Messgerät zur Früherkennung von Osteoporose
Rund sechs Millionen Menschen in Deutschland leiden an Osteoporose. Betroffene bemerken oft lange nichts von ihrer Erkrankung. Über kurz oder lang führt der Knochenschwund aber bei den Patienten zu einer deutlichen Einschränkung der Lebensqualität. Wissenschaftler entwickeln derzeit ein Messgerät zur Früherkennung beziehungsweise zur Identifizierung von Personen mit hohem Osteoporose-Risiko.
Eine der häufigsten Krankheiten der Welt
Der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge gehört Osteoporose zu den zehn häufigsten Krankheiten weltweit. In Deutschland leiden rund sechs Millionen Menschen daran. Die Stoffwechselerkrankung der Knochen wird unter anderem auch als „leise Epidemie des 21. Jahrhunderts“ beschrieben. Leise deshalb, weil brüchiger werdende Knochen selbst nicht schmerzen und es keine Frühwarnsysteme gibt. Künftig könnte jedoch ein Messgerät zur Früherkennung von Osteoporose beitragen.
Osteoporose wird oft erst spät erkannt
Osteoporose betrifft überwiegend ältere Menschen, vor allem Frauen. Männer sind verhältnismäßig weniger vom Knochenschwund betroffen.
Laut der „International Osteoporosis Foundation“ (IOF) werden allerdings nur weniger als ein Viertel aller Osteoporose-Fälle frühzeitig diagnostiziert und adäquat behandelt.
In einer Pressemitteilung erklärten die Experten, warum Millionen Osteoporose-Patienten keine richtige Diagnose erhalten.
In Zukunft könnte ein Messgerät zur Früherkennung bzw. zur Identifizierung von Personen mit hohem Risiko an Osteoporose zu erkranken, beitragen.
Entwickelt wird dieses im Rahmen eines von der Europäischen Union unterstützten Forschungsprojekts, berichtet die Med Uni Graz in einer Presseinformation.
Erhöhtes Risiko für Knochenbrüche
„Bei der Osteoporose herrscht ein Ungleichgewicht zwischen Auf- und Abbau von Knochengewebe vor“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Hans Peter Dimai, Experte für Osteoporose an der Med Uni Graz.
„Durch den überwiegenden Abbau schwindet die Knochensubstanz, wodurch letztlich das Risiko für Knochenbrüche steigt.“
Typischerweise sind folgende Knochen von durch Osteoporose bedingte Frakturen am Häufigsten betroffen: Wirbelkörper, Oberschenkelknochen nahe der Hüfte, Unterarmknochen nahe des Handgelenks, Oberarmkopf und das Becken.
„Die erhöhte Frakturanfälligkeit kann jedoch das gesamte Skelett betreffen“, ergänzt Dr. Dimai.
Neben fortgeschrittenem Alter, familiärer Vorbelastung, Östrogenmangel, zu wenig Bewegung, dem übermäßigen Konsum von Tabak und Alkohol gehört auch Vitamin-D-Mangel zu den möglichen Osteoporose-Ursachen.
Daher wird von Fachleuten auch immer wieder darauf verwiesen, dass ausreichendes Sonnetanken ein wichtiger Beitrag dazu ist um sich vor Osteoporose zu schützen.
Grundsätzlich empfehlenswert ist eine Osteoporose-Prävention bevor die Knochen schwinden. Die beste Vorbeugung sind laut Experten trainierte Muskeln sowie ein allgemein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung.
Lebensqualität der Betroffenen sinkt
Als Folge der alternden Bevölkerung ist die Osteoporose zu einem gesundheitspolitisch bedeutenden Thema geworden.
„Durch die von Knochenschwund bedingten Frakturen sinkt nicht nur die Lebensqualität der Betroffenen, die Krankheit geht auch mit weiterreichenden Folgen einher“, sagt Dr. Dimai.
„Vor allem Brüche des Oberschenkelhalses sind im höheren Alter mit einer deutlich erhöhten Sterblichkeit verbunden.“
Zwar wurden in den letzten Jahren eine Reihe von durchaus aussagekräftigen nicht-invasiven Methoden zur Bestimmung des Osteoporose-Risikos bzw. zur Osteoporose-Diagnostik entwickelt.
Doch abseits von hochspezialisierten Forschungseinrichtungen und Zentren fehlt es an einem aussagekräftigen Biomarker bzw. einfach zu bedienenden Messgeräten, die während des Arztbesuches über das individuelle Osteoporose-Risiko Auskunft geben könnten.
Werkzeug zur Früherkennung der Osteoporose
Hier setzt das von der Universität Gent koordinierte Forschungsprojekt „PoCOsteo“ („Point-of-care in-office device for identifying individuals at high risk of osteoporosis and osteoporotic fracture“) an.
Das Forschungsziel liegt in der Entwicklung eines einfach anzuwendenden Werkzeuges zur Früherkennung der Osteoporose bzw. einer drohenden Fraktur.
„Unser Ziel liegt in der Entwicklung eines Vollblut-Point-of-Care-Messgerätes, welches auch abseits hoch spezialisierter Zentren im Kampf gegen die Osteoporose eingesetzt werden kann“, so Dr. Dimai.
Die Untersuchungen werden unter anderem an der Medizinischen Universität Graz durchgeführt.
„Der große Vorteil des neuen Verfahrens zur Bewertung des individuellen Osteoporoserisikos wird nicht nur in der einfachen Anwendung liegen, sondern vor allem auch darin, dass der Test kostengünstig und in Echtzeit während des Arztbesuchs durchgeführt werden kann“, erläutert der österreichische Wissenschaftler. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.