Patientenschützer kritisieren Pflegenotstand in Krankenhäusern
In Deutschland besteht ein deutliches Missverhältnis zwischen Ärzten und Pflegekräften in Krankenhäusern. Während die Zahl der Schwestern und Krankenpfleger in den vergangenen Jahren stark zurückging, stieg die Zahl der Ärzte enorm. Patientenschützer üben Kritik an der Situation.
Weniger Pflegekräfte – mehr Ärzte
Nach Gewerkschaften und Klinikbetreibern kritisiert nun auch die Deutsche Stiftung Patientenschutz den Mangel an Pflegekräften in den Krankenhäusern, berichtet die Nachrichtenagentur dpa. Am Wochenende legten die Patientenschützer neue Zahlen zur Entwicklung der Mitarbeiter in den Bundesländern vor. Der Statistik zufolge ist die Zahl der Behandlungen in Krankenhäusern in den Jahren von 1991 bis 2013 um ein Viertel auf 19 Millionen im Jahr gestiegen, während die Zahl der Pflegekräfte um drei Prozent auf 316.000 sank. Die Zahl der Ärzte ist jedoch in diesem Zeitraum um mehr als die Hälfte auf 147.000 angewachsen.
Bundesweites Missverhältnis
Das Missverhältnis zwischen Ärzten und Pflegekräften in Krankenhäusern bestehe bundesweit. Den Angaben zufolge liegt Berlin mit 34,52 Prozent mit Abstand an der Spitze der abgebauten Pflegestellen, gefolgt von Sachsen-Anhalt mit 13,79 Prozent und Bremen mit 12,50 Prozent. Manche Bundesländer legten gegen den allgemeinen Trend bei den Pflegekräften jedoch zu: beispielsweise Rheinland-Pfalz um 15,44 Prozent und Bayern um 9,07 Prozent. Der Vorsitzende der Stiftung, Eugen Brysch, forderte: „Das Sparen auf Kosten der Pflegekräfte muss ein Ende haben.“
Verweildauer in Kliniken halbiert
Brysch berichtete zudem, dass sich die Verweildauer in den Krankenhäusern in den vergangenen 20 Jahren halbiert habe. Die Zahl der alten und pflegebedürftigen Menschen auf den Stationen, die mehr Betreuung brauchen, sei aber gleichzeitig gestiegen. „Das bedeutet: Die Akutpflege ist auf Krisenmanagement beschränkt. Deshalb ist und bleibt Pflege in den Krankenhäusern hoffnungslos überfordert, wenn sich nichts ändert.“ Der Experte kritisierte ein Konzept, „nach dem Ärzte Geld bringen und Pflege Geld kostet“. Der Stiftungsvorstand forderte einen deutschlandweiten verbindlichen Personalschlüssel, um die Entwicklung zu stoppen. „Dann wären wenigstens die Regeln für alle gleich.“
„Pflege am Boden“
Zahlreiche Organisationen haben in den vergangenen Jahren auf die Missstände im deutschen Gesundheitssystem hingewiesen und den Pflegenotstand kritisiert. Die Situation scheint sich aber nicht zu verbessern. Derzeit finden Streiks an der Berliner Charité und an anderen Kliniken sowie Protestketten der Gewerkschaft verdi an vielen Orten statt. Im vergangenen Jahr hat ein bundesweiter Flashmob für großes Aufsehen gesorgt. In rund 80 deutschen Städten legten sich die Teilnehmenden bei der Aktion an öffentlichen Plätzen für zehn Minuten auf den Boden. Der Flashmob fand bezeichnenderweise unter dem Motto „Pflege am Boden“ statt.
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