Unliebsame Forschungsergebnisse über Jahrzehnte zurückgehalten
Die Zuckerindustrie hat in der Vergangenheit massiven Einfluss auf die Forschung genommen und Studienergebnisse zu ihren Gunsten manipuliert. Nachdem im vergangen Jahr bereits erste wissenschaftliche Belege für dieses systematische Vorgehen der Zuckerindustrie vorgelegt wurden, bestätigt eine aktuelle US-Studie nun den Eindruck, dass hier die Risiken für die Gesundheit über Jahrzehnte systematisch verharmlost bzw. verschwiegen wurden.
Vor gut einem Jahr hatten Wissenschaftler der University of California San Francisco bereits eine Studie veröffentlicht, in der deutlich wurde, wie die Zuckerindustrie in der Vergangenheit die wissenschaftliche Forschung beeinflusst hat. In der aktuellen Untersuchung wird dieser Eindruck nun bestätigt. Das Forscherteam um Stanton Glantz von der University of California San Francisco berichtet in dem Fachmagazin „PLoS Biology“, wie die negativen Ergebnisse aus Tierstudien über Jahrzehnte unveröffentlicht blieben, so dass die Gesundheitsrisiken des Zuckerkonsums unterschätzt blieben.
Risiko der Koronaren Herzkrankheit verharmlost
Im Jahr 1965 finanzierte die Sugar Research Foundation (SRF) als Lobbyverband der US-Zuckerindustrie heimlich eine Studie im „New England Journal of Medicine“, welche den Zusammenhang zwischen dem Zuckerkonsum und den Blutfettwerten und damit der koronaren Herzkrankheit (KHK) in Zweifel stellt und verharmlost. Im Anschluss finanzierte die SRF Tierversuche, welche das KHK-Risiko beim Zuckerkonsum genauer bewerten sollten. In der Studie mit dem Titel „Projekt 259: Diätetische Kohlenhydrate und Blutfette in keimfreien Ratten“ wurde unter der Leitung von Dr. W.F.R. Pover an der Universität von Birmingham (Großbritannien) , zwischen 1967 und 1971 der Zusammenhang analysiert.
Negative Ergebnissen aus Tierstudien nicht veröffentlicht
In den Untersuchungen konnten die Wissenschaftler schon damals eine statistisch signifikante Abnahme des Serumtriglyceride bei den Ratten mit hohem Zuckerkonsum feststellen. Auch wiesen die Untersuchungen darauf hin, dass der Zuckerkonsum mit erhöhten Mengen an beta-Glucuronidase im Zusammenhang steht, einem Enzym das als potenzieller Risikofaktor für Blasenkrebs beim Menschen bewertet wird. Das SRF habe daraufhin das Forschungsprojekt beendet, ohne die Ergebnisse zu veröffentlichen, berichten die Wissenschaftler der University of California.
Zucker auch als potenzielles Karzinogen zu bewerten?
Die Zuckerindustrie hat die Ergebnisse aus den Tierstudien nicht offen gelegt, die bereits vor gut 50 Jahren Hinweise darauf lieferten, dass das KHK-Risiko bei Saccharose (Zucker) größer als bei Stärke ist und, dass Zucker als potenzielles als Karzinogen bewertet werden sollte, so der Vorwurf der Forscher. „Der Einfluss der Darmmikrobiota auf die unterschiedlichen Wirkungen der Saccharose und Stärke auf die Blutfette sowie der Einfluss der Kohlenhydratqualität auf die Beta-Glucuronidase- und Krebsaktivität verdienen weitere Beachtung“, betonen die US-Wissenschaftler. (fp)
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