Studie soll die Wirksamkeit des Verhütungsgels für den Mann überprüfen
Zur Zeit haben Männer, die die Verhütung selbst in die Hand nehmen möchten, nur die Wahl zwischen Kondomen und einer Vasektomie. Hormonelle Verhütungsmethoden für Männer sind bisher noch nicht zugelassen. Dies könnte sich demnächst ändern, denn im kommenden Frühjahr soll eine Großstudie zur Überprüfung der Wirksamkeit eines Hormon-Gels zur männlichen Verhütung starten. Wird sich das neue Gel zur Verhütung durchsetzen?
Bereits über ein Jahrzehnt Arbeit und Tests investierten US amerikanische Forscher in die neuartige Verhütungsmethode für den Mann. Das Gel wird auf den Oberkörper des Mannes aufgetragen und soll die Spermien-Produktion hemmen. 400 Paare sollen das Gel testen. Die etwa vierjährig angelegte klinische Studie soll im April 2018 starten und ist das bislang größte Projekt in den USA zum Test hormoneller Verhütungsmethoden für den Mann.
Wie wirkt das neue Verhütungs-Gel?
Die Probanden der Studie verreiben jeden Tag etwa einen halben Teelöffel des Gels auf ihren Oberarmen und Schultern. Das Gel soll innerhalb einer Minute trocknen. Zu den Inhaltsstoffen des Gels zählen die zwei synthetischen Hormone Progestin und Testosteron. Zum einen soll das Progestin die Hoden davon abhalten, genügend Testosteron für eine normale Spermienproduktion zu generieren. Zum anderen wird das synthetische Testosteron dazu benötigt, das durch Progestin verursachte Hormon-Ungleichgewicht zu beheben. Das synthetische Testosteron verursacht aber keine Sperma-Produktion im Körper. Laut Régine Sitruk-Ware, Wissenschaftlerin beim Population Council, kann das Gel ungefähr 72 Stunden lang die Sperma-Produktion hemmen. So gäbe es eine gewisse Toleranz, wenn die Anwender eine Dosis vergessen.
Wie wird das Gel getestet?
Mindestens vier Monate lang sollen die Probanden der Studie das Gel nutzen. Die jeweilige Partnerin der teilnehmenden Männer soll ebenfalls eine Form der Verhütung für Frauen anwenden. Die Forscher kontrollieren in regelmäßigen Abständen die Spermienproduktion. Laut Diana Blithe, Programmleiterin für Verhütungsmittelentwicklung am National Institute of Health and Human Development in den USA, muss die Spermienproduktion auf weniger als eine Million pro Milliliter sinken, um eine Schwangerschaft effektiv zu verhindern. Erst wenn die Anzahl der Spermien weit genug gesunken sei, könne die Frau die Verhütung einstellen. Im Anschluss soll das Gel für ein weiteres Jahr die einzige Verhütungsmethode der Paare sein.
Erste Studie bereits erfolgreich
In einer früheren sechsmonatigen Studie hatte sich die Methode bereits als wirksam erwiesen. Zu diesem Zeitpunkt wurden aber zwei verschiedene Gels eingesetzt, die an unterschiedlichen Stellen des Körpers aufgetragen werden mussten. Das Team von Blithe hat deshalb an neuen Formeln für die Hormone gearbeitet, um sie in einem Gel zusammenzubringen. Laut Blithe funktioniert das Gel besser als Hormontabletten, weil im Labor hergestelltes Testosteron vom Körper rasch abgebaut werde. In Gel-Form werde es von der Haut absorbiert und bleibe so länger im Blutkreislauf.
Bisherige hormonelle Präparate für Männer führten zu Nebenwirkungen
Bereits in den Jahren 2008 bis 2012 fand in Europa eine große Studie mit hormoneller Verhütung für Männer statt, die im „The Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism“ veröffentlicht wurde. Die Teilnehmer erhielten alle zwei Monate eine Spritze mit einem Hormon-Präparat. Das Präparat unterdrückte die Sperma-Produktion. Zwar wurden die Partnerinnen der Probanden nicht schwanger, aber die Männer litten unter schweren Nebenwirkungen und Stimmungsschwankungen.
Werden Männer das Gel auch benutzen?
Laut des Magazins „Technology Review“ haben Pharmafirmen in der Vergangenheit nicht viel Interesse an Verhütungsmitteln für Männer gezeigt. Klinische Studien würden Jahre dauern und seien enorm teuer, also seien sie ein riskantes Unterfangen, zumal es schon viele Verhütungsmittel für Frauen gibt. „Es geht hier um Geschlechtergleichheit“, sagt Sitruk-Ware. „Männer wollen in der Lage sein, ihre eigene Fruchtbarkeit zu kontrollieren und nicht zu einer Vaterschaft gezwungen zu werden“, so die Forscherin weiter. Die Einstellung von Männer gegenüber Verhütung unterscheide sich von Land zu Land. Laut einer weltweiten Studie aus dem Jahr 2010 käme jedoch für mindestens 25 Prozent aller Männer die Einnahme eines hormonellen Verhütungsmittels in Frage. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass das Gel effektiv sein wird, wenn Männer es jeden Tag auftragen und korrekt anwenden“, sagt Stephanie Page, Medizin-Professorin an der University of Washington und leitende Wissenschaftlerin bei der Studie. Selbst wenn die Tests erfolgreich verlaufen, würde es laut Blithe jedoch noch einige Jahre dauern, bis das Gel öffentlich verfügbar ist. (fp)
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