Wer am Abend lange vor dem Bildschirm sitzt, schläft signifikant schlechter
Schlafstörungen sind ein weit verbreitetes Problem, das mit unterschiedlichen Ursachen in Zusammenhang gebracht wird. Einen maßgeblichen Einfluss hat dabei offenbar die in den Abendstunden am Computer, Smartphone oder vor dem Fernseher verbrachte Zeit, so das Ergebnis einer aktuellen Auswertung des Sozio-oekonomisches Panels (SOEP) am DIW.
„Menschen, die dank eines schnellen DSL-Zugangs noch bis zur Schlafenszeit vor einem Bildschirm sitzen, schlafen signifikant weniger und sind insgesamt weniger zufrieden mit ihrem Schlaf“, so die Mitteilung zu den Ergebnis der aktuellen Auswertung des SOEP. Vor allem junge DSL-Nutzer im Alter zwischen 18 und 30 Jahren seien dabei von potenziell gesundheitsschädlichem Schlafmangel betroffen. Veröffentlicht wurden die aktuellen Studienergebnisse in einem SOEP-Paper.
Welche Auswirkungen hat einen DSL-Anschluss auf den Schlaf?
Viele Menschen verbringen die Abendstunden vorm Computer oder dem Fernseher und schauen auch im Bett noch ein wenig auf ihr Smartphone. Mit Einführung der modernen Breitbandtechnologie ist der Zugang zu digitalen Medien rund um die Uhr gegeben, was auch Einfluss auf die Nutzungsintensität hat. Um herauszufinden, wie sich ein DSL-Zugang und die damit verbundene längere Nutzung von digitalen Medien auf den Schlaf auswirken, haben Wissenschaftler nun die Angaben von mehr als 24.000 Menschen ausgewertet, die zwischen 2008 und 2012 im Rahmen der Langzeitstudie SOEP immer wieder befragt wurden.
Schlafdauer und Schlafzufriedenheit ausgewertet
Die Probanden beantworteten unter anderem Fragen zu ihrer durchschnittlichen Schlafdauer und ihrer Schlafzufriedenheit. Außerdem wurde abgefragt, ob sie einen DSL-Anschluss hatten oder nicht. Die italienischen Ökonomen Francesco C. Billari, Osea Giuntella und Luca Stella bezogen bei der Auswertung zudem die Daten des German Time Use Survey mit ein. Bei dieser Zeitverwendungserhebung des Statistischen Bundesamts wurde für 5.587 Menschen in 10-minütigen Intervallen genau die Aktivitäten im Verlauf eines Tages protokolliert.
Durchschnittlich schlafen die Deutschen knapp 7 Stunden an Werktagen
Den Angaben der Forscher zufolge ergab die Auswertung der SOEP-Daten, dass Erwachsene im Alter von 18 bis 59 Jahren unter der Woche im Durchschnitt etwa 6,8 Stunden und am Wochenende 7,9 Stunden schlafen. Als gesund sei aus der Sicht von Medizinern eine Schlafdauer von sieben bis neun Stunden zu bewerten. Bei der aktuellen Studie wurde zudem deutlich, dass DSL-Nutzer im Durchschnitt 25 Minuten pro Nacht weniger schlafen als Menschen ohne DSL-Anschluss. Auch empfinden sie ihren Schlaf signifikant häufiger als unzureichend und weniger zufriedenstellend.
Besonders gravierenden Auswirkungen bei jüngeren Menschen
Studienautor Luca Stella von der Bocconi-Universität in Mailand kommt in der aktuellen Mitteilung zu dem Schluss, dass „besonders der Schlaf jüngerer Menschen unter 30 Jahren, die einen DSL-Anschluss nutzen, gefährdet ist.“ Bei ihnen zeige sich eine im Durchschnitt um 70 Minuten geringere Schlafzeit als bei Gleichaltrigen ohne DSL-Zugang. Außerdem sei die durchschnittliche Wahrscheinlichkeit, dass sie in der SOEP-Befragung angaben, an Schlafmangel zu leiden, um etwa 40 Prozent gestiegen.
Bei den DSL-Nutzern im Alter zwischen 30 und 59 Jahren sind laut Aussage der Wissenschaftler PC und Smartphone ebenfalls maßgebliche Schlafstörer. „Wenn sie diese Geräte vor dem Schlafengehen eine halbe Stunde lang nutzen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie höchstens 6 Stunden Schlaf abbekommen – und damit weniger schlafen als ExpertInnen empfehlen – um 30 Prozent“, so die Pressemitteilung zu den Studienergebnissen.
Wer ausschlafen kann, hat keine Probleme
Lediglich für eine Bevölkerungsgruppe bringt die Studie laut Aussage der Wissenschaftler eine durchaus erfreuliche Nachricht. Denn der Schlaf von Menschen, die morgens nicht früh aufstehen müssen, werde durch die Mediennutzung zu später Stunde nicht beeinträchtigt. Sie können entsprechend Ausschlafen und den fehlenden Schlaf vom Vorabend am nächsten Morgen ausreichend kompensieren, berichten die Studienautoren. (fp)
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