Unappetitliches Grillfleisch: Tester entdecken Gammelfleisch im Supermarkt
Die Grillsaison hat längst begonnen, die Kühlregale in den Supermärkten sind vollgepackt mit Grillfleisch und Bratwürstchen. Das nahmen die Prüfer von Öko-Test zum Anlass, insgesamt 13 Schweinenackensteaks in jeweils drei Chargen zu untersuchen. Ihr erschreckendes Ergebnis: Gammelfleisch, Keime und Antibiotika! Lediglich zwei Bio-Produkte konnten mit der Note „gut“ bewertet werden. Insgesamt neunmal beurteilten die Prüfer das Grillfleisch als „ungenügend“.
Multiresistente Keime im Grillfleisch
Grillen gehört hierzulande zu den beliebtesten Freizeitbeschäftigen im Sommer. Kaum ein Garten, aus dem es am Wochenende nicht nach gegrilltem Fleisch duftet. Die Ergebnisse von Öko-Test dürften jedoch vielen Grill-Fans die Vorfreude auf das nächste Barbecue gründlich verderben. Denn die Prüfer entdeckten Keime und Spuren von Antibiotika in vielen Grillfleischproben. Zudem waren einige Nackensteaks bereits verdorben, was nur durch eine Marinade verdeckt wurde.
Am bedenklichsten empfanden die Prüfer die Paprika-Steaks von Aldi Nord, da sie Rückstände eines Antibiotikums in den Proben fanden. Zwar sei die geringe Menge nicht unmittelbar schädlich, aber Reste von Medikamenten dürften in Lebensmitteln nicht auftauchen, so das Fazit zu diesem Produkt.
In vier Fleischchargen verschiedener Hersteller wiesen die Tester antibiotikaresistente Keime, wie die gefürchteten MRSA und bestimmte E.-Coli-Bakterien, nach. Die Keime könne ihre Resistenz auch auf Bakterien im menschlichen Magen-Darm-Trakt übertragen, betont Öko-Test. Die Keimbelastung an sich sei jedoch nicht akut bedrohlich.
Vorsicht vor Gammelfleisch beim Kauf von mariniertem Grillfleisch
Eine besonders unappetitliche Entdeckung machte das Test-Team bei zwei Fleischproben mit Paprikamarinade von Rewe: Gammelfleisch! Die Produkte waren gegen Ende der Haltbarkeitsfrist bereits verdorben. Lediglich die Marinade täuschte darüber hinweg. Doch die Verfärbung und hohe Keimzahl ließen auf einen fortschreitenden Verfall schließen. Wie Öko-Test berichtet, wäre dies nach dem Grillen des Fleisches vermutlich nicht aufgefallen, da die würzige Marinade den Eigengeschmack des Fleisches überdeckt hätte. Eine Gefahr für die Gesundheit habe jedoch nicht bestanden. Gammelfleisch sei allenfalls ekelig.
Auch die Marinaden boten Anlass zur Kritik. Öko-Test zufolge enthalten einige Aroma- und Zusatzstoffe, obwohl sie mit dem Hinweis „frei von …“ gekennzeichnet sind.
Bei insgesamt elf Proben stellten die Prüfer eine zu hohe Keimbelastung fest, die auf mangelnde Frische hinweist. Die betroffenen Hersteller erklärten auf Nachfrage der Tester jedoch, dass sie sich an die gesetzlichen Vorschriften hielten.
Öko-Test bezog Aufzucht und Haltung der Schweine mit in die Bewertung ein
In ihrer Bewertung gingen die Tester auch auf die Haltungsbedingungen der Schweine ein, aus denen das billige Grillfleisch hergestellt wird. „Schweine leiden sechs Monate lang – von ihrer Geburt an bis zur Schlachtung: Die Haltung der etwa 60 Millionen jährlich in Deutschland geschlachteten Tiere ist von ‘artgerecht’ weit entfernt. Und die Branche mauert; zugeben will die Missstände kaum einer“, erklärt Öko-Test.
Die Mängel bei der Aufzucht der Tiere waren so gravierend, dass die Prüfer lediglich für zwei Bio-Nackensteaks die Note „gut“ vergaben. Neunmal verteilten sie ein „ungenügend“. (ag)
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