Neue Ergebnisse könnten zu einer verbesserten Behandlung von Krebs führen
Bei der Behandlung von Krebserkrankungen mit der Hilfe einer Chemotherapie kann es vorkommen, dass es es zunächst so erscheint, als ob der Krebs komplett besiegt wurde, dann vermehren sich die überlebenden Krebszellen wieder und die Erkrankung bricht erneut aus. Sogenannte Schläferzellen überleben häufig die Therapie und breiten sich nach der Behandlung wieder aus. Diese Zellen können allerdings mit der Hilfe von Medikamenten gezielt vernichtet werden, wenn sie Defekte der DNA-Reparatur aufweisen.
Wenn Menschen an Krebs erkrankt sind, besteht nach einer Chemotherapie die Gefahr, dass bestimmte Schläferzellen von der Behandlung nicht betroffen wurden. Dies führt dazu, dass der Krebs sich erneut ausbreitet. Forscher fanden heraus, dass sogenannte Schläferzellen vernichtet werden können, wenn sie spezifische Defekte aufweisen. Dies könnte zu einer effektiveren Behandlung von Krebs führen. Die Wissenschaftler veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in der Fachzeitschrift „Clinical Cancer Research“.
Manche Krebszellen überleben eine Chemotherapie und vermehren sich erneut
Häufig verläuft eine Chemotherapie zunächst vielversprechend, selbst wenn sich der Tumor schon auf anderes Gewebe ausgebreitet hat. Es kann vorkommen, dass Mediziner annehmen, der Krebs sei besiegt, doch dann taucht er erneut auf. In solchen Fällen haben leider einige Krebszellen die Chemotherapie überlebt. Diese Zellen beginnen anschließend sich wieder zu vermehren. Manchmal sprechen die Krebszellen zunächst auf eine erneute Therapie an, doch oft entwickeln die Zellen eine Resistenz gegen alle Methoden der Therapie, erläutern die Experten.
Warum überstehen manche Tumorzellen eine Chemotherapie?
Die Wissenschaftler wollten herausfinden, wieso einzelne Tumorzellen manchmal die Therapie überleben. Bei ihrer Untersuchung stellten die Forscher dann fest, dass sogenannte Schläferzellen in der Lage sind, der Chemotherapie zu entgehen. Diese Zellen überstehen die Chemotherapie, indem sie eine kurzfristige Wachstumspause einlegen. Die Zellen werden dann nicht von der Behandlung erfasst, weil eine Chemotherapie sich vor allem gegen aktive, sich teilende Tumorzellen richtet. Wenn die Therapie beendet wird, fangen die Schläferzellen wieder an sich zu vermehren. Wenn solche Schläferzellen allerdings eine spezifische Mutation aufweisen, können sie mit der Hilfe von Medikamenten zerstört werden, betonen die Wissenschaftler.
Wie können wir sogenannte Medikamente-tolerante Zellen vernichten?
Wenn die Tumorzellen eine solche Chemotherapie überlebt haben, werden sie als Medikamente-tolerante Zellen bezeichnet, erklärt Autor Sven Rottenberg von der Vetsuisse Fakultät der Universität Bern. Natürlich stellt sich in diesem Fall die Frage, wie solche Zellen vernichtet werden können.
Welchen Erfolg erzielt eine Immuntherapie?
Die Immuntherapie führt bei bestimmten Arten von Krebs (Leukämien oder Melanome) zu enormen Fortschritten. Bei dieser Behandlung wird durch eine Stärkung des Immunsystems erreicht, dass bei einigen Betroffenen die medikamenten-toleranten Zellen vernichtet werden können. Der Erfolg einer solchen neuartigen Immuntherapie bei anderen häufig auftretenden Tumoren ist allerdings relativ bescheiden. Die Nachteile der Behandlung sind auftretende Nebenwirkungen und hohe Kosten.
DNA-Schäden in Tumoren können zu einer verbesserten Behandlung führen
In einem Versuch an Mäusen stellten die Wissenschaftler fest, dass Brusttumore mit einem spezifischen Defekt in der DNA-Reparatur geheilt werden können, wenn etablierte und kostengünstige Medikamente zur Chemotherapie verwendet werden. Dafür muss allerdings zunächst erreicht werden, dass genügend Schäden der DNA in den ruhenden Tumoren entstehen.
Ergebnisse könnten verbesserte Behandlung von verschiedenen Krebsarten ermöglichen
Durch die neuen Ergebnisse könnte in Zukunft die Therapie von Brust-, Eierstock- und Prostatakrebs entscheidend verbessert werden. Heutzutage werden Krebserkrankungen nicht mehr nur nach Ursprung des Gewebes eingeteilt und behandelt, es werden außerdem bestimmte Analysen durchgeführt, um individuelle Mutationen zu finden, welche für eine Therapie genutzt werden können, erläutern die Wissenschaftler. Zu solchen Analysen gehören beispielsweise die Sequenzierung von Genen und eine Suche nach bestimmten Proteinen, sagen die Forscher.
Defekte bei der DNA-Reparatur entstehen durch eine Fehlfunktion von Proteinen, welche zur Reparatur von DNA-Schäden in gesunden Körperzellen genutzt werden. Sind solche Proteine inaktiv, ist die Folge eine fehlerhafte Reparatur. Schläferzellen mit Defekten bei der DNA-Reparatur sind anfällig für bestimmte Stoffe, welche die DNA schädigen können. Solche Medikamente betreffen nicht nur Krebszellen, sondern auch gesunde Zellen. Verglichen mit normalen Zellen, sind Tumorzellen allerdings deutlich empfindlicher für eine solche Art der Behandlung, weil sie nicht in der Lage sind, die Schäden effektiv zu reparieren.
DNA-Crosslinker könnten zur Behandlung von Krebsarten mit geschädigter DNA eingesetzt werden
Bei dem Versuch an Mäusen stellte sich heraus, dass sogenannte DNA-Crosslinker sehr effektiv zur Behandlung eingesetzt werden können. Solche DNA-Crosslinker sind bereits seit einer längeren Zeit auf dem Markt erhältlich. Bisher wurden sie allerdings nicht zur Behandlung von Krebsarten mit geschädigter DNA-Reparatur eingesetzt.
Behandlung mit DNA-Crosslinker hat starke Nebenwirkungen
Leider haben diese DNA-Crosslinker starke Nebenwirkungen, wie beispielsweise Schädigungen des Knochenmarks, welche auch bei den meisten anderen Medikamenten gegen Krebs auftreten. Auftretende Nebenwirkungen können bei manchen Patienten durch eine sogenannte Stammzelltransplantation ausgeglichen werden, erklären die Autoren. Bei einigen klinischen Versuchen in den Niederlanden sei es bereits gelungen, durch eine intensivierte Chemotherapie bei einigen Patienten mit bereits metastasierten Brustkrebs eine Heilung zu erreichen, fügt Rottenberg hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.