Ein Bluttransfusion kann tödlich enden, wenn Männer Blut von Müttern bekommen
Wenn Männer beispielsweise nach einem Unfall eine Transfusion benötigen, ist nicht nur die Blutgruppe ausschlaggebend, sondern auch die Frage, von wem das Blut kommt. Forscher fanden jetzt bei einer Untersuchung heraus, dass Männer nach Transfusionen häufiger versterben, wenn das Blut dabei von Frauen kommt, welche bereits ein Kind geboren haben.
Bei einer Transfusion für Männer müssen Mediziner in Zukunft darauf achten, wer das Blut gespendet hat. Handelt es sich dabei um eine Frau, welche bereits MUtter ist, führt dies für die Männer zu einer erhöhten Gefahr zu versterben. Die niederländischen Wissenschaftler vom Leiden University Medical Center veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in der international anerkannten Fachzeitschrift „JAMA“.
Eine Blutspende kann für Männer lebensgefährliche Auswirkungen haben
Das eine Blutspende Leben retten kann, sollten die meisten Menschen schon einmal gehört haben. Allerdings scheint es bei dieser Aussage entscheidende Einschränkungen zu geben. Das Blut von Frauen, die bereits eine Schwangerschaft hinter sich haben, wird von Männern nicht so gut vertragen. Wenn Männer eine Transfusion mit solchem Blut erhalten, versterben sie in der Folge häufiger, erläutern die Mediziner. Die Sterberate sei deutlich niedriger, wenn Männer das Blut von anderen Männern erhalten oder von Frauen, welche zuvor noch nicht schwanger waren.
Experten analysieren die Daten von mehr als 31.000 niederländischen Krankenhauspatienten
Für ihre Untersuchung hatten die Forscher die Daten von mehr als 31.000 Patienten analysiert. Die Teilnehmer waren dabei im Schnitt etwa 65 Jahre alt. Die betroffenen Menschen hatten im Zeitraum zwischen dem Jahr 2005 und 2015 eine Bluttransfusion in einem von sechs niederländischen Krankenhäusern erhalten.
Knapp 4.000 Probanden verstarben nach der Blutspende
Im Verlauf der niederländischen Untersuchung verstarben fast 4.000 Empfänger einer Blutspende. Es war auffällig, dass das Risiko, nach einer solchen Blutspende zu versterben, nicht bei allen Empfängern gleich hoch war, sagen die Wissenschaftler. Die Mediziner stellten fest, dass jedes Jahr zehn Prozent der Männer verstarben, welche zuvor eine Blutspende von Müttern erhalten hatten. Die Sterberate war geringer, wenn zur Transfusion das Blut eines anderen Mannes oder einer Frau ohne eine vorherige Schwangerschaft verwendet wurde.
Frauen haben eine geringeres Risiko nach einer Blutspende zu versterben
Das Risiko zu versterben war besonders groß, wenn die Männer im Alter unter 50 Jahren waren. Diese Männer scheinen das Blut von Frauen, welche bereits eine Schwangerschaft durchgemacht haben, generell schlechter zu vertragen, berichten die Forscher. Bei Frauen sieht es dagegen ganz anders aus. Es macht keinen wirklich bedeutsamen Unterschied, von wem Frauen eine Transfusion erhalten. Generell waren die Sterberaten von Frauen nach Blutspenden geringer, erläutern die Autoren. Die Ergebnisse der Untersuchung zeigten, dass nur sieben Prozent der Frauen starben, wenn sie das Blut einer Frau mit einer vorherigen Schwangerschaft erhalten hatten. Die Wahrscheinlichkeit zu versterben lag bei sechs Prozent, wenn das gespendete Blut von einem Mann stammte.
Sind Antikörper im Blut von Müttern gefährlich für Männer?
Die Mediziner vermuten, dass bestimmte Antikörper im Blut von Müttern für dieses Phänomen verantwortlich sein könnten. Die Antikörper bilden sich, um das noch ungeborene Kind vor verschiedenen Infektionen zu schützen. Aber auch nach der Geburt des Babys bleiben solche Antikörper im Blutkreislauf der Mutter erhalten. Wenn dieses Blut dann durch eine Transfusion in den Körper eines Mannes gelangt, kann es dort zu gesundheitlichen Problemen oder sogar dem Tod führen, erklären die Wissenschaftler.
Was ist die Haupttodesursache für Männer nach einer Transfusion?
Bei der Studie fiel auf, dass die häufigste Todesursache der Patienten die sogenannte Transfusionsassoziierte Lungeninsuffizienz war. Dies ist eine sehr gefährliche und potenziell tödliche Entzündung der Lungen, erläutern die Mediziner. Solch eine Erkrankung entwickelt sich häufiger nach einer Transfusion, wenn das gespendete Blut von einer Frau stammte, welche zuvor bereits schwanger war.
Ergebnisse von anderen Studien waren widersprüchlich
Bereits zuvor hatten Wissenschaftler bei verschiedenen Studien herausgefunden, dass es mögliche Zusammenhänge zwischen dem Geschlecht und dem Risiko, nach einer Transfusion frühzeitig zu versterben, gibt. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen waren allerdings recht widersprüchlich, erklären die Forscher. Im Juni hatte beispielsweise die bislang größte Studie schwedischer und dänischer Mediziner ergeben, dass es keinen feststellbaren Zusammenhang gibt.
Weitere Forschung ist nötig
Weitere Studien müssen die festgestellten Ergebnisse untermauern und bestätigen. Der zuständige Mechanismus, welcher das Blut von Müttern für jüngere Männer so gefährlich macht, muss dringend besser verstanden werden. Es ist auch interessant, warum diese Gefahr nicht für Frauen und ältere Männer besteht. Bis solche Untersuchungen durchgeführt worden sind, sollten die geltenden Kriterien für eine Blutspende nicht verändert werden, raten die Experten. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
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