Tätowierte Australierin darf ihr Baby doch stillen
Ein Gerichtsurteil in Australien hatte weltweit für Aufsehen gesorgt: Richter hatten einer jungen Mutter ein Still-Verbot auferlegt. Begründet wurde dies damit, dass sich die Frau kurz zuvor hatte tätowieren lassen und daher eine Gesundheitsgefahr für das Baby bestehe. Das Urteil wurde nun aufgehoben.
Stillen gerichtlich untersagt
Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass Stillen vor Allergien schützen, das Risiko für Erkrankungen wie Diabetes Typ-2 mindern und das Immunsystem stärken kann. Zudem haben Wissenschaftler vor wenigen Monaten darauf hingewiesen, dass Stillen auch intelligent und wohlhabend machen kann. Begründet wurde dies vor allem mit den langkettigen gesättigten Fettsäuren in der Muttermilch, die wichtig für die Entwicklung des Gehirns sind. Einer jungen Mutter in Australien wurde das Stillen jedoch gerichtlich untersagt. Der Fall sorgte weltweit für Aufsehen. Nun ist das Urteil wieder aufgehoben worden.
Junge Mutter hatte sich tätowieren lassen
Anfang des Monats hatte ein Richter entschieden, dass die Mutter, die sich jüngst Finger und Fuß tätowieren ließ, eine gesundheitliche Gefahr für das Kind darstellen könnte. Begründet wurde dies nicht etwa mit bedenklichen Inhaltsstoffen, die sich in den Tattoo-Farben befinden könnten, sondern damit, dass sich die 20-Jährige dabei mit Krankheiten wie Hepatitis oder HIV hätte anstecken können. Wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet, kam der Fall durch einen Sorgerechtsstreit ins Rollen. Die Mutter war vor Gericht gezogen, da ihr Ex-Partner ihr den gemeinsamen Sohn nicht wieder zurückgebracht hatte.
Infektion war nicht ausgeschlossen
Der Richter hob während der Anhörung hervor, dass die Frau Medikamente gegen eine postnatale Depression eingenommen und in der Vergangenheit länger Cannabis konsumiert habe. Außerdem ging er auf die frisch gestochenen Tattoos der Frau ein, die trotz eines negativen HIV-Tests eine Gefahr für den Jungen darstellen könnten, da eine Infektion sich erst nach drei Monaten sicher ausschließen lasse. Demnach sei es in Abwägung der Vorteile des Stillens gegenüber einer lebenslangen Schädigung durch eine HI-Infektion im Interesse des Kindes, nicht gestillt zu werden.
Emotionaler und körperlicher Nutzen des Stillens
Ein Familiengericht hat das Still-Verbot nun gekippt. Das vorangegangene Urteil, das der Mutter untersagte, ihrem elf Monate alten Sohn die Brust zu geben, wurde einstimmig aufgehoben. Die Hinweise auf ein mögliches Risiko seien nicht ausreichend. Weiter heißt es, dass der Richter den emotionalen und körperlichen Nutzen des Stillens einerseits und mögliche negative Auswirkungen eines abrupten Still-Stopps andererseits nicht ausreichend gewürdigt habe. Die „Australian Breastfeeding Association“, der Verband stillender Mütter, hatte das ursprüngliche Urteil kritisiert und gewarnt, dass dadurch ein gefährlicher Präzedenzfall geschaffen werden könnte. „Tätowieren ist eine reglementierte Industrie“, erklärte die Vorsitzende Rebecca Naylor im australischen Radio. Daher sei die Wahrscheinlichkeit, sich dabei mit einer Krankheit anzustecken, sehr gering. „Ich denke, solange es keinen Nachweis einer Erkrankung durch die Tätowierung gibt, besteht kein Grund dazu“, so Naylor. Sie forderte alle tätowierten Frauen auf, ihre Kinder weiter zu stillen. (ad)
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