Mediziner stellen fest, dass die Einnahme von Blutverdünnern das Demenz-Risiko senkt
Eine Erkrankung durch Demenz betrifft das Leben von vielen älteren Menschen auf der Welt. Forscher fanden jetzt heraus, dass sogenannte Blutverdünner, welche normalerweise zur Behandlung von Vorhofflimmern eingesetzt werden, auch zu einem verbesserten Schutz vor Demenz beitragen. Das Risiko, an Demenz zu erkranken, wird durch die Einnahme um 48 Prozent reduziert, verglichen mit Menschen, welche keine Blutverdünner verwendeten.
Die Wissenschaftler des Karolinska Instituts in Schweden stellten bei ihrer Untersuchung fest, dass Blutverdünner gegen Vorhofflimmern effektiv zur Behandlung von Demenz eingesetzt werden können. Die Mediziner veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in der Fachzeitschrift „European Heart Journal“.
Die Einnahme von Blutverdünnen reduzierte das Risiko an Demenz zu erkranken um 29 Prozent
Die aktuelle Studie suchte nach einem Zusammenhang zwischen einer Therapie mit Gerinnungshemmern und dem Auftreten von Demenz. Bei ihrer Untersuchung analysierten die Experten die Gesundheitsdaten von mehr als 444.000 schwedischen Patienten mit Vorhofflimmern. Untersucht wurden alle Menschen in Schweden, welche zwischen dem Jahr 2006 und dem Jahr 2014 eine Diagnose von Vorhofflimmern erhalten hatten. Bei diesen Untersuchungen wurde bei 26.210 Patienten eine Demenzerkrankung diagnostiziert. Wenn die Teilnehmer zu Beginn der Studie einen Gerinnungshemmer nahmen, wurde dadurch die Bildung von Blutgerinnseln verhindert. Solche Patienten hatten durch die Einnahme außerdem ein um 29 Prozent vermindertes Risiko für die Entwicklung von Demenz, verglichen mit Menschen, welche keine Gerinnungshemmer einnahmen.
Langfristige Einnahme reduziert Demenz-Risiko um fast 50 Prozent
Wenn solche Gerinnungshemmer über einen längeren Zeitraum eingenommen werden, wirkt sich die Einnahme noch stärker auf die Wahrscheinlichkeit einer Demenz-Erkrankung aus. Das Demenz-Risiko wird durch die langfristige Einnahme sogar um fast 50 Prozent reduziert, erklären die Wissenschaftler im Team um Dr. Leif Friberg vom Karolinska Institut.
Welche Mittel werden zur Blutverdünnung eingesetzt?
Die Wissenschaftler betrachten die Ergebnisse ihrer Untersuchung als einen starken Hinweis dafür, dass bestimmte Mittel zur Blutverdünnung (Antikoagulantien) tatsächlich vor Demenz schützen können. Normalerweise werden Blutverdünner dazu verwendet, bei Menschen mit Vorhofflimmern Schlaganfällen zu verhindern. Zu den bei Vorhofflimmern vorgeschriebenen Blutverdünnern gehörten beispielsweise Medikamente wie Warfarin, Apixaban, Dabigatran, Edoxaban und Rivaroxaban. Bei der Studie konnte kein Unterschied bei der Prävention von Demenz gefunden werden, wenn statt der neueren Antikoagulantien ältere Blutverdünnungsmittel wie Warfarin verwendet wurden, erläutern die Experten aus Schweden.
Mikroskopischen Schlaganfälle und ihre Folgen
Blutverdünner sollen eigentlich die Entstehung von größeren Blutgerinnseln verhindern. Solche Blutgerinnsel können zu einem Schlaganfall beitragen. Die Mediziner vermuteten aus diesem Grund, dass sie auch vor kleineren Gerinnseln schützen. Solche kleinen Gerinnsel können ebenfalls gefährliche Folgen für die Gesundheit der Menschen haben. Sie können sogar zu sogenannten mikroskopischen Schlaganfällen führen, welche vollkommen unbemerkt verlaufenden können, fügen die Autoren hinzu. Solche mikroskopischen Schlaganfälle führen dann zu einer Verschlechterung der kognitiven Fähigkeiten der Betroffenen.
Eine rechtzeitige Verwendung von Blutverdünnern ist wichtig für den Schutz vor Demenz
Der Schutzeffekt vor einer Demenz-Erkrankung scheint umso größer zu sein, umso eher Betroffene mit der Einnahme der blutverdünnenden Medikamente begannen, nachdem sie die Diagnose einer Herzrhythmusstörung erhalten hatten, erklären die Wissenschaftler. Die Experten vermuten deswegen, dass eine möglichst zeitnahe Verwendung von Blutverdünnern nach einer Diagnose von Vorhofflimmern wirklich wichtig für die Reduzierung der Wahrscheinlichkeit von Demenz sein könnte. Die Gerinnungshemmer sollten nicht einfach von den Betroffenen abgesetzt werden. Auch Ärzte sollten ihre Patienten keinesfalls ohne einen guten Grund davon abbringen, orale Antikoagulanzien zu verwenden, rät der Autor Dr. Friberg.
Weitere Forschung ist nötig
Die Verbindung zwischen Medikamenten zur Blutverdünnung und der Wahrscheinlichkeit der Entstehung von Demenz muss dringend weiter untersucht werden. Die Ergebnisse sollten jetzt hoffentlich durch andere laufende Studien in diesem Bereich bekräftigt werden, sagen die Autoren. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
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