Wird man tatsächlich schneller krank, wenn man bei Kälte mit nassen Haaren rausgeht?
Stress und Hektik bestimmen den Alltag vieler Menschen. Manche finden dann nicht mal mehr die Zeit, sich die Haare nach dem Duschen zu föhnen. Vor allem im Winter fühlt sich das unangenehm an. Zudem soll es krank machen, wenn man bei Kälte mit nassen Haaren rausgeht. Stimmt das aber wirklich?
Gesundheitsmythen aus Großmutters Zeiten
„Vitamin C beugt Erkältungen vor“, „Auf kalten Böden können die Blasen erkälten“: Solche und ähnliche medizinische Mythen aus Großmutters Zeiten sind weit verbreitet. Einige stimmen, manche nicht und für einen Teil gibt es weder eindeutige Anhaltspunkte noch zweifelsfreie Widerlegungen. Auch die Annahme, dass man krank wird, wenn man mit nassen Haaren das Haus verlässt, ist weit verbreitet.
Nicht mit nassen Haaren in die Kälte
„Föhn dir die Haare, sonst holst du dir noch den Tod“: Solche und ähnliche Sprüche kommen oft, wenn man nicht genügend Zeit hat und nach dem Duschen mit nassen Haaren raus in die Kälte muss.
Zumindest eine Mütze sollte dann getragen werden, denn dem Volksmund nach kann ein kalter Kopf ein regelrechter Krankmacher sein.
Tut man dies nicht und holt sich bei klirrender Kälte einen Infekt, bekommt man auch noch zu hören, dass man selbst an seinem Husten, Schnupfen und Fieber Schuld sei.
Doch stimmt es wirklich, dass man eher krank wird, wenn man mit nassen Haaren rausgeht? Stephan Bernhardt vom Hausärzteverband Berlin und Brandenburg meint, dass man die Frage mit Jein beantworten muss.
Körper kämpft permanent gegen Bakterien
„Krank wird man nicht durch nasse Haare, sondern durch Bakterien“, so der Mediziner laut einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa.
Bernhardt erläuterte, dass der Körper permanent gegen Bakterien kämpft und uns so vor Krankheiten schützt. Wenn man beispielsweise wegen nasser Haare friert, ist es für den Körper schwerer, alle Bakterien abzuwehren.
Auch kalte Füße erhöhen die Gefahr, dass Erreger weniger gut bekämpft werden können.
Wenn das Abwehrsystem stark genug ist, dann haben die Bakterien selbst bei nassen Haaren keine Chance. Dem Experten zufolge ist es eine Gewöhnungssache, denn wer häufig mit nassen Haaren rausgeht, gewöhnt seinen Körper daran, dass er Wärme über den Kopf verliert.
Wie Bernhardt sagte, kommt es auch ein bisschen darauf an, was man sich einredet: „Wer fest an eine Erkältung denkt, wenn er mit nassen Haaren rausgeht, bekommt auch eine.“
Atemwege bei kalter Luft anfälliger
Die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Erika Baum, erläuterte in der dpa-Meldung, dass die oberen Atemwege bei kalter Luft nachweislich anfälliger seien.
Laut der Expertin werde zum Beispiel der Abwehrmechanismus der Flimmerhärchen durch Kälte und trockene Luft beeinträchtigt.
Außerdem könnten insbesondere Kinder über den Kopf recht schnell auskühlen, da er bei ihnen verhältnismäßig groß und dünn behaart ist.
Des Weiteren verwies Baum darauf, dass kalte oder nasskalte Füße erwiesenermaßen zu Blasenentzündungen führen können.
Viel Bewegung und warme Fußbäder können gegen Eisfüße helfen.
Verschiedene Faktoren spielen eine Rolle
Laut Silke Buda vom Robert Koch-Institut (RKI) seien es letztlich viele jahreszeitliche Faktoren, die die Ausbreitung von Atemwegserkrankungen wie Grippe und Erkältungen beeinflussten:
„Temperatur, Wetter und Luftfeuchtigkeit spielen zwar mit eine Rolle, aber nicht die entscheidende.“
Einfluss hätten demnach zum Beispiel der Impfschutz in der Bevölkerung, die Neuheit einer Virenvariante und auch das Immunsystem des Einzelnen.
Des Weiteren halten sich die meisten Menschen im Winter eher in geschlossenen, beheizten Räumen auf, wodurch die Schleimhäute austrocknen können. An Orten, an denen sich viele Menschen aufhalten, kommt es zudem eher zu Ansteckungen.
Vor Infekten schützen
Daher sollten Gesunde von Erkrankten Abstand halten und Infizierte die Viren nicht verteilen.
Wichtig für beide Gruppen ist, sich häufig die Hände zu waschen. Darüber hinaus ist es sinnvoll, das Immunsystem zu stärken, um Erkrankungen wie Influenza vorzubeugen.
Einen grippalen Infekt, die „einfache“ Erkältung kann man sich mehrfach im Jahr einfangen.
Die Symptome beginnen langsam und flauen nach ein paar Tagen wieder ab. Dies ist ein bekannter Unterschied zwischen Erkältung und Grippe. Letztere tritt ganz plötzlich auf. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.