Wenn das Herz aus dem Takt kommt: Neue Behandlung von Herzrhythmusstörungen
Schätzungen zufolge leiden rund zwei Millionen Menschen in Deutschland an Vorhofflimmern. Zwar bleibt das Flimmern häufig völlig unbemerkt, es kann aber auch gefährliche Folgen haben. Am Herz-Thorax-Zentrum des Klinikums Fulda wurde eine neue Technologie zur Ausschaltung von Vorhofflimmern etabliert.
Vorhofflimmern kann gefährliche Folgen haben
Gesundheitsexperten zufolge ist Vorhofflimmern mit geschätzt mehr als zwei Millionen Betroffenen die häufigste Herzrhythmusstörung in Deutschland. Das Flimmern bleibt oft völlig unbemerkt, kann aber auch gefährliche Folgen haben. So kann es durch das Vorhofflimmern im schlimmsten Fall zu einem Schlaganfall kommen. Wenn die Herzrhythmusstörung rechtzeitig erkannt wird, kann beispielsweise mit Medikamenten und einem gesunden Lebensstil entgegengesteuert werden. Für manche Patienten kann auch eine neue Technologie zur Ausschaltung von Vorhofflimmern sinnvoll sein, die das Herz-Thorax-Zentrum des Klinikums Fulda etabliert hat.
Der häufigsten Herzrhythmusstörung vorbeugen
Um der häufigsten Herzrhythmusstörung hierzulande vorzubeugen, ist es vor allem wichtig, dass begünstigende Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes oder Koronare Herzkrankheit (KHK) behandelt werden.
Auf Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum sollte verzichtet werden.
Zudem wird ein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung und regelmäßiger Bewegung empfohlen. Übergewicht ist zu vermeiden.
Belastend für den Patienten
Trotz aller Vorkehrungen ist nicht auszuschließen, dass das Herz immer mal wieder aus dem Takt kommt. Das kann für die Patienten sehr belastend sein, vor allem wenn die Herzrhythmusstörung immer wieder plötzlich und unerwartet auftritt.
Ähnlich einer Zündkerze im Motor werden die Herzschläge über einen elektrischen Impuls aus dem Vorhof des Herzens eingeleitet, erklärt das Klinikum Fulda in einer Mitteilung.
Störungen oder Fehlzündungen in anderen Herzbereichen können zu einem unregelmäßigen Puls, dem Vorhofflimmern führen.
Mit Medikamenten gelingt es häufig nicht, den Herzrhythmus dauerhaft zu normalisieren und so genannten Sinusrhythmus zu halten, insbesondere wenn das Vorhofflimmern phasenweise „kommt und geht“.
Für diese Patienten hat das Herz-Thorax-Zentrum des Klinikums Fulda eine neue Technologie zur Ausschaltung von Vorhofflimmern etabliert.
Gut etabliertes Behandlungsverfahren
Mit Hilfe eines speziellen Katheters können durch die sog. „elektrophysiologische Untersuchung“ Herzrhythmusstörungen diagnostiziert und noch während der Untersuchung auch gleich durch eine Verödung (Ablation) behandelt werden.
An der verödeten Stelle entsteht dabei eine kleine oberflächliche Narbe. Vernarbtes Herzgewebe leitet keine elektrischen Ströme, so dass die Herzrhythmusstörung nach der Behandlung nicht mehr auftreten kann.
Im Herz-Thorax-Zentrum des Klinikums Fulda wurde im Februar 2016 die Abteilung für Elektrophysiologie in der Medizinischen Klinik I eröffnet. Dr. Joachim Krug und sein Team sind auf die Katheter-gestützten Diagnose und Therapie von Herzrhythmusstörungen spezialisiert.
Am Klinikum wurden seither mehr als 450 elektrophysiologische Untersuchungen durchgeführt, berichtet Schächinger.
Darunter waren mehr als 140 Patienten mit Ablationen bei Vorhofflimmern, bei denen ganz bestimmte Anteile des linken Vorhofes verödet wurden: Diese als „Lungenvenenisolation“ bezeichnete besondere Form der Ablation ist inzwischen ein auch am Klinikum gut etabliertes Behandlungsverfahren, um das Herz wieder „in den Takt“ zu bringen.
Bislang verwendete das elektrophysiologische Team dabei ausschließlich das klassische Verfahren mit Radiofrequenzstrom. Dabei wird die ungewollte elektrische Leitung am Rande des linken Vorhofes mit „Hitze“ verödet.
Verödung durch Kälte
Nun werden die Behandlungsmöglichkeiten um das innovative Verfahren der sogenannten „Kryoablation“ erweitert. Bei dieser Methode wird das Ziel der Verödung mit „Kälte“ statt mit Hitze erreicht.
Die Behandlung mittels Kälte kann bei bestimmten Konstellationen Vorteile aufweisen. Insbesondere ist die Untersuchungszeit für den Patienten kürzer, was in einer großen Studie, belegt wurde, welche die beiden Therapieprinzipien miteinander verglich.
Dr. Krug kennt das Verfahren aus seiner früheren Tätigkeit an einem großen Zentrum gut. Er gilt als Experte auf dem Gebiet der Kryoablation und sieht die neue Ablationstechnologie als gelungene Ergänzung im elektrophysiologischen Leistungsspektrum.
Laut Krug macht der Fortschritt auch im Bereich der hitzebasierten Ablationstechnologie nicht Halt, „auch hier können wir modernste Technik vorhalten. Wir schaffen so eine optimierte und individuelle Behandlungsstrategie im Sinne unserer Patienten“, so der Experte. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.