Eine Vergleichsstudie zeigt die Vorteile der gesunden Mittelmeer-Kost
Die International Diabetes Federation und die World Health Organization (WHO) bewerten Typ-2-Diabetes als eine der wichtigsten Volkskrankheiten. Schätzungsweise seien weltweit 350 bis 400 Millionen Menschen an dieser Diabetesform erkrankt. Doch die gute Nachricht bei dieser Krankheit ist, dass eine geeignete Ernährung positiv auf den Krankheitsverlauf einwirkt. Das Deutsche Institut für Ernährungsforschung (DIfE) rät Diabetikern zur Mittelmeer-Diät, da sie eine gute und gesunde Möglichkeit sei, den Zuckerstoffwechsel günstig zu beeinflussen.
Ein europäisches Team unter Leitung von Lukas Schwingshackl und Heiner Boeing vom DIfE haben in einer wissenschaftlichen Studie acht Ernährungsformen verglichen, um zu untersuchen, welche Kost am besten geeignet ist, bei Menschen mit Typ-2-Diabetes die Blutzuckerwerte zu verbessern. Die Forscher werteten in einer aufwändigen Analyse die Daten von 4.937 Studienteilnehmern aus 56 Ernährungsstudien aus. Insbesondere wurden die Auswirkungen von neun verschiedenen Ernährungsformen auf die Nüchtern- und Langzeit-Blutzuckerwerte verglichen. Die Ergebnisse wurden in dem „European Journal of Epidemiology“ veröffentlicht.
Neue Analysemethode liefert die Ergebnisse
Die Forscher untersuchten, welche Diät den stärksten Effekt auf den Stoffwechsel im Vergleich zur normalerweise üblichen Ernährungsweise der Teilnehmer hat. Mit Hilfe der Netzwerk-Meta-Analyse, einer neuartigen Analysemethode, ist es den Wissenschaftlern gelungen, viele verschiedene Ernährungsformen gleichzeitig auszuwerten und miteinander zu vergleichen. Allerdings mussten die einbezogenen Studien mindestens die Auswirkungen von zwei verschiedenen Ernährungsansätzen auf die Studienteilnehmer untersucht haben.
Welche Diäten wurden verglichen?
Zu den neun untersuchten Ernährungsformen gehören unter anderem Low-Fat, Paläo, High-Protein, Low-Carb und Mittelmeer-Diät. Auch vegetarische, beziehungsweise veganen Kost wurde von den Forschern analysiert sowie die Effekte von Diäten mit einem moderaten Kohlenhydratanteil. Zusätzlich wurde Ernährung mit einer niedrigen glykämischen Last untersucht. Es wurden nur Studien in die Analyse einbezogen, bei denen die Teilnehmer über 18 Jahre alt waren und mindestens für 12 Wochen eine bestimmte Kostform einhielten.
Warum ist die Mittelmeer-Diät für Diabetiker geeingnet?
Die Mittelmeer-Diät war am besten geeignet, um den Nüchtern-Blutzuckerwert zu senken, gefolgt von der Paläo-Diät und der veganen Kost. Der Nüchtern-Blutzuckerwert gibt die Blutzuckermenge nach einer mindestens achtstündigen Fastenperiode an, also beispielsweise am Morgen nach einer achtstündigen Nachtruhe. Bei Diabetikern ist dieser Wert deutlich erhöht. Die Mittelmeer-Diät konnte nachweislich dazu beitragen, den Wert zu senken.
Welchen Einfluss hat die Low-Carb-Diät?
Die Low-Carb-Diät hatte den größten Einfluss auf den Langzeit-Blutzuckerwert, auch HbA1c-Wert genannt. Dieser Wert spiegelt den Blutzuckerwert in den vergangenen acht bis zwölf Wochen wider. Von kurzfristigen Schwankungen wird dieser Wert kaum beeinflusst. Der Wert kann ebenfalls zur Diabetes-Diagnose beitragen. Denn beträgt der HbA1c-Wert mehr als 6,5 Prozent, liegt eine Diabetes-Erkrankung vor. Auch hier hatte die Mittelmeer-Diät, aber auch die Paläo-Diat, einen positiven Einfluss auf den Langzeit-Blutzuckerwert.
Welchen Einfluss hatte die Low-Fat-Diät?
Die Low-Fat-Diät hatten den schwächsten Effekt sowohl auf den Nüchtern-, als auch auf den Langzeit-Blutzuckerwert und somit auf den gesamten Zuckerstoffwechsel. Sie konnte zwar beide Werte positiv beeinflussen, aber nicht so stark, wie die anderen Diäten.
Ergebnisse der Studie
„Unsere Studie zeigt, dass eine pflanzenbasierte Kost wie die Mittelmeer-Diät eine gute Möglichkeit ist, den Zuckerstoffwechsel bei Menschen mit Diabetes günstig zu beeinflussen“, fasst Studienautor Schwingshackl zusammen. Die Forscher vermuten, dass die in Früchten, Gemüse, Olivenöl, Nüssen, Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe und Ballaststoffe die Insulinempfindlichkeit der Patienten verbessern können. Auch die Produktion von Advanced Glycation Endproducts (AGEs) könne dadurch verringert werden. AGEs sind Zucker-Eiweißverbindungen, die unter anderem bei zu hohen Blutzuckerwerten entstehen.
Ernährung kann einen großen Einfluss auf Diabetes haben
„Seit langem ist bekannt, dass bei Diabetes eine gute Blutzuckerkontrolle ein entscheidender Schritt ist, um schwere Folgeerkrankungen wie einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu verhindern“, erläutert Heiner Boeing, DIfE Abteilungsleiter der Epidemiologie. Laut Boeing sollten Menschen mit Diabetes so viel wie möglich über ihre Ernährung dazu beizutragen, den Blutzucker in den Griff zu bekommen. Dies fördere auf einfache Weise das Wohlbefinden, spare Medikamente und entlaste hierdurch auch unser Gesundheitssystem. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.