Wenn 35-jähriger Mann nicht täglich 20 Liter Wasser trinkt, droht Lebensgefahr
Ein 35-jähriger Mann aus Nordrhein-Westfalen muss jeden Tag 20 Liter Wasser trinken – sonst droht Lebensgefahr. Der Bielefelder leidet an einer seltenen Stoffwechselkrankheit namens Diabetes insipidus renalis. Die Erkrankung zeichnet sich durch eine vermehrte Urinausscheidung und starkes Durstgefühl aus.
Eine zu geringe Flüssigkeitsaufnahme ist ungesund
Wenn Menschen zu wenig trinken, kommt der Flüssigkeitshaushalt ins Ungleichgewicht. Das gefährdet die Gesundheit. Es ist bekannt, dass Flüssigkeitsverlust zu körperlichen und geistigen Beschwerden führen kann. Bei Betroffenen können sich unter anderem Konzentrationsstörungen, Mundtrockenheit, Müdigkeit, Appetitlosigkeit oder Verstopfung einstellen. Dass der menschliche Körper ausreichend Flüssigkeit braucht, um gesund zu bleiben, ist also keine Frage. Doch wie viel Wasser sollen wir trinken? Von Medizinern wird meist dazu geraten, pro Tag zwei bis drei Liter zu sich zu nehmen. Ein Mann aus Nordrhein-Westfalen braucht jedoch täglich 20 Liter – sonst schwebt er in Lebensgefahr.
Noch nie länger als zwei Stunden am Stück geschlafen
Laut Medienberichten leidet der 35-jährige Marc Wübbenhorst aus Nordrhein-Westfalen seit seiner Geburt an einer seltenen Stoffwechselkrankheit namens Diabetes insipidus renalis.
Wenn er nicht jeden Tag 20 Liter Wasser trinkt, stirbt er. Bereits zwei Stunden ohne Flüssigkeitsaufnahme werden für den Mann aus Bielefeld demnach lebensbedrohlich. Dementsprechend oft muss er sich entleeren.
„Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie länger als zwei Stunden geschlafen“, sagte Wübbenhorst gegenüber der „Neuen Westfälischen“.
Überlebenschance nur bei rechtzeitiger Therapie
„Bei einem Diabetes insipidus handelt es sich um eine Erkrankung, bei der die Nieren nicht in der Lage sind, die Flüssigkeit den Erfordernissen des Organismus anzupassen“, erklärt Professor Dr. med. L. Schaaf vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie auf dem Portal der Patienten-Selbsthilfegruppe Hypophysen- und Nebennierenerkrankungen München.
„Abzugrenzen ist hiervon der Diabetes mellitus. Bei dieser Erkrankung wird zuckerhaltiger Urin ausgeschieden, während beim Diabetes insipidus sehr dünner, zuckerfreier Urin produziert wird“, so der Experte.
Wie das Kindernetzwerk schreibt, ist bei Betroffenen sogar schon vor der Geburt die Fruchtwassermenge stark erhöht.
„Bereits in den ersten Lebenstagen trocknen die fast ausschließlich männlichen Neugeborenen trotz reichlicher Trinkmenge aus, entwickeln Fieberschübe, Erbrechen und Verstopfung“, so die Experten.
„Erwachsene trinken pro Tag 10-20 l und scheiden die gleiche Menge wieder aus. Nur bei rechtzeitiger Diagnose und Therapie besteht eine Überlebenschance.“
Patient litt an einer Art Erschöpfungsdepression
Der „Neuen Westfälischen“ (NW) zufolge leiden etwa 60 Menschen in Deutschland unter der seltenen Erkrankung. Marc Wübbenhorst hat sich nach eigenen Angaben mit der Krankheit abgefunden.
In der Schulzeit machte ihm jedoch vor allem die mit dem Durst einhergehende Erschöpfung zu schaffen.
„Als Kind hatte ich das massiv. Ich hatte Freunde, Freundinnen, aber irgendwann wurde mir einfach alles zu viel. Ich wollte nicht mehr in den Kindergarten, nicht mehr malen oder mit zum Laternenumzug. Ich hatte eine Art Erschöpfungsdepression“, erläuterte der Bielefelder gegenüber den NW.
Auch heute noch belastet ihn die Krankheit: „Es ist häufig ein Leben am Limit.“
Beruf und Alltag sind von der Krankheit bestimmt
Beruf und Alltag des 35-Jährigen, der heute in einem Architekturbüro arbeitet, sind nach wie vor von seiner Erkrankung bestimmt: „Manche Dinge, zum Beispiel weite Reisen oder einige Sportarten, gehen einfach nicht.“
Zudem sind dramatische Zwischenfälle nicht ausgeschlossen: „Eines Tages haben wir unglaublich lange im Büro gearbeitet, irgendwann war es abends 22.30 Uhr, ich bin zum Zug und hatte meine Flasche Wasser nicht mit“, erinnert sich Wübbenhorst.
Doch dann blieb der Zug stecken und die Toilette im Abteil war gesperrt. Ein Freund fand ihn schließlich am Bielefelder Jahnplatz – völlig orientierungslos und verwirrt. Dem Bericht zufolge hatten bereits erste Verdurstungserscheinungen eingesetzt: „Er besorgte mir dann schnell etwas zu trinken, meine Rettung.“
Neben ausreichenden Wassermengen besteht die Behandlung des Diabetes insipidus laut Professor Dr. med. L. Schaaf in der Gabe von Vasopressin.
„Im Gegensatz zum natürlich vorkommenden Hormon wirkt das Medikament Vasopressin (DDAVP/Desmopressin) über mehrere Stunden, so dass das Hormon in der Regel nur zweimal pro Tag verabreicht werden muss“, so der Fachmann. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.