Gibt es einen Zusammenhang zwischen Brustkrebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen?
Eine Chemotherapie hat schon viele Frauen mit Brustkrebs gerettet, aber die Behandlung könnte auch den Herzen der Betroffenen erheblich geschadet haben. Frauen mit Brustkrebs scheinen nach ihrer Behandlung ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufzuweisen, einschließlich Herzversagen. Ärzte und Patienten sollten Vorteile spezifischer Behandlungen gegen mögliche Schäden für das Herz abwägen.
Die Behandlung von Brustkrebs kann sich negativ auf die Gesundheit des Herzens auswirken. Die Experten der American Heart Association (AHA) veröffentlichten jetzt eine deutliche Warnung vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen infolge der Brustkrebstherapie. Die Ergebnisse der Forschung wurden in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Circulation“ veröffentlicht.
Welche Gründe gibt es für das erhöhte Risiko?
Es scheint drei Hauptgründe für ein erhöhtes Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Frauen nach einer Brustkrebsbehandlung zu geben: Bereits vorher bestehende Risikofaktoren für das Herz wie unkontrollierte Hypertonie oder hohe Cholesterinwerte, welche bei der Brustkrebsbehandlung nicht untersucht werden. Eine Exposition gegenüber Chemotherapie und Strahlung, welche dem Herzen schaden kann. Und als dritten Punkt eine Lebensweise ohne ausreichend Bewegung, welche während der Behandlung zu einer Gewichtszunahme führt.
Arzneistoff Doxorubicin verstärkt das Risiko massiv
Sowohl Brustkrebs als auch kardiovaskuläre Erkrankungen teilen bestimmte Risikofaktoren, erklären die Experten. Dazu gehören beispielsweise die Gewichtszunahme, mangelnde Bewegung und die sogenannte metabolische Dysfunktion, welche Risikofaktoren für Brustkrebs-Rezidive und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind. Das größte Risiko ist das Chemotherapeutikum Doxorubicin, ein sogenanntes Anthracyclin. Acht Behandlungen erhöhen bereits das Risiko für eine Herzinsuffizienz um fünf Prozent. Bei 14 Dosen ist das Risiko um ganze 48 Prozent erhöht, sagen die Mediziner.
Patienten sollten über die möglichen Nebenwirkungen aufgeklärt werden
Jeder Patient, der sich einer Brustkrebsbehandlung unterziehen muss, unabhängig ob er am Anfang unter einer Herzerkrankung leidet oder nicht, sollte sich der potenziellen Auswirkungen der Behandlungen auf sein Herz bewusst sein, erklärt Dr. Laxmi Mehta von der Ohio State University. Die Expertin ist auch für die American Heart Association tätig. Die Erkenntnis sollte die Patienten jedoch keinesfalls davon abhalten, eine Brustkrebsbehandlung durchzuführen, sondern ihnen erlauben, gemeinsam mit ihrem Arzt fundierte Entscheidungen über die beste Krebsbehandlung zu treffen, fügt die Medizinerin hinzu.
Überlebende von Brustkrebs versterben häufig an Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Überlebende von Brustkrebs im Alter über 65 Jahren sterben häufiger an Herz-Kreislauf-Erkrankungen als an erneutem Brustkrebs, sagen die Forscher. Mit der Veröffentlichung der Erklärung in der Fachzeitschrift hofft die American Heart Association die Wahrnehmung der größten gesundheitlichen Bedrohungen für Frauen nach einer Krebserkrankung zu erhöhen. Zusätzlich gaben die Experten noch eine Pressemitteilung zu dem Thema heraus.
Verhalten der Betroffenen hat großen Einfluss auf mögliche Erkrankungen
Patienten sollten immer die bestmögliche Behandlung bei Brustkrebs bekommen, sagt Dr. Mehta. Jeder sollte jedoch mit seinem Arzt über die potenziellen Nebenwirkungen sprechen. Ein Großteil des Risikos könne durch Veränderungen des Verhalten der Betroffenen reduziert werden.
Kardiotoxizität muss bei und nach der Brustkrebsbehandlung überwacht werden
Während der Behandlung von Brustkrebs sind Überwachung, Prävention und sekundäres Management der sogenannten Kardiotoxizität von entscheidender Bedeutung. Danach ist eine Langzeitüberwachung der späten Kardiotoxizität essentiell, sagen die Wissenschaftler. Eine Krebsbehandlung könne zu einer frühen oder verzögerten Kardiotoxizität führen, welche ernsthafte Auswirkungen auf den Körper hat. Zu diesen gehören beispielsweise Bluthochdruck, Arrhythmien, Myokardischämie, Herzklappenerkrankung, pulmonale Hypertonie und Perikarditis. Die am häufigsten auftretende Nebenwirkung einer Chemotherapie ist allerdings die linksventrikuläre Dysfunktion, sagen die Forscher. (as)
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Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.