Forscher zeigen, wie vielfältig Menschen von der Natur profitieren
Die Menschen sind unmittelbar auf die Natur angewiesenen und profitieren auf vielfältige Weise von dem Angebot natürlicher Ressourcen. Auch die Medizin und insbesondere die Naturheilkunden macht sich dies zunutze. Oft wird die Natur jedoch wie ein selbstverständlich verfügbarer Dienstleiter und Rohstofflieferant in Anspruch genommen und die gesamte Bandbreite des Nutzens der Natur für den Menschen bleibt unterschätzt, kritisiert ein internationales Forschungsteam unter Beteiligung von Wissenschaftlern der Leuphana Universität Lüneburg.
„Ausreichende Nahrung, sauberes Wasser und reine Luft gehören zu den wertvollsten und bekanntesten Leistungen der Natur für den Menschen“, erläutern die Wissenschaftler. Daher werde die Natur allerdings hauptsächlich als Quelle von Dienstleistungen und Rohstoffen betrachtet. In dem aktuellen Fachbeitrag mahnen 30 internationale Experten nun zu einem besseren Verständnis des Nutzens der Natur. Denn nur wenn die ganze Bandbreite des Naturnutzens berücksichtigt wird, könne es gelingen, „einen tatsächlichen Schutz und eine nachhaltige Nutzung der Natur zu erreichen.“ Ihre Positionen haben die Forscher in dem renommierten Fachmagazin „Science“ dargelegt.
Sämtliche Nahrung stammt aus der Natur
Grundsätzlich sind die Leistungen der Natur für den Menschen von entscheidender Bedeutung. Dies gelte für reiche genauso wie für arme Länder, betonen die Wissenschaftler. Ein gutes Beispiel für die Bedeutung der Bedeutung bilde hier das Thema Nahrung. So erhalten alle Menschen ihre Nahrung aus der Natur und Nahrungssicherheit bilde ein zentrales Thema, das Politik und Entscheidungsträger weltweit beschäftige, betonen die Forscher. Hierbei stehen bisher vor allem Dinge wie Nährwert, biologische Prozesse und ökonomische Fragen im Vordergrund, so die Experten weiter. Doch reiche die Bedeutung von Nahrung tatsächlich sehr viel weiter. Diese habe auch Auswirkungen auf Dinge wie kulturelle Identität, Kunst oder Lebensfreude.
Nicht-materielle Faktoren der Natur berücksichtigen
Die Berücksichtigung der nicht-materiellen Faktoren des Nutzens der Natur unterscheidet den neuen Ansatz der Wissenschaftler von dem bisherigen Vorgehen. So sei beispielsweise die Umweltpolitik des letzten Jahrzehnts vor allem von den Sichtweisen der Naturwissenschaften und der ÖkonomiNichte geprägt gewesen. Zwar habe die Untersuchung der sogenannten Ökosystemdienstleistungen, also des gesamten Nutzens der Natur für den Menschen, den Nachhaltigkeitsgedanken vorangebracht, aber Einsichten und Methoden der Sozialwissenschaften, der Geisteswissenschaften und anderer Betrachtungsweisen der Welt seien dabei vernachlässigt worden.
Kultur ein Bindeglied zwischen Mensch und Natur
Die Forscher betonen, dass Politik und Entscheidungsträger stärker für die gesamte Bandbreite des Nutzens der Natur für den Menschen sensibilisiert werden müssen. Beispielsweise führe eine breiter angelegte Beurteilung des Nutzens der Natur zu der Einsicht, dass die Kultur ein zentrales Bindeglied zwischen Mensch und Natur ist. Hier müsse auch den Wissensbeständen lokaler Gemeinschaften und indigener Völker viel mehr Beachtung geschenkt werden, betont das Forschungsteam unter Beteiligung von Professorin Dr. Berta Martin-Lopez von der Leuphana Universität Lüneburg.
Effektivität und Legitimität für politische Entscheidungen
Eine Möglichkeiten der Umsetzung bietet laut Aussage der Forscher zum Beispiel die Aufnahme der neuen Sichtweise unter Berücksichtigung der sozialen, kulturellen, geistigen und religiösen Bedeutung der Natur in groß angelegten Experten-Gutachten. Ein Ansatz der deutlich über die bisher genutzten Methoden zur Ermittlung von Ökosystem-Dienstleistungen hinausgehe. Die Experten erhoffen sich von diesem „mehr Effektivität und Legitimität für politische Entscheidungen über den Umgang mit der Natur, weil er eine breitere und qualifiziertere Informationsbasis schaffe.“ Ein besseres Verständnis für die ganze Bandbreite des Naturnutzens sei die Voraussetzung für den Schutz und die nachhaltige Nutzung der Natur. (fp)
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