Im ersten Halbjahr 2015 sind bereits mehr als 170 Babys in Deutschland an Masern erkrankt. Dies ist die höchste Zahl innerhalb eines Jahres seitdem die Meldepflicht für die Infektionskrankheit eingeführt wurde. Kinderärzte nannten die Zahl „alarmierend“.
Höchststand seit Einführung der Meldepflicht
In den ersten sechs Monaten dieses Jahres sind bereits über 170 Babys in Deutschland an Masern erkrankt. Wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet, ist dies die höchste Zahl innerhalb eines Jahres seitdem die Meldepflicht für die Krankheit im Jahr 2001 eingeführt wurde. Der Berufsverband der deutschen Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) hatte am Montag mitgeteilt, dass nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) zwischen Januar und Juni diesen Jahres Erkrankungen von 176 Kindern gemeldet wurden, davon allein 114 in Berlin, wo seit Herbst letzten Jahres eine starke Masernwelle grassierte.
Gefahr einer tödlichen Gehirnentzündung
Der Kinderärzte-Verband bezeichnete die Zahlen als alarmierend. Den Angaben zufolge hätten Säuglinge das höchste Risiko, später an einer unheilbaren und tödlichen chronischen Gehirnentzündung zu erkranken, einer gefürchteten Spätfolge einer Masernerkrankung. Die Masernviren dringen dabei ins Gehirn ein, wo sie sich im Laufe des weiteren Lebens vermehren und das Gehirn zerstören. Der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, Wolfram Hartmann, erklärte: „Dieser Vorgang ist nicht zu stoppen. Daher gilt diese Erkrankung bisher leider als nicht heilbar.“
Ärzteverband fordert nationale Impfstrategie
Der Ärzteverband fordert seit langem eine nationale Impfstrategie, um Säuglinge, die zum Impfen noch zu jung sind, aber auch andere Kinder, die etwa wegen einer angeborenen Immunschwäche nicht geimpft werden können, vor Ansteckungen zu schützen. Es sollte sichergestellt werden, dass alle Kinder in Kitas, Kindergärten etc. entsprechend der Impfempfehlungen des jeweiligen Bundeslandes geimpft sind. Die Kinder- und Jugendärzte halten einen Beratungsnachweis über Impfschutz, den die schwarz-rote Bundesregierung im Präventionsgesetz verankern will, für nicht ausreichend. Nicht nur die Kinder, sondern auch Erzieher, Lehrer sowie alle anderen Betreuer sollten demnach einen kompletten Impfnachweis vorlegen. Angesichts der Masernwelle hatten die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und die Kassenärztlichen Vereinigungen vor kurzem eine Informationskampagne gestartet, die insbesondere auf Erwachsene zielt.
Schulverbot für Ungeimpfte
In der Regierungskoalition hat man sich auf Regelungen für einen besseren Schutz vor ansteckenden Krankheiten wie Masern verständigt. In Zukunft kann demnach nicht geimpften Kindern der Besuch einer Kita oder Schule verboten werden, wenn dort Masern auftreten. Für manche Einrichtungen wurden solche Verbote in den vergangenen Monaten ohnehin schon ausgesprochen. Etwa in einer Schule im hessischen Marburg, wo es nach mehreren Masernfällen schulfrei für Ungeimpfte gab. Außerdem soll vor der Aufnahme eines Kindes in eine Kita eine ärztliche Impfberatung schriftlich nachgewiesen werden. Des Weiteren sollen Länder Bußgelder verhängen können, wenn für ein Kind nach der Zuweisung eines Kita-Platzes keine Impfberatung nachgewiesen werden kann. (ad)
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