Alterungsprozesse lassen sich steuern und bremsen
Die Alterung ereilt jeden Menschen, doch ist das Voranschreiten des Alterungsprozesses durchaus beeinflussbar und kann in manchen Bereichen sogar gestoppt werden. So lässt sich beispielsweise die Alterung des Gehirns mit gezieltem Training und körperlicher Aktivität stoppen, berichtet die Jacobs University Bremen.
Bereits ab dem Alter von 30 Jahren beginnt laut Aussage der Experten bei den allermeisten Menschen das Volumen des Gehirns zu schrumpfen. Dieser Alterungsprozess lasse sich jedoch mit „gezieltem Training, mit Bewegung, mit körperlicher Aktivität“ stoppen, berichtet die Universität. „Jeder hat es selbst in der Hand, seine Gehirnfunktionen zu erhalten, sofern er körperlich gesund ist“, betont der Professor für Neurowissenschaften an der Jacobs University Bremen, Dr. Ben Godde.
Das Gehirn hat nie ausgelernt
„Das Gehirn ist ein Netzwerk, das sich immer wieder erneuert und neu verknüpft“, erläutert Prof. Godde, dessen Forschungsschwerpunkte das lebenslange Lernen, gesundes und erfolgreiches Altern sowie die Plastizität des Gehirns sind. Während Mediziner früher davon ausgingen, dass die Gehirnentwicklung auf die Kindheit begrenzt ist und das Gehirn mit Abschluss dieser Phase „ausgelernt“ habe, sei heute bekannt, dass dies nicht stimmt. Die Plastizität (Veränderbarkeit) des Gehirns bleibe bis ins hohe Alter enthalten.
Unterschiedliche Beanspruchung des Gehirns
Die Plastizität des Gehirns ist laut Aussage des Experten auf die Anforderungen zurückzuführen, denen es ausgesetzt ist. „Verändern sich die Anforderungen, verändert sich das Gehirn“, so Dr. Godde weiter. Wenn Menschen etwas lernen, werden neue Verbindungen gebildet, neue Netzwerke, erläutert der Experte. Was wichtig ist, werde dabei gespeichert. So könne sich das Gehirn über die Lebensspanne extrem verändern. Beispielsweise sei es für junge Menschen wichtig, schnell und viel Neues über die Welt zu lernen, während Ältere eher auf ihr Erfahrungswissen zurückgreifen, um Probleme zu lösen. Entsprechend verschieden arbeite das Gehirn, was mitunter als Leistungsabbau fehlgedeutet werde.
Plastizität des Gehirns
Die Forschungsgruppe um Dr. Godde konnte nach eigenen Angaben die Plastizität des Gehirns in verschiedenen Studien nachweisen, zum Beispiel anhand von Tests zur Handgeschicklichkeit. Mit Probanden verschiedener Altersstufen sei zum Beispiel untersucht worden, wie gut sie verschiedene Oberflächen unterscheiden, Objekte fühlen oder stapeln können. Bei der parallelen Messung der Gehirnaktivitäten habe sich gezeigt, dass im Gehirn neue Verbindungen entstehen, die auch gespeichert werden.
Ausdauertraining mit extrem positiver Wirkung
Der Experte betont, dass sich „sowohl spezifische Funktionen als auch die allgemeine Leistungsfähigkeit des Gehirns trainieren“ lassen. Hier sei es jedoch wichtig, aktiv zu bleiben. Beispielsweise führe Ausdauertraining dazu, dass die Durchblutung des Gehirns verbessert wird. Trotz dieser Erkenntnisse sei jedoch weiterhin die Haltung verbreitet, dass Ältere nichts mehr lernen können. Godde wendet sich entschieden gegen diese Einstellung. „Unsere Studien belegen das genaue Gegenteil. Wer will, kann selbst in hohem Alter noch das Klavierspiel einüben, sofern die Muskeln und Hände gesund sind“; betont der Professor für Neurowissenschaften.
Der gesamte Organismus bleibt jünger
Vor einigen Monaten konnten Wissenschaftler der Brigham Young University bereits nachweisen, dass aktive Bewegungen den menschlichen Alterungsprozess bremst. Wenn Menschen konsequent körperlich sehr aktiv sind, haben sie dadurch erheblich längere Telomere, verglichen mit bewegungsarmen Menschen, berichteten die Studienautoren. Kurze Telomere stehen für eine fortgeschrittene Alterung, wobei sich dies auf den gesamten Organismus auswirkt. Nicht nur die Alterung des Gehirns, sondern das gesamten Körpers kann demnach durch hohe körperliche Aktivität gebremst werden. (fp)
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