In Zukunft könnte ein neuer Kleber Nähte und medizinische Klammern ersetzten
Bisher verwendeten Chirurgen bei Operationen spezielle Nähte oder medizinische Klammern, um beispielsweise Wunden zu schließen. Solch eine Art der Behandlung bringt allerdings einige Risiken mit sich. Die Nähte oder Klammern müssen nach einem gewissen Zeitraum entfernt werden, der einige Wochen oder sogar mehrere Monate betragen kann. Außerdem können solche Methoden dazu führen, dass Wunden sich wieder öffnen und weitere Krankenhausaufenthalte nötig werden. Forscher haben jetzt scheinbar eine viel bessere Lösung entwickelt. Dabei handelt es sich um eine Art chirurgischen Leim oder Kleber, welcher Klammern und Nähte in Zukunft überflüssig machen könnte.
Die Wissenschaftler der University of Sydney und der international anerkannten Harvard Medical School entwickelten bei ihrer aktuellen Forschung eine Art chirurgischen Leim, welcher Wunden innerhalb von Sekunden durch die Verwendung von UV-Licht schließen kann. Die Mediziner veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Entwicklung in der Fachzeitschrift „Science Translational Medicine“.
Nachteile von Nähten und medizinischen Klammern
Wenn Chirurgen beispielsweise eine erfolgreiche Operation an der Lunge abschließen, sollten eigentlich Patienten und Ärzte erleichtert aufatmen können. Wirklich überwunden ist die Gefahr allerdings erst nach Wochen oder Monaten, wenn die Experten die verwendeten Nähte oder medizinischen Klammern endgültig entfernen. In diesem Beispiel gehen wir davon aus, dass in der Zwischenzeit keine medizinischen Komplikationen oder Löcher an der Naht der Verletzung aufgetreten sind. Wenn die Wunde sich bereits vorher geöffnet hat, werden jedoch weitere chirurgische Eingriffe nötig und die Zeit der Regeneration wird erhöht, erläutern die Wissenschaftler.
Gelartiger Kleber wird aus einem menschlichen Protein produziert
Der neu entwickelte chirurgische Kleber scheint so effektiv zu sein, dass er chirurgische Klammern und Nähte insgesamt ersetzen könnte, erklärt die Autorin Dr. Nasim Annabi von der bekannten Harvard Medical School. Der gelartige Kleber wird aus einem menschlichen Protein hergestellt. Dieses Protein wurde so modifiziert, dass es auf ultraviolettes Licht reagiert. Der spezielle Kleber trägt die Bezeichnung MeTro. Die Anwendung des Klebers gestaltet sich verhältnismäßig einfach. Der Kleber wird von Medizinern auf eine Wunde aufgetragen, dann wird die Wunde für einige Sekunden mit UV-Licht bestrahlt. Nach diesem Vorgang ist die Wunde bereits geschlossen und versiegelt, sagen die Experten.
Welche Vorteile hat der chirurgischen Kleber?
Der Kleber MeTro unterscheidet sich von allen anderen bisher verfügbaren Methoden, erläutert Dr. Annabi. Der Kleber hafte sehr gut auf verschiedenen Oberflächen wie beispielsweise Gewebe der Lunge, des Herzens oder anderer Organe. Die elastische Qualität des Gels macht es ideal für Gewebe, welches besondere Flexibilität erfordert, wie beispielsweise eine expandierende Lunge, sagen die Mediziner. Die Verwendung des Klebers könne außerdem äußerst fein abgestimmt werden. So werde das Tempo beeinflusst, in dem sich der chirurgische Leim wieder abbaut und der Abbau des Klebers könne spezifisch an die Zeitspanne angepasst werden, die das betroffene Organ zur Heilung benötigt, fügen die Wissenschaftler hinzu.
Kleber unterstützt zusätzlich die Regeneration von Gewebe
Weil der neue Kleber aus einem menschlichen Protein produziert wurde, hat er noch ein weiteres wertvolles Merkmal. „Wir konnten feststellen, dass der Kleber nicht nur ein Mittel zum abdichten von Wunden ist, der chirurgische Kleber hilft tatsächlich auch bei der Regeneration von Gewebe“, erklärt Dr. Annabi.
Neuartiger Kleber könnte bei Herzinfarkten eingesetzt werden
Beispielsweise könnte der chirurgische Leim nach einem Herzinfarkt auf die beschädigte Herzmuskulatur aufgetragen werden, um beim Nachwachsen der Muskulatur zu helfen. Bisherige Forschungsarbeiten haben gezeigt, dass der neu entwickelte Leim auch auf die Haut gesprüht werden kann, um dort eine Barriere bei Wunden zu bilden und gleichzeitig die Heilung zu fördern, berichten die Forscher.
Versuche an Ratten zeigten sehr gute Ergebnisse
Bei ihrer aktuellen Untersuchung haben die Wissenschaftler MeTro an den Lungen von Ratten getestet. Sie konnten feststellen, dass der chirurgische Kleber viel besser funktioniert als herkömmliche Stoffe zur Abdichtung und sonst üblicherweise verwendete Nähten. Auch weil es bei letzteren Möglichkeiten zur Schließung von Wunden dem Organgewebe nicht möglich ist, sich natürlich zu bewegen, erklären die Wissenschaftler.
Der neue Kleber könnte bereits in drei Jahren in Krankenhäusern verwendet werden
Dr. Annabi und ihre Kollegen planen in Zukunft den speziellen Kleber über einen längeren Zeitraum zu testen. Danach sollen dann erste klinische Versuche an Menschen durchgeführt werden. Dr. Annabi vermutet, dass bereits innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre der chirurgische Kleber in Krankenhäusern zur Verfügung stehen wird. (as)
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