Mediziner untersuchen den Zusammenhang zwischen Lungentumoren und Lungenhochdruck
Forscher versuchten jetzt bei einer Untersuchung zu klären, warum fast die Hälfte aller Lungenkrebspatienten im fortgeschrittenen Stadium arteriellen Lungenhochdruck entwickelt. Dabei kamen sie zu dem Ergebnis, dass möglicherweise durch Tumorzellen ausgelöste Immun- und Entzündungsprozesse die Ursache sein könnten.
Die Wissenschaftler der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) und des inernational anerkannten Max-Planck-Instituts für Herz- und Lungenforschung in Bad Nauheim (MPI) stellten bei ihrer Untersuchung fest, dass Tumorzellen scheinbar Immun- und Entzündungsprozesse auslösen, welche dann zu Lungenhochdruck führen. Die Experten veröffentlichten eine Pressemitteilung zu den Ergebnissen ihrer Studie.
Mediziner untersuchten für ihre Studie mehr als 500 Teilnehmer
Wenn sich Patienten mit Lungenkrebs im fortgeschrittenen Krankheitsstadium befinden, treten häufig Kurzatmigkeit und Atemnot auf. Diese gesundheitlichen Probleme erhöhen das Leiden der betroffenen Menschen noch zusätzlich. Die Ursache für die zusätzlichen Probleme könnte nach Ansicht der Forscher sogenannter Lungenhochdruck sein. Zu diesem Schluss kamen die Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Herz- und Lungenforschung und des Deutschen Zentrums für Lungenforschung nach der Untersuchung von mehr als 500 Probanden.
Ergebnisse könnten zu einer neuen Therapie führen
Der Ursprung für den Lungenhochdruck könnten möglicherweise Immun- und Entzündungsprozesse sein, welche durch vorhandene Tumorzellen ausgelöst werden. Die Ergebnisse könnten in Zukunft dazu führen, dass eine Therapie zur Behandlung dieser Prozesse angeboten wird.
Lungenkrebs führt beim Großteil der Betroffenen zum Tod
Immer mehr Menschen auf der Welt erkranken an Lungenkrebs. Lungenkrebs ist heute für mehr als ein Viertel aller durch Krebs verursachten Tode verantwortlich, erläutern die Experten. Leider sei diese Tendenz dabei sogar ansteigend. Bei einer Erkrankung durch Lungenkrebs sind die Prognosen sehr schlecht. Nur ein kleiner Anteil (ein Fünftel aller Patienten) der Betroffenen lebt nach der Diagnose noch fünf Jahre. Ein Grund dafür ist, dass Lungenkrebs häufig erst im fortgeschrittenen Stadium erkannt wird. Es gibt außerdem eine Vielzahl von unterschiedlichen Lungentumoren, was ein großes Problem darstellt, weil für alle individuelle Therapiekonzepte notwendig sind. Solche Therapien setzen aber voraus, dass Mediziner die Tumorerkrankung besser verstehen.
Mediziner untersuchen bei den Probanden den Durchmesser der Lungenarterien
Patienten entwickeln häufig mit dem Fortschreiten des Lungenkrebses eine Kurzatmigkeit und Atemnot, sagen die Mediziner. Genau diese Symptome treten auch bei Krankheiten wie dem arteriellen Lungenhochdruck auf. Aus diesem Grund analysierten die Wissenschaftler bei etwa 500 Patienten mit Lungenkrebs den Durchmesser der Lungenarterien. Dies geschah mit Hilfe einer Computertomographie.
Mehr als die Hälfte aller Probanden wies eine Verdickung der Gefäßwände der Lungenarterien auf
„Bei mehr als der Hälfte der Patienten stellten wir eine Verdickung der Gefäßwände der Lungenarterien fest. Dies ist ein deutlicher Hinweis, dass diese Patienten zusätzlich an der Lungenhochdruckerkrankung leiden“, so Studienleiter Rajkumar Savai vom Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung.
Drei Formen von Lungenkrebs wurden untersucht
Bei der Suche nach der Ursache hierfür, untersuchten die Experten drei unterschiedliche Formen von Lungenkrebs. Die Analysen wurden an Modellen mit Mäusen durchgeführt. „Dabei handelte es sich um unterschiedlich schnell wachsende Tumorarten, die experimentell in der Lunge von Mäusen ausgelöst werden. Bei allen drei Mausmodellen stellten sich im Verlauf des Tumorwachstums Anzeichen für Lungenhochdruck ein“, erläutert Erstautorin Soni Pullamsetti.
Blutgefäße nah an Tumoren waren von vielen Immunzellen infiltriert
Es stellt sich natürlich die Frage, warum Lungentumore oftmals Lungenhochdruck nach sich ziehen. Bei der Untersuchung von menschlichen Patienten und auch bei Modellen mit Mäusen konnten keine in der Gefäßwand eingewanderten Tumorzellen oder Blutgerinnsel nachgewiesen werden. Dies sind laut Angaben der Mediziner beides mögliche Auslöser für Lungenhochdruck. Die Wissenschaftler konnten aber feststellen, dass nah an den Tumoren gelegene Blutgefäße von einer großen Zahl an Immunzellen infiltriert waren.
Lungentumore verursachen Entzündungsprozesse, welche zu Lungenhochdruck führen
Die Immunzellen setzen verschiedene Botenstoffe frei. Dies ist allerdings nicht ungewöhnlich, sondern generell bei entzündlichen Reaktionen zu beobachten. Der Lungenhochdruck blieb allerdings aus, wenn den Mäusen bei der Untersuchung funktionierende Immunzellen fehlten. Solche Zellen setzen verschiedene Botenstoffe frei. Die Forscher deuteten dies als einen Hinweis dafür, dass von Lungentumoren verursachte Entzündungsprozesse für den Lungenhochdruck verantwortlich sein könnten. „Bislang unbekannte Abnormitäten in den Blutgefäßen, ausgelöst durch Entzündungsprozesse in den Lungentumoren könnten Verursacher für die bei Patienten beobachteten Symptome sein“, erläutert Werner Seeger, Direktor am MPI und Direktor der Medizinischen Klinik am Universitätsklinikum Gießen-Marburg. Diese Erkenntnis könnte in Zukunft zu neuen therapeutischen Ansätze führen, welche die Lebenserwartung der betroffenen Patienten verlängern, so die Hoffnung der Experten. (as)
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