Wie viel Wunder steckt wirklich in Kokosöl?
Noch vor ein paar Jahren war Kokosfett lediglich gut genug, um als geschmacksneutrales Plattenfett in der Pfanne oder Fritteuse hoch erhitzt zu werden. Daneben gab es noch Kokosflocken für die häusliche Bäckerei und Kokosmilch, die man gelegentlich für asiatische Gerichte verwendete. Heute sind Kokoswasser, -chips, -mehl, -mus, Kokosblütensirup, -zucker und Kokosblütenessig erhältlich. Das ein oder andere auch in Bio-Qualität. Zu finden im gut sortierten Einzelhandel, Drogeriemärkten und natürlich in online-Shops. Besonders natives Kokosöl – VCO (Virgin Coconut Oil) abgekürzt – steht hoch im Kurs. Einige Food-Blogs heben es gar in den Olymp der Superfoods und sprechen ihm Allround-Schutzfunktionen zu.
Zunächst: Natives Kokosöl ist ernährungsphysiologisch hochwertiger als das zum Braten/Frittieren gedachte Plattenfett. Aber auch Kokosöl enthält über 80 Prozent gesättigte Fettsäuren, also just jene Fettsäuren, die es nach offiziellen Ernährungsempfehlungen zu meiden gilt. Sie stehen im Verdacht, den Cholesterinspiegel zu erhöhen und dadurch dem Herz und den Gefäßen zu schaden. Kardiologische Leitlinien empfehlen daher, weniger als zehn Prozent der aufgenommenen Energie über gesättigte Fette zu beziehen und stattdessen ungesättigte Fette aus Pflanzenölen zu bevorzugen.
Allerdings enthält Kokosöl auch mittelkettige Fettsäuren, sogenannte MCT (medium chain triglycerides), hauptsächlich Laurinsäure. Etwa 45 Prozent bis zu 50 Prozent können enthalten sein. Im Gegensatz zu den in der Nahrung überwiegend vorkommenden langkettigen Fettsäuren werden sie leichter verdaut. Der Körper kann sie ohne Gallensäuren und fettspaltende Enzyme aufschließen. Es wird vermutet, dass sie die Konzentration des gefäßschützenden HDL-Cholesterins im Blut erhöht. Ob Laurinsäure allerdings nur das erwünschte HDL-Cholesterin erhöht oder auch das weniger günstige LDL-Cholesterin, ist noch nicht abschließend geklärt. Das beeinflusst das Herzinfarktrisiko jedoch entscheidend. Für den regelmäßigen Einsatz in der Küche sind hochwertige pflanzliche Öle wie Oliven-, Raps- und Walnussöl nach wie vor die bessere Alternative. Sie senken durch ihren hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren das Herzinfarktrisiko und versorgen den Körper mit essenziellen Fettsäuren.
Es spricht aber nichts gegen den gelegentlichen Einsatz von Kokosöl in der Küche, beispielsweise für die Zubereitung schmackhafter exotischer Speisen.Rüdiger Lobitz, www.bzfe.de
Autoren- und Quelleninformationen
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