Flüssigkeit aus Regenwürmern zerstört Lungenkrebszellen
Rund jeder vierte Mensch in der Europäischen Union stirbt an Krebs. Lungenkrebs ist die häufigste Krebs-Todesursache in Europa. Zur Behandlung der Patienten kommen neben der operativen Entfernung des Tumors auch eine Chemotherapie und/oder Bestrahlung in Frage. Möglicherweise könnte in Zukunft auch eine aus Regenwürmern gewonnene Flüssigkeit gegen Lungenkrebs helfen.
Eine aus Regenwürmern gewonnene Flüssigkeit
Obwohl Lungenkrebs die häufigste Krebs-Todesursache in Europa ist, wird diese Krebsart laut Gesundheitsexperten noch immer unterschätzt. Wie der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) auf seiner Webseite erläutert, kommen zur Behandlung – je nach „Krebstyp“ – neben der operativen Entfernung des Tumors auch eine Chemotherapie und/oder Bestrahlung sowie Medikamente in Frage. In Zukunft könnte womöglich auch eine aus Regenwürmern gewonnene Flüssigkeit zur Therapie von Lungenkrebs beitragen.
Tiere helfen bei der Heilung von Menschen
Schlangengift gegen Bluthochdruck, Blutegeltherapie gegen Arthrose, Würmer gegen chronisch entzündliche Darmerkrankungen:
Tiere und ihre Gifte beziehungsweise Körperflüssigkeiten werden immer wieder eingesetzt, um Menschen zu heilen. Nicht bei allen Methoden ist die Wirksamkeit wissenschaftlich belegt.
Noch ganz am Anfang sind Wissenschaftler bei der Erforschung einer aus Regenwürmern gewonnen Flüssigkeit, die gegen Lungenkrebs helfen soll.
Arzneimittel gegen Lungenkrebs
Polnische Forscher von zwei Universitäten in Lublin untersuchten eine aus der Leibeshöhle von Regenwürmern gewonnene Flüssigkeit, die möglicherweise bei der Entwicklung eines Arzneimittels gegen Lungenkrebs eingesetzt werden könnte.
Diese Substanz zerstörte in Laboruntersuchungen 80 Prozent der Lungenkrebszellen und war gleichzeitig für normale Zellen nicht toxisch, berichtet das Portal „Science & Scholarship in Poland“.
In ersten Tests sei die Substanz noch wenig überzeugend gewesen, da sie auch gesundem Geweben schadete, erklärten die Wissenschaftler von der Maria Curie-Skłodowska University und der Medical University of Lublin. Daraufhin veränderten die Forscher die Aufbereitung der Flüssigkeit.
Forschung noch am Anfang
Dem Bericht zufolge wird das Präparat nun weiteren Tests unterzogen, um festzustellen, ob es zur Entwicklung eines Arzneimittels verwendet werden kann.
„Wir befinden uns am Ende der ersten Phase der Erforschung von Zellen, die außerhalb des Körpers wachsen, und im nächsten Schritt untersuchen wir die Wirkung dieser Präparate auf den Organismus von Labortieren“, sagte Prof. Jolanta Rzymowska von der Medizinischen Universität Lublin.
Die Expertin geht davon aus, dass nach den Tests über eine klinische Anwendung nachgedacht werden kann.
Toxische Wirkung war bereits länger bekannt
Die toxische Wirkung der aus dem Regenwurm-Zölom gewonnenen Flüssigkeit war schon früher von Wissenschaftlern beschrieben worden.
Laut Dr. Marta Fiołka von der Maria Curie-Skłodowska University ist aus Veröffentlichungen bekannt, dass diese Flüssigkeit sehr giftig ist und rote Blutkörperchen in wenigen Minuten auseinander bricht.
Sie ist nicht nur für Lungenkrebs-, sondern auch für normale Zellen in den Bronchien giftig. Die Forscher haben daher nach Wegen gesucht, die Toxizität „gegenüber normalen Zellen zu eliminieren“, so die Wissenschaftlerin.
Erreicht wurde dies durch Erhitzen der Flüssigkeit und die richtige Proteinkonzentration in der Zubereitung.
Regenwürmer werden mit leichten Stromstößen gemolken
Um an die Substanz zu gelangen, werden die Regenwürmer mit schwachen Stromstößen (4,5 Volt) gemolken.
Die Zölomflüssigkeit wird Dr. Fiolek zufolge zusammen mit Blutzellen durch die Löcher auf der Seite des Regenwürmchens ausgestoßen.
Die Flüssigkeit wird dann durch Zentrifugieren von den Zellen getrennt, durch bakteriologische Filter filtriert und dann erhitzt.
Aus einem Regenwurm können etwa 100 Mikroliter dieser Flüssigkeit gewonnen werden. „Dies sind sehr kleine Mengen“ – betonte Dr. Fiołka.
Laut den Forschern sei es noch zu früh, um zu bestimmen, wie viel davon gebraucht wird, um ein Medikament zu produzieren. Unklar sei auch, wie lange die Forschung noch dauern wird.
„Unsere Begeisterung drängt uns dazu, unsere Forschung fortzusetzen, obwohl sie moderat sein muss, weil man zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen kann, ob ein therapeutisches Präparat herauskommt. Das ist die Vorbereitungsphase der Laborforschung“, betonte Prof. Rzymowska. (ad)
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