reaktivierung der Bitterstoffe durch Stress
Cucurbitacin wird von Kürbisgewächsen wie Zucchini, Gurken oder Melonen zum Schutz ihrer Früchte gebildet. Die Fähigkeit zur Bildung dieser Stoffe wurde eigentlich aus den Nutzpflanzen heraus gezüchtet. Doch steht die Pflanze z.B. durch langanhaltende Hitze unter Stress, kann es sein, dass die Stoffe wieder aktiviert werden. Ebenso kann das Gift entstehen, wenn Saatgut mit Rückkreuzungen, welches die Bitterstoffe enthält, verwendet wird. Im Jahr 2015 hatte es einen Todesfall durch giftige Zucchini aus dem Garten gegeben. Damals war ein 79-jähriger Rentner aus Baden-Württemberg verstorben.
Experten-Tipp: Dem eigenen Geschmackssinn folgen
Schutz vor einer Vergiftung bietet ein einfacher Geschmackstest vor der Zubereitung des Gemüses. Schmeckt es bitter, sollte es sofort wieder ausgespuckt und das betroffene Gemüse nicht verwendet werden, informiert das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Voraussetzung hierfür ist jedoch ein funktionierender Geschmackssinn. Menschen, die hier eingeschränkt sind, sollten andere Personen um Hilfe bitten. Auch Professor Eyer vom Giftnotdruf in München gibt eine einfache Regel: “Der Mensch ist sich selbst der beste Bio-Indikator. Wenn Sie etwas essen und ein auffallend bitterer Geschmack da ist, dann Finger weg – lassen Sie’s sein!” (sb)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.