Dauerhaft umgestellter Lebensstil: Langzeit-Prävention schützt vor erneutem Herzinfarkt
Die heftige Kälte in den letzten Wochen ging laut Gesundheitsexperten mit einem hohen Herzinfarkt-Risiko einher. Wer jemals einen Myokardinfarkt erlitten hat, muss in der Regel seinen Lebensstil dauerhaft gesünder gestalten. Doch leider kehren viele Betroffene nach einer gewissen Zeit wieder zu den alten ungesunden Lebensgewohnheiten zurück. Experten erklären, wie Herzinfarkt-Patienten langfristig für ein gesundes Leben motiviert werden können.
Patienten kehren oft schnell zu ungesunden Lebensgewohnheiten zurück
Pro Jahr erleiden rund 300.000 Menschen in Deutschland einen Herzinfarkt (Myokardinfarkt). Im Akutfall ist schnelles Handeln nötig. Denn eine rechtzeitige Diagnose rettet Leben. Nach einem Infarkt kommt es meist darauf an, dass Betroffene nicht nur Medikamente nehmen, sondern auch ihren Lebensstil umstellen und sich beispielsweise mehr bewegen, gesünder ernähren und auf Alkohol und Tabak verzichten. Doch leider halten sich viele Patienten nicht dauerhaft an solche Empfehlungen und kehren schon bald wieder zu ihren ungesunden Lebensgewohnheiten zurück. Fachleute berichten nun, wie sich Betroffene besser motivieren können.
Nur für kurze Zeit motiviert
Wer einen Herzinfarkt erlitten hat und schnell in seinen Beruf zurückfinden und für seine Familie wieder mit vollen Kräften präsent sein will, muss (neben der Einnahme von Medikamenten) mit Hilfe der Rehabilitation vor allem seinen Lebensstil dauerhaft umstellen, schreibt die Deutsche Herzstiftung in einer Mitteilung.
Betroffene sollten nicht rauchen, sich ausreichend bewegen und gesund ernähren. Doch Reha-Spezialisten beklagen, dass die Effekte der Rehabilitation bei vielen Patienten nur für begrenzte Zeit nachwirken.
„Viele Patienten sind nur für kurze Zeit motiviert, nach einem Herzinfarkt ihre Risikofaktoren zu verbessern, einige Monate später kommt es dann aber wieder zu den alten ungesunden Lebensgewohnheiten. Das erhöht die Gefahr eines erneuten Herzinfarktes“, so Prof. Dr. med. Harm Wienbergen, Leiter der IPP-Studie („Intensives Präventions-Programm nach akutem Myokardinfarkt in Nordwest-Deutschland“).
Die Studie, die Wienbergen gemeinsam mit Prof. Dr. med. Rainer Hambrecht vom Bremer Institut für Herz- und Kreislaufforschung (BIHKF) am Klinikum Links der Weser initiiert hat, soll Herzinfarktpatienten helfen, langfristig ihren Lebensstil gesund zu halten und nicht in den alten Trott zurück zu verfallen.
Nach der Akutbehandlung in die Rehabilitation
Den Angaben zufolge gehen über 76.000 Menschen mit einer Herzkrankheit nach der Akutbehandlung in eine Rehabilitation. Etwa 80 Prozent der Reha-Patienten leiden an der koronaren Herzkrankheit (KHK).
Die Bekämpfung der Risikokrankheiten für Herzinfarkt und Schlaganfall wie Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen (hohes Cholesterin), Fettleibigkeit (Adipositas) und Diabetes steht daher im Vordergrund der kardiologischen Rehabilitation.
Die IPP-Studie untersuchte nun, wie man die Effekte einer kardiologischen Rehabilitation im Langzeitverlauf halten oder sogar verbessern kann.
Intensives Präventionsprogramm
Ergebnisse der IPP-Studie mit insgesamt 310 Patienten zeigen, dass ein langfristiges intensives Präventionsprogramm mit Schrittzählern und telemedizinischer Beobachtung, regelmäßigen Gruppenfortbildungen (1-mal im Monat) und Telefonkontakten enorm hilft, die körperliche Aktivität und die Einstellung der Herz-Kreislauf-Risikofaktoren und die Lebensqualität der Patienten nach zwölf Monaten zu verbessern.
Eine Schlüsselrolle spielen die medizinischen Präventions-Assistenten, die die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Klinik, Hausarzt und Kardiologen koordinieren und einen engmaschigen Kontakt zu Patienten und Angehörigen halten.
Diese Assistenten kümmerten sich auch darum, dass die Hausärzte der Patienten in die Behandlungsempfehlungen eingebunden wurden.
Nach zwölf Monaten über 10.000 Schritte am Tag
Ausdauerbewegung bei Herzpatienten ist wichtig, denn sie hat positive Effekte u. a. auf die Durchblutung des Herzens und auf die Funktion des Endothels, der inneren Schicht, mit der Blutgefäße ausgekleidet sind.
Wie wirksam das intensive Langzeit-Präventionsprogramm war, zeigte sich in einer Substudie der IPP-Studie zur Steigerung der Bewegung der Patienten. Die IPP-Gruppe wurde mit einer Kontrollgruppe verglichen, die nur eine Standardversorgung erhielt.
79,5% der Patienten der IPP-Gruppe dokumentierten ihre Schritte, 69,7% länger als sechs Monate. Deren Schrittzahl steigerte sich im Schnitt von 8.073 Schritten pro Tag bei Studienbeginn auf über 9.500 Schritte nach sechs Monaten und auf über 10.000 Schritte nach zwölf Monaten.
Bei den Patienten, die ihre tägliche Schrittzahl innerhalb von sechs Monaten um mehr als 30 Prozent erhöhten, verbesserte sich im Unterschied zur Kontrollgruppe der Body Mass Index (BMI) (Senkung im Schnitt um 3,9%), der Blutdruck (Senkung um 4,9%) und der LDL-Cholesterin-Wert (Senkung um 4,9%).
„Die Akzeptanz der Patienten für Schrittzähler und Online-Dokumentation über einen längeren Zeitraum war insgesamt gut. Durch wiederholte Schulungen und den Einsatz der Schrittzähler konnten die Patienten motiviert werden, deutlich aktiver zu sein als die Kontrollpatienten“, so Prof. Wienbergen.
„Die Studie hat uns gezeigt, dass die Möglichkeiten langfristiger Prävention bei KHK-Patienten bei weitem nicht ausgeschöpft sind: Nach Herzinfarkten sollte eine bessere langfristige Anbindung der Patienten mit Kontrollen der Risikofaktoren erfolgen.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.