Gefährlicher Erreger: Usutu-Virus bei Vögeln breitet sich immer weiter aus
Im Jahr 2010 wurde das tropische Usutu-Virus, das durch Stechmücken auf Vögel übertragen wird, erstmalig in Deutschland festgestellt. In den folgenden Jahren sorgte der Erreger immer wieder für regionales Vogelsterben. Aktuell gibt es in Nordrhein-Westfalen eine heftige Infektionswelle mit dem gefährlichen Virus. Sind auch Menschen gefährdet?
Massensterben von Amseln durch Usutu-Virus
„Nach dem ersten Nachweis des durch Stechmücken übertragenen Usutu-Virus in Deutschland im Jahr 2010 kam es in den Jahren 2011/2012 zu einem großräumigen Ausbruch des Virus, der ein Massensterben von Amseln in Südwestdeutschland verursachte“, erklärt das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) auf seiner Webseite. In den darauffolgenden Jahren zirkulierte der Erreger weiterhin im Land und löste im vergangenen Jahr ein massenhaftes Vogelsterben aus. Aktuell infizieren sich in Nordrhein-Westfalen viele Vögel mit dem gefährlichen Virus.
Großteil der Verdachtsfälle aus NRW
In NRW gibt es derzeit bei Amseln eine heftige Infektionswelle mit dem tropischen Usutu-Virus.
Wie der Vogelschutzexperte des Naturschutzbundes (NABU), Marius Adrion, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur erklärte, seien 2017 schon mehr als 500 Verdachtsfälle aus NRW gemeldet worden.
Damit kommt ein Großteil der in diesem Jahr bundesweit 1.380 Meldungen aus NRW. Am BNITIM wurden bislang rund 130 tote Vögel auf das ursprünglich aus Südafrika stammende Virus getestet; in 45 Vögeln konnte es nachgewiesen werden.
Nicht nur Amseln betroffen
Kranke Tiere können durch ihr Verhalten erkannt werden. „Infizierte Vögel wirken offensichtlich krank, apathisch, flüchten nicht mehr und sterben meist innerhalb weniger Tage“, schreibt der NABU in einer Mitteilung. Helfen kann man den Tieren laut den Naturschützern nicht.
„Fast immer sind es Amseln, bei denen diese Krankheit festgestellt wird, weshalb die Usutu-Epidemie auch als ‚Amselsterben‘ bekannt wurde. Allerdings werden auch andere Vogelarten von diesem Virus befallen und können daran sterben“, so die Experten.
Im Herbst und Winter dürfte es kaum neue Fälle geben. Weil der Erreger von Stechmücken übertragen wird, ist die Krankheit in Deutschland auf die warme Jahreszeit beschränkt.
Angesichts der Mückenplage hatte der NABU in einigen Regionen in diesem Sommer vermehrt Infektionen vermutet.
Bürger waren dazu aufgerufen worden, kranke und tote Tiere online zu melden oder auch die Kadaver einzuschicken.
Gefahr für Menschen?
Laut dem Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin erfolgt die Übertragung von Usutu-Viren auf den Menschen eher zufällig (ebenfalls über Stechmücken) und kann zum Usutu-Fieber führen.
Zu den Symptomen gehören Fieber, Kopfschmerzen und Hautausschläge; in seltenen Fällen kann es zu einer Gehirnentzündung kommen.
Dem BNITM zufolge wurden hierzulande bisher zwei Infektionen entdeckt, die bei den betroffenen Personen jedoch keine Erkrankungen auslösten. „Da die Personen keine Reisen unternommen hatten, mussten sie sich in Deutschland angesteckt haben“, schreiben die Experten.
„Eine Infektion mit dem Usutu-Virus scheint also in Deutschland möglich, ist aber noch kein Grund zu Sorge und wird von Blutspendezentren gemeinsam mit wissenschaftlichen Institutionen weiter beobachtet.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.