Bronchopulmonale Dysplasie: Bessere Diagnose für Neugeborene
Die gefährliche Lungenerkrankung mit der Bezeichnung Bronchopulmonale Dysplasie (BPD) betrifft Babys. Wenn Neugeborene an der Lungenerkrankung leiden, werden sie dies wahrscheinlich ihr gesamtes weiteres Leben tun. Besonders gefährdet an Bronchopulmonale Dysplasie zu erkranken sind Frühgeborene, welche mit einem Gewicht unter 1.500 Gramm zur Welt kommen. Forscher entwickelten jetzt ein Verfahren, mit dem in Zukunft eine frühe und sichere Diagnose von BDP ermöglicht werden könnte.
Die Wissenschaftler der Universität München stellten bei ihrer Untersuchung fest, dass ein neu entwickeltes Verfahren zur Diagnose der Bronchopulmonale Dysplasie (BPD) sehr effektiv zu funktionieren scheint. Die Mediziner veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in der Fachzeitschrift „American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine“.
Frühgeborene haben ein besonders hohes Risiko
Wenn Frühgeborene unter 1.500 Gramm wiegen, haben sie ein erhöhtes Risiko, an der Bronchopulmonalen Dysplasie zu erkranken. Die Erkrankung kann aber auch Neugeborene mit einem normalen Körpergewicht betreffen, erklärt Dr. Anne Hilgendorff, die Leiterin des Zentrums für Comprehensive Developmental Care am Dr. von Haunerschen Kinderspital und dem integrierten Sozialpädiatrischen Zentrum am Klinikum der Universität München.
Die Lunge entwickelt sich bei Neugeborenen erst spät
Bei heranwachsenden Babys gehört die Lunge zu den sich am spätesten entwickelnden Organen. Wenn Babys zu früh geboren werden, ist ihre Lunge noch nicht vollständig ausgereift. Dies macht sie für verschiedene Komplikation empfänglich, wie beispielsweise das Atemnotsyndrom. Betroffene haben außerdem im späteren Leben ein erhöhtes Risiko eine chronischen Lungenerkrankung (wie BPD) zu erleiden. Das Forscherteam um die Expertin Dr. Anne Hilgendorff und den Neonatologen Dr. Kai Martin Förster vom Perinatalzentrum am LMU-Klinikum entwickelten jetzt ein Verfahren, mit dem eine frühzeitige und effektive Diagnose von Bronchopulmonaler Dysplasie ermöglicht wird.
Bei der Geburt mangelt es Neugeborenen an voll ausgebildeten Lungenbläschen
Babys mangelt es bei ihrer Geburt an bereits voll ausgebildeten Lungenbläschen. Außerdem fehlen den Neugeborenen auch die entsprechenden Blutgefäße, um damit den Sauerstoff aus den Lungenbläschen aufzunehmen. So entsteht ein erhöhter Sauerstoffbedarf und eine verstärkte Atemanstrengung. Eine künstliche Beatmung kann das Überleben der betroffenen Kinder sichern. Auch eine Langzeitbehandlung mit Sauerstoff kann zur Bekämpfung der akuten Atemnot eingesetzt werden. Solch eine Behandlung ist aber sozusagen ein zweischneidiges Schwert. „Die künstliche Beatmung und Sauerstoffzufuhr tragen signifikant zur Entwicklung der chronischen Komplikation, der BPD bei”, erklärt Dr. Anne Hilgendorff in einer Pressemitteilung des Helmholtz Zentrums München.
BPD wird bei Neugeborenen nicht rechtzeitig erkannt
Bisher gab es das Problem, dass BPD nicht rechtzeitig sicher erkannt wird, um so bereits kurz nach der Geburt eine wirksame Behandlung einzuleiten. Betroffene Kinder werden wegen des möglichen Risikos nur aufmerksam medizinisch beobachtet.
Mediziner untersuchen Blutproben von Neugeborenen
Die Wissenschaftler analysierten bei ihrer Untersuchung in der ersten Lebenswoche genommene Blutplasmaproben von insgesamt 35 Frühgeborenen. Diese Proben wurden dann mit der Hilfe einer innovativen HighTech-Methode untersucht. So wollten die Experten Veränderungen aller detektierbaren Proteine feststellen. Die Untersuchung wurde dann noch einmal am 28. Lebenstag der Neugeborenen wiederholt.
Drei Eiweiße tragen scheinbar zur Entstehung der Krankheit bei
Zur Auswertung der gewonnenen Daten haben die Wissenschaftler ein statistisches Modell entwickelt, um zu bestimmen welche Babys bereits direkt nach der Geburt eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für eine sich anbahnende Bronchopulmonale Dysplasie aufweisen. Bei der Analyse waren drei weiße Eiweiße besonders auffällig. Diese Proteine werden verdächtigt, zur Entstehung der Krankheit beizutragen, sagt Dr. Anne Hilgendorff. Durch eine Analyse dieses Systems könne der Umbau der Lungenbläschen, der Stand der Gefäßentwicklung und die Entzündungsreaktion festgestellt werden.
Weitere Forschung ist nötig
Eine weitere Studie muss jetzt die festgestellten Ergebnisse bestätigen. Wenn diese Resultate wieder positiv sind, muss dringend ein einfacher Test entwickelt werden, welcher ausschließlich die drei sogenannten Marker-Proteine analysiert und nicht alle 1129 Eiweiße, erklären die Experten. Ein solches Verfahren würde eine frühzeitige Diagnose bei Neugeborenen erheblich erleichtern. So könnte auch eine nachfolgende Behandlung effektiver werden. Die normalerweise zur Behandlung eingesetzten Optionen der Therapie sind Kortison, Vitamin A und die Optimierung der Flüssigkeitszufuhr und der Beatmungssituation. Wenn die Proteine wirklich eine zuverlässige Form der Risikozuordnung direkt nach der Geburt sind, werden auch weitere Untersuchungen zu neuen Formen der Behandlung ermöglicht. (as)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.