Warum werden Frauen bei einem Herzstillstand seltener wiederbelebt?
Wenn es um die Wiederbelebung von Menschen geht, zählt bekanntlich jede Sekunde. Amerikanische Forscher wollten jetzt herausfinden, ob es Unterschiede bei der Bereitschaft zur Wiederbelebung gibt, die sich auf das Geschlecht beziehen. Dabei fanden sie heraus, dass Frauen wesentlich seltener wiederbelebt werden, verglichen mit betroffenen Männern. Es gibt anscheinend auch einen Grund dafür: Helfer haben Angst vor Vorwürfen, wenn sie Frauen wiederbeleben sollen.
Die Wissenschaftler der University of Pennsylvania in Philadelphia stellten bei ihrer aktuellen Untersuchung fest, dass Frauen deutlich seltener Hilfe bekommen, wenn sie beispielsweise einen Kreislaufstillstand erleiden. Helfer sind oft besorgt, dass sie nach dem Versuch einer Wiederbelebung von Frauen mit Vorwürfen konfrontiert werden. Die Experten veröffentlichten eine Pressemitteilung zu den Ergebnisse ihrer Studie.
Frauen erhalten oft keine lebensrettende Hilfe
Wenn es zu einem Herzstillstand in der Öffentlichkeit kommt, zählt jede Sekunde und schnelles Handeln ist gefragt. Daher ist das aktuelle Studienergebnis besonders bedenklich. Bei Frauen, die dringend lebensrettende Hilfe benötigen, greifen die Mitmenschen in vielen Fällen nicht ein.
Mediziner analysierten die Daten von mehr als 19.000 Patienten
Für ihre Untersuchung werteten die Forscher die Krankendaten von mehr als 19.000 Patienten aus. Dabei kamen sie zu dem Schluss, dass Männer eine erhöhte Wahrscheinlichkeit haben, einen Kreislaufstillstand in der Öffentlichkeit zu überleben. Das Ergebnis ist erschreckend: Wenn Frauen einen Herzstillstand in der Öffentlichkeit erleiden, bekommen nur 39 Prozent eine notwendige lebensrettende Herzdruckmassage. Wenn sich allerdings ein Mann in der der gleichen Situation befindet, wird in 45 Prozent der Fälle geholfen.
Männer überleben häufiger einen Herzstillstand in der Öffentlichkeit
Dies führt nach Schätzung der Mediziner dazu, dass Männer eine um 23 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit haben, einen solchen lebensgefährlichen Zwischenfall zu überleben, verglichen mit Frauen. Der festgestellte Unterschied bei der Durchführung einer Herzdruckmassage tritt allerdings nur auf, wenn ein lebensgefährlicher Herzstillstand in der Öffentlichkeit auftritt.
Wie führe ich eine Herzdruckmassage durch?
Wenn Ersthelfer gezwungen sind, eine Herzdruckmassage durchzuführen, sollten sie ungefähr 100 Mal pro Minute auf die Mitte des Oberkörpers der betroffenen Person drücken. Dies sollte etwa so kräftig geschehen, dass der Oberkörper rund fünf Zentimeter tief einsinkt, raten Experten.
Unsicherheit und falsche Scham scheint viele Frauen das Leben zu kosten
Die fehlende Hilfsbereitschaft bei Frauen mit einem Herzstillstand scheint laut der Studienautorin Audrey Blewer von der University of Pennsylvania darauf zurückzuführen sein, dass bei vielen Menschen eine starke Unsicherheit besteht, ob sie Frauen in der Öffentlichkeit wirklich im Brustbereich berühren dürfen.
Im Notfall ist schnelles Handeln gefordert
Nicht nur die fehlende Hilfsbereitschaft bei Frauen ist ein großes Problem. Es könnten pro Jahr alleine in Deutschland etwa 10.000 Menschenleben gerettet werden, wenn Ersthelfer sofort mit einer Herzdruckmassage beginnen würden. Sicherlich liegt bei den meisten Menschen ein Erste-Hilfe-Kurs schon etliche Jahre zurück. Aus diesem Grund haben diese Personen in einer Notsituation häufig Zweifel daran, wie eine Herzdruckmassage korrekt durchgeführt werden muss. Solche Zweifel sind in einer Situation, bei der jede Sekunde zählt allerdings völlig unbegründet. Wichtig ist es, überhaupt zu handeln und umgehend mit der Ersten-Hilfe zu beginnen, erläutern die Autoren.
Eine Reanimation muss sofort durchgeführt werden, unabhängig vom Geschlecht
„Die wichtigste Erkenntnis dieser Daten ist, dass wir bessere und effektivere Wege finden müssen, um die Öffentlichkeit über die Notwendigkeit der Durchführung einer Reanimation zu informieren, unabhängig von Faktoren wie Geschlecht, Alter oder dem Gewicht der betroffenen Person“, erklärt Autor Dr. Benjamin Abella. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.