Mediziner warnen vor Hanta-Virus-Infektionen beim Frühjahrsputz
Immer wieder haben Meldungen über ein vermehrtes auftreten von Hanta-Virus-Infektionen in den vergangenen Jahren für Aufsehen gesorgt. In einer aktuellen Mitteilung warnen Wissenschaftler der Goethe-Universität Frankfurt am Main vor dem Infektionsrisiko, dass unter anderem durch den aufgewirbelten Staub beim Frühjahrsputz besteht.
„Wer beim Frühjahrsputz Staub einatmet, setzt sich in manchen Gebieten Deutschlands einem erhöhten Infektionsrisiko durch Hanta-Viren aus“, so die Mitteilung der Universität. Denn im Staub können sich auch Ausscheidungen der Rötelmäuse befinden, Wird der mit Viren belastete Staub zum Beispiel bei Reinigungsarbeiten in der Land- und Forstwirtschaft aufgewirbelt und eingeatmet, könne es zur Infektion kommen. Anhand von Langzeitdatenreihen haben die Wissenschaftler der Goethe-Universität und des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums die Entwicklung der Hanta-Virus-Infektionen in Deutschland ausgewertet. Ihre Ergebnisse wurden in dem Fachmagazin „PeerJ“ veröffentlicht.
Rötelmäuse der Hauptüberträger
Die Hanta-Viren (Puumala-Virus; PUUV) werden in Deutschland vor allem durch die Rötelmaus (Myodes glareolus) übertragen, erläutern die Wissenschaftler. Die Maus selbst erkranke dabei nicht, könne aber die Erreger auf verschiedenem Weg an Menschen weitergeben. Beispielsweise ist eine Infektion durch den Biss einer Rötelmaus möglich. Auch Rückstände von Kot und Urin sowie erregerhaltige Aerosole, die mit dem Staub aufgewirbelt und eingeatmet werden, bilden laut Aussage der Forscher einen möglichen Infektionsweg. Gefährlich seien die Infektionen vor allem wegen des hämorrhagischen Fiebers und der erhöhten Blutungsneigung, die zu akutem Nierenversagen führen kann.
Räumliche, zeitliche und saisonale Muster der Infektionen
Seit dem Jahr 2001 besteht für Hanta-Virus-Infektionen in Deutschland eine Meldepflicht. Anhand der gewonnenen Daten hat das Forscherteam um Prof. Sven Klimpel von Institut für Ökologie, Evolution und Diversität der Goethe-Universität nun versucht, räumliche, zeitliche und saisonale Muster für das Auftreten der Infektion zu identifizieren. Besonders viele Puumala-Virus-Infektionen sind laut Aussage der Wissenschaftler in Baden-Württemberg und angrenzenden Gebieten in Bayern und Nordrhein-Westfalen festzustellen, während in Nordostdeutschland nur wenige PUUV-Virus-Fälle auftreten. Zudem liege die Zahl der Infektionen pro 100.000 Einwohner tendenziell in großen Städten und Ballungsgebieten höher als in ländlichen Gebieten. Diese räumlichen Muster haben sich den Angaben der Forscher zufolge in den letzten 15 Jahre kaum verändert.
Populationsdichte der Mäuse entscheidend
Während die räumlichen Verteilungsmuster relativ konstant sind, zeigten sich laut Aussage der Wissenschaftler jedoch starke zeitliche Schwankungen. So seien die gemeldeten PUUV-Infektionen zum Beispiel in den Jahren 2007, 2010 und 2012 besonders hoch ausgefallen. Einen wichtigen Faktor bilde dabei die Rötelmausdichte, welche ihrerseits von der Landnutzung (insbesondere dem Waldanteil), klimatischen Faktoren (Temperatur im Winter) und dem Nahrungsangebot abhänge. Hier seien Jahre, in denen Buche, Eiche und Kastanie besonders viele Früchte produzieren (Mastjahre), von entscheidender Bedeutung. Denn ein reiches Nahrungsangebot für die Krankheitsüberträger führe meist zu einem starken Anstieg der Populationsdichte und damit zu mehr infizierten Rötelmäusen, was letztlich auch das Infektionsrisiko für den Menschen erhöht.
Vermehrte Infektionen im Frühsommer
In ihren Untersuchungen stellten die Forscher fest, dass den infektionsreichen Jahren 2007, 2010 und 2012 tatsächlich jeweils entsprechende Mastjahre vorausgingen. Bei dem Mastjahr 2014 sei anschließend allerdings nur ein leichter Anstieg der humanen Puumala-Virus-Infektionen zu beobachten gewesen, berichten die Wissenschaftler. „Aufgrund der komplexen Zusammenhänge und der Vielzahl an Faktoren, die Einfluss auf die Zahl der Puumala-Virus-Infektionen haben, ist es derzeit noch schwierig, ein zuverlässiges Vorhersage-Modell zu erstellen“, so die Mitteilung der Universität Frankfurt. Anhand der Korrelationsanalysen sei allerdings eindeutig ein höheres Risiko für waldreiche Gebiete, für den Frühsommer und für Jahre, die auf ein Mastjahr folgen, erkennbar. „Durch den Klimawandel, der häufigere Mastjahre und mildere Winter mit sich bringt, könnte die Zahl der Puumala-Virus-Infektionen künftig ansteigen“, warnt Prof. Klimpel. (fp)
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