Unerwartete Helfer bei der Wundheilung
In den Finger geschnitten oder das Knie aufgeschürft: Jeder Mensch zieht sich im Laufe seines Lebens immer wieder kleinere Wunden zu. Häufig reicht es, einfach abzuwarten, bis alles verheilt ist. Wissenschaftler aus der Schweiz haben nun aufgezeigt, wie Nervenzellen der Haut helfen, Wunden zu heilen.
Hilfen bei der Wundheilung
Nach kleineren Verletzungen bekommt man mitunter den Rat, es mit Salz zu versuchen, denn Salzwasser beschleunigt die Wundheilung. Andere empfehlen eher, Wunden mit frischem Knoblauch zu behandeln. Und bei oberflächlichen, leicht nässenden und wenig blutenden Wunden, kann Zink zu einer besseren Heilung beitragen. Bei chronischen Wunden bringen solche Hausmittel allerdings meist nichts mehr. Forscher aus der Schweiz haben nun jedoch herausgefunden, wie Nervenzellen der Haut helfen, Wunden zu heilen. Sie hoffen, dass die neuen Erkenntnisse dazu beitragen können, chronische Wunden künftig wirksam zu behandeln.
Hautwunde muss rasch verschlossen werden
Eine Hautwunde muss rasch verschlossen werden. Darum gerinnt das Blut kurz nach einer Verletzung und es bildet sich ein „Wundpfropf“, berichtet die Universität Zürich (UZH) in einer Mitteilung.
Um die Verletzung dauerhaft heilen zu können, müssen die betroffenen Hautschichten jedoch neu gebildet werden. Dazu braucht es ein komplexes, nur teilweise verstandenes Wechselspiel zwischen verschiedenen Zelltypen in unserer Haut.
Nervenzellen spielen dabei eine zentrale Rolle, wie ein Team um Lukas Sommer, Professor am Anatomischen Institut der Universität Zürich, zusammen mit der ETH (Eidgenössische Technische Hochschule Zürich) nun zeigen konnte.
Seine Forschungsgruppe ist Teil von „Skintegrity“, einem Flaggschiff-Projekt der Hochschulmedizin Zürich.
Gliazellen verändern ihre Identität
Lange schon gab es Hinweise, dass für eine optimale Heilung ein Gewebe innerviert, also mit Nervenbahnen versehen sein muss. Warum dem so ist, war aber unklar.
Mit Hilfe eines Tiermodells entdeckten die Forschenden von „Skintegrity“, dass sich feine Nervenbahnen drastisch verändern, wenn sie bei einer Verwundung der Haut mitverletzt werden: Zellen entlang der verletzten Nervenbahnen, sogenannte Gliazellen, ändern ihre ursprüngliche Identität und werden zu „Reparaturzellen“ reprogrammiert.
Sie verlieren dabei ihren Kontakt zu den Nervenbahnen und schwärmen in das Wundbett aus. „Dort schütten sie einen Cocktail verschiedenster Faktoren aus, welche die Wundheilung unterstützen“, erklärt Lukas Sommer.
Mit genetischen Experimenten konnte er nachweisen, dass die Reparaturzellen der Nerven unter anderem für das Verschließen der Wunde wichtig sind, indem sie den dafür notwendigen Umbau der Lederhaut fördern.
Die Ergebnisse ihrer Untersuchungen wurden kürzlich im Fachmagazin „Nature Communications“ veröffentlicht.
Chronische Wunden heilen
Im Alter oder zum Beispiel bei Menschen mit Diabetes kann es vorkommen, dass Wunden nur sehr schlecht abheilen. Solche chronischen Wunden verursachen meist starke Beschwerden und können nur ungenügend therapiert werden.
Auch in menschlichen Hautwunden haben die Forscher von „Skintegrity“ reprogrammierte Nervenzellen entdeckt.
„Nun wollen wir zusammen mit Klinikern des Universitätsspitals Zürich die Wundheilungsfaktoren besser charakterisieren, die von Nervenzellen ausgeschüttet werden“, erläutert Sommer.
„Vielleicht könnten damit eines Tages chronische Wunden wirksam behandelt werden.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.