Hepatitis-C-Medikamente werden in Zukunft viel billiger
Bei der Behandlung von Hepatitis-C gibt es für viele Betroffene das Problem, dass sie sich die benötigten Medikamente einfach nicht leisten können. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen gab jetzt bekannt, dass durch sogenannte Generika der Preis für eine Behandlung massiv reduziert werden kann. Die Organisation schloss Vereinbarungen mit Generika-Herstellern ab, um so Millionen von Patienten eine Behandlung zu ermöglichen.
Die Experten von Ärzte ohne Grenzen haben mit den Herstellern von Generika fairere Preise ausgehandelt, welche in Zukunft eine Behandlung von Hepatitis-C bei Millionen von Erkrankten ermöglichen werden. Die Mediziner veröffentlichten eine Pressemitteilung zu den Ergebnissen ihrer Verhandlungen.
Preise für Hepatitis-C-Medikamente werden stark reduziert
Beim diesjährigen Welt-Hepatitis-Gipfel im brasilianischen São Paolo gaben die Mediziner von Ärzte ohne Grenzen bekannt, dass dank der Verhandlungen mit den Herstellern die Preise für Medikamente gegen Hepatitis-C drastisch reduziert werden. In Zukunft wird es die für die Behandlung entscheidenden Medikamente für einen Preis von nur 1,40 US-Dollar pro Tagesdosis oder 120 US-Dollar für eine zwölfwöchige Behandlung geben.
Millionen Erkrankte werden von den neuen Preisen profitieren
Bisher lag der ursprüngliche Preis für eine 12-Wochen-Behandlung der Pharmahersteller Gilead und Bristol-Myers Squibb (BMS) in den USA bei 147.000 US-Dollar. Im Jahr 2015 musste die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen den Unternehmen noch bis zu 1.800 US-Dollar pro 12-Wochen-Therapie bezahlen. Die ausgehandelten Senkungen der Preise könnten dazu führen, dass Millionen Patienten in Zukunft eine Behandlung ermöglicht wird.
Welche Kosten entstanden bisher durch eine Behandlung von Hepatitis-C?
Der Hersteller Gilead verkaufte das Medikament Sofosbuvir in den USA seit dem Jahr 2013 zum Preis von ursprünglich 1.000 US-Dollar pro Tablette. Die Kosten für eine Tablette Daclatasvir von BMS betrugen im Jahr 2015 750 US-Dollar. Die gesamten Kosten für eine Behandlung über einen Zeitraum von 12 Wochen belaufen sich so in den USA auf enorme 147.000 US-Dollar.
Patienten müssen sich die Medikamente für eine Behandlung leisten können
Leider verlangen die Hersteller auch in vielen Entwicklungsländern exorbitante Preise für ihre Medikamente. Dadurch werden Programme zu Behandlung ausgebremst und nur wenige Patienten profitieren von den Medikamenten. „Was bringen bahnbrechende neue Medikamente, wenn die Patienten sich die Behandlung nicht leisten können”, fragt Jessica Burry, Pharmazeutin der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen in der Pressemitteilung.
Regierungen müssen Zugang zu bezahlbaren Generika haben
Die Preise für Hepatitis-C-Medikamente sind so hoch, dass die meisten Patienten sie nicht aus eigener Tasche bezahlen können. Selbst Regierungen haben ihre Probleme damit, die Behandlung im öffentlichen Gesundheitssystem zu gewährleisten. Im Gegensatz dazu reduzieren sich aber die Preise für generische Präparate immer weiter, sagen die Experten. Regierungen müssen Zugang zu bezahlbaren Generika bekommen, nur so können sie die Behandlung von Millionen Menschen ermöglichen, betont die Hilforganisation Ärzte ohne Grenzen. In Malaysia würden beispielsweise Zwangslizenzen ausgestellt, wenn durch Patente der Zugang zu lebensnotwendigen Behandlungen verhindert wird.
Preise für eine Therapie haben sich reduziert
Noch im Jahr 2015 zahlte die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen einen Preis zwischen 1.400 und 1.800 US-Dollar für eine Therapie mit den Medikamenten Sofosbuvir und Daclatasvir von Gilead und BMS. Heute sind die Preise für eine Behandlung deutlich niedriger. Sie liegen bei nur noch 120 US-Dollar, dank qualitativ absolut gleichwertiger Generika, berichtet die Hilfsorganisation.
71 Millionen Menschen mit chronischer Hepatitis-C auf der Welt
Auf der ganzen Welt gibt es etwa 71 Millionen Menschen mit chronischer Hepatitis-C. Viele der Betroffenen (72 Prozent) leben dabei in Ländern mit einem niedrigen und mittleren Einkommen. Sogenannte direkt wirkende antivirale Medikamente (direct-acting antiviral medicines, DAA) sind ein wichtiger Durchbruch bei der Behandlung von Hepatitis-C. Sie führen zu Heilungsraten von bis zu 95 Prozent, mit gleichzeitig viel weniger Nebenwirkungen als zuvor, erklären die Mediziner. Der Zugang zu diesen antiviralen Medikamenten werde allerdings durch die sehr hohen Preise erschwert. Aus diesem Grund wird in vielen Ländern die Behandlung nur Menschen in weit fortgeschrittenen Stadien der Erkrankung ermöglicht.
69 Millionen Erkrankte werden immer noch nicht behandelt
Drei Jahre nach der Einführung des Medikaments Sofosbuvir wurden weltweit schätzungsweise nur etwa 2,1 Millionen Patienten mit dem Medikament behandelt. Ganze 69 Millionen Betroffene haben immer noch keinen Zugang zu den für sie so wichtigen Medikamente. Durch die extrem hohen Preise werden gerade Länder mit öffentlich finanzierter allgemeiner Gesundheitsversorgung finanziell stark belastet. Eine Behandlung wird hierdurch nicht nur in Entwicklungsländern, sondern beispielsweise auch in Ländern wie Australien, Italien, Kanada und den USA beschränkt. Dies erinnert an die Anfänge der Behandlung von HIV.
Hilfsorganisation ermöglicht eine Behandlung mit erschwinglichen Kosten
Die Forscher von Ärzte ohne Grenzen und andere Wissenschaftler haben etwa zwei Jahrzehnten hart dafür gekämpft, den Zugang zu Generika zu erhalten und die Preise für HIV-Medikamente stark zu reduzieren, erläutert der Experte Mickael Le Paih von Ärzte ohne Grenzen in Kambodscha. „Die Geschichte wiederholt sich mit Hepatitis C – die Medikamente, die wir benötigen, sind wieder zu teuer, aber wir finden Wege, um die Behandlung erschwinglich zu machen, damit unsere Patienten geheilt werden können“, so der Mediziner in der Pressemitteilung. In insgesamt elf Ländern werden Patienten mit Hepatitis-C von der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen behandelt. Seit dem Jahr 2015 wurden knapp 5.000 Patienten mit sogenannten direkt wirkenden antiviralen Medikamenten (DAA) versorgt. Die Heilungsraten dieser Behandlungen sind sehr zufriedenstellend, eine abgeschlossene Therapie führte bei 94,9 Prozent der Betroffenen zu einer Heilung. (as)
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Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.