Sind ständig Selfies schießende Menschen psychisch krank?
Vor einigen Jahren gab es in der internationalen Presse Meldungen, dass die obsessive Aufnahme von Selfies von der American Psychiatric Association als psychische Störung eingestuft worden sei. Angeblich werde diese Erkrankung als Selfitis bezeichnet. Es stellte sich aber schnell heraus, dass es sich bei dieser Nachricht um eine Fehlmeldung handelte. Forscher untersuchten jetzt den Zusammenhang zwischen Psyche und dem zwanghaften Aufnehmen von Selfies.
Die Wissenschaftler der Nottingham Trent University in Großbritannien und der Thiagarajar School of Management in Indien untersuchten, ob eine psychische Störung die Ursache für das zwanghafte Aufnehmen von Selfies ist. Die Mediziner veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in der englischsprachigen Fachzeitschrift „International Journal of Mental Health Addiction“.
Was ist überhaupt ein Selfie?
Ein sogenanntes Selfie ist ein Foto von sich selbst. Diese Bilder gleichen einem Selbstportrait und werden häufig mit Handys aufgenommen. Dabei wird das Telefon oder die Kamera in der eigenen Hand gehalten. Das Selfie wird dann aus einer Entfernung aus Armeslänge aufgenommen. Mittlerweile haben Hersteller aber schon auf den Trend reagiert und Hilfsmittel wie sogenannte Selfie-Sticks oder Selfie-Stangen auf den Markt gebracht. Die Selfies werden dann oft in sozialen Netzwerken zur Schau gestellt.
Warum nehmen manche Menschen so viele Selfies auf?
Die Forscher fanden bei ihrer aktuellen Untersuchung heraus, dass es sich tatsächlich um eine anerkannte psychische Störung handeln kann, die zu einem zwanghaften Aufnehmen von Selfies führt. Wenn Menschen an der sogenannten Selfitis leiden, nutzen sie die Aufnahmen von sich selbst, um ihr Selbstvertrauen oder ihre Stimmung zu stärken. Ein anderer Grund für die Aufnahme der Bilder ist der Druck des sozialen Wettbewerbs, sagen die Experten.
Zwanghaftes Aufnehmen von Selfies ist ein Suchtverhalten
Das zwanghafte Aufnehmen von Selfies wird von den Medizinern als ein Suchtverhalten eingestuft, welches psychische Gesundheitsprobleme veranschaulicht, wie beispielsweise ein geringes Selbstvertrauen. Für ihre Studie untersuchten die Wissenschaftler zunächst 225 Probanden. Diese Personen stammten aus Indien. Später wurden die Ergebnisse mit der Hilfe von 400 weiteren Teilnehmern überprüft.
Männer und Heranwachsende sind besonders gefährdet
Die vorliegende Studie sammelte Daten über die Existenz der Selfitis in Bezug auf die drei angeblichen Ebenen der Erkrankung (Borderline, akut und chronisch). Die Mediziner entwickelten eine Skala zur Bewertung des Zustandes, die sogenannte Selfitis Behaviour Scale (SBS). Besonders Männer und Heranwachsende im Alter von 16 bis 20 Jahren erzielten schlechte Ergebnisse auf der Bewertungsskala. Neun Prozent der Teilnehmer nahmen mehr als acht Selfies pro Tag auf, während ein Viertel der Probanden drei oder mehr Selbstaufnahmen pro Tag auf sozialen Plattformen veröffentlichte.
Weitere Forschung ist nötig
Die Ergebnisse zeigen, dass die SBS ein zuverlässiges und valides Instrument zur Beurteilung der sogenannten Selfitis zu sein scheint, jedoch weitere Studien erforderlich sind, um das Konzept strenger zu validieren, sagen die Experten. (as)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.