Was eine Infektion mit Würmern mit unserem Immunsystem macht
Wurminfektionen können Erkrankungen mit den unterschiedlichsten Symptomen wie Bauchschmerzen, Durchfall oder Afterjucken auslösen. Die Infektionen mit den Parasiten haben aber auch Auswirkungen auf unser Immunsystem.
Geringes Infektionsrisiko in Deutschland
Wurminfektionen zählen weltweit zu den häufigsten parasitären Erkrankungen. In den westlichen Ländern sorgen jedoch hohe Hygienestandards und sauberes Trinkwasser dafür, dass nur ein geringes Infektionsrisiko besteht. In Deutschland tritt laut Experten am häufigsten ein Befall mit Madenwürmern auf, seltener mit Band- oder Spulwürmern. Deutsche Forscher berichten nun, welche Auswirkungen eine Wurminfektion auf unser Immunsystem hat.
Immunantworten auf Infektionen
Das Immunsystem verfügt über ein großes Repertoire von verschiedenen Immunantworten auf Infektionen und andere Bedrohungen von außen und wählt jeweils die Klasse von Immunantwort aus, welche für die Bekämpfung eines eingedrungenen Erregers besonders wirksam ist.
So wird bei Infektionen mit Würmern die sogenannte Typ 2-Immunantwort aktiviert, welche darauf zielt, diesen großen Parasiten, die zu töten das Immunsystem kaum in der Lage ist, Leben und Vermehrung zu erschweren.
Typ 2-Antworten sind auch unter den aktuellen hygienischen Lebensbedingungen in Europa, unter denen Wurminfektionen keine sehr große Rolle mehr spielen, von größter Bedeutung, weil sie, durch harmlose Umweltallergene unkontrolliert ausgelöst, Ursache allergischer Erkrankungen wie Asthma und Neurodermitis sind.
Asthma-typische Reaktionsmuster
Verschiedene Würmer wandern durch die menschlichen Atemwege und die Typ 2-Immunanwort aktiviert das Asthma-typische Reaktionsmuster mit Engstellung, Schleimproduktion und Husten mit dem Ziel, die Würmer auszuhusten.
„Diese Kardinalsymptome des Asthma können also verstanden werden als, zum Beispiel durch Pollen, fälschlich aktivierte Mechanismen der Wurm-Abwehr“, erklärte Prof. Axel Roers, Direktor des Instituts für Immunologie der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden in einer Mitteilung.
Roers ist der Sprecher einer Forschungsgruppe der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), die Mechanismen der Typ2-Immunantworten untersucht.
Neben Wissenschaftlern aus Dresden sind daran auch Kollegen aus München, Köln, Freiburg, Erlangen und Berlin beteiligt.
Immunantworten fördern die Wundheilung
Typ 2-Immunantworten sind aber auch aus anderen Gründen kürzlich ins Zentrum des Interesses gerückt.
Sie fördern die Heilung von Wunden – auch dies verständlich im Rahmen der Bewältigung von Wurminfektionen, da Würmer sich durch verschiedene menschliche Gewebe bohren und dabei Schaden anrichten, der schnellstmöglich repariert werden muss.
Faszinierender Weise machen bösartige Tumoren sich diese regenerationsfördernden Mechanismen zu Nutze und aktivieren gezielt Typ 2-Immunantworten im Tumorgewebe, welche dann das Krebswachstum unterstützen.
Erstaunlich war die kürzlich gewonnene Erkenntnis, dass Typ 2-Immunantworten auch in der Regulation des metabolischen Gleichgewichtes eine entscheidende Rolle spielen und dass immunologische Fehlregulation zu wichtigen Stoffwechselerkrankungen, wie zum Beispiel dem Typ II-Diabetes, beiträgt. (ad)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.