Wie Wirken sich langfristige Depressionen auf das Gehirn aus?
Forscher fanden jetzt heraus, dass unbehandelte Depressionen dauerhafte biologische Veränderungen im Gehirn bewirken. Werden Depressionen nicht rechtzeitig behandelt, führen sie zu vermehrten Entzündungen des Gehirns.
Die Wissenschaftler der University of Toronto stellten bei ihrer Untersuchung fest, dass eine über Jahre unbehandelte Depression eine deutliche Zunahme der Entzündungen im Gehirn bewirkt. Die Experten veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in der englischsprachigen Fachzeitschrift „The Lancet Psychiatry“.
Depression haben nicht nur unmittelbare Auswirkungen
In der heutigen Leistungsgesellschaft leiden immer mehr Menschen unter Depressionen. Werden diese nicht rechtzeitig behandelt, können sie zu Veränderungen am Gehirn führen und dadurch eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für die Entstehung von Entzündungen hervorrufen, sagen die Autoren. Dies zeigt, dass Depression nicht nur eine biologische Störung mit unmittelbaren Auswirkungen ist. Depressionen verändern im Laufe der Zeit das Gehirn auf eine Weise, die andere Formen der Behandlung erfordert, welche bisher noch nicht verfügbar sind, fügen die Mediziner hinzu.
Studie hatte 80 Teilnehmer
Dies war eine relativ kleine Studie mit nur 80 Teilnehmern. 25 Probanden litten unter einer unbehandelten Depression für einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren. Bei 30 Teilnehmern wurde niemals eine Depression diagnostiziert. Alle Teilnehmer wurden mit sogenannten Positronen-Emissions-Tomographie-Scans (PET-Scans) untersucht, um eine bestimmte Art von Protein zu lokalisieren, welches aus der Entzündungsreaktion des Gehirns auf eine Verletzung oder Krankheit resultiert.
Entzündungen können den Körper schützen
Die richtige Menge von Entzündungen im ganzen Körper, einschließlich dem Gehirn, schützt vor Krankheiten und hilft dem Körper Verletzungen zu heilen, erklären die Forscher. Zu viele Entzündungen führen allerdings zu chronischen Erkrankungen, einschließlich Herzkrankheiten und möglicherweise neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson, sagen die Experten.
Wo treten die meisten Entzündungen auf?
In der Annahme, dass eine langfristige Depression zu mehr Entzündungen führt, erwarteten die Forscher bei ihrer Studie, dass sie mehr Protein im Gehirn derer finden, die am längsten unter unbehandelten Depressionen gelitten haben. Und genau diese Vermutung wurde schließlich auch bestätigt. Besonders auffällig waren erhöhte Entzündungen in einer Handvoll Hirnarealen, einschließlich des präfrontalen Kortex, dem Gehirnbereich, welcher für das Denken wichtig ist.
Weitere Forschung ist nötig
Wenn die Ergebnisse durch andere größere Studien bestätigt werden können, ist dies ein wichtiger Befund dafür, dass Depressionen Ähnlichkeiten mit degenerativen Erkrankungen wie Alzheimer haben und das Gehirn in einer Art und Weise verändern, welche die Forschung bis heute nicht vollständig verstanden hat. Eine stärkere Entzündung im Gehirn ist eine häufige Reaktion bei degenerativen Erkrankungen des Gehirns, wie bei Alzheimer und der Parkinson-Krankheit, erklärt die Wissenschaftler.
Menschen mit Depression haben 30 Prozent höheren CRP-Spiegel
Diese Ergebnisse bauen auf einer 2016 veröffentlichten Studie auf. Diese zeigte, dass Patienten mit Depressionen gegenüber nicht-erkrankten Personen einen höheren Anteil an C-Reaktivem Protein (CRP) aufweisen, welches einen anderen biologischen Entzündungsmarker darstellt. Insgesamt hatten Menschen mit Depression 30 Prozent höhere CRP-Spiegel als gesunde Menschen.
Depression ist eine biologisch bedingte Störung des Gehirns
Möglicherweise müssen wir unser Denken über Depressionen und ihre Auswirkungen ändern, sagen die Wissenschaftler. Die Studie bestätige, dass eine Depression wirklich eine biologisch bedingte Störung des Gehirns ist, welche unkontrolliert einen degenerativen Verlauf nimmt, der das Hirngewebe schädigt – möglicherweise auf eine Art und Weise, welche anderen neurodegenerativen Erkrankungen ähnelt. Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit zur Entwicklung wirksamerer Behandlungsmethoden, so das Fazit der Mediziner. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.