500 Millionen Eier für die Produktion des Grippe-Impfstoffs
Jahr für Jahr rufen Gesundheitsexperten zur Grippe-Schutzimpfung auf. Was viele überraschen dürfte: Für die Herstellung des Influenza-Impfstoffs werden jährlich bis zu 500 Millionen Hühnereier benötigt. Zwar werde wegen der enormen Zahl schon seit längerem an Alternativen geforscht, doch laut Fachleuten werden Eier in den kommenden 20 Jahren weiterhin eine wichtige Rolle bei der Herstellung solcher Arzneimittel spielen.
Schutz vor ansteckenden Krankheiten
Impfungen sind ein äußerst effektives Mittel gegen verschiedene Infektionskrankheiten. Welche Schutzimpfungen angeraten sind, wird in Deutschland von der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) festgelegt. Zwar war in den vergangenen Jahren teilweise über Lieferengpässe bei wichtigen Impfstoffen in Deutschland berichtet worden, doch aktuell ist die Bevölkerung hierzulande gut damit versorgt. Was vielen Menschen nicht bewusst ist: Für die Herstellung von Impfstoffen werden Eier benötigt – und zwar eine riesige Menge davon.
Ohne Eier kein Grippe-Impfstoff
Ohne Eier gäbe es keinen Grippe-Impfstoff. Zwar experimentieren Forscher schon seit längerem mit Zellkulturen, doch noch sind Eier für die Herstellung des Impfstoffs nicht wegzudenken.
Wie der Leiter der Abteilung Impfforschung bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Martin Friede, gegenüber der Deutsche Presse-Agentur erklärte, würden im Jahr zwischen 450 und 500 Millionen Hühnereier für die Impfstoff-Produktion benötigt.
„Mehr als 90 Prozent des Grippe-Impfstoffs weltweit wird mit Hilfe von Eiern produziert. Aus einem Ei lässt sich meist eine Impfdosis, manchmal etwas mehr, herstellen“, so der Experte laut dpa.
Gelbfieber-Impfstoff werde ebenfalls mit Hilfe von Eiern gewonnen, dabei ließen sich jedoch aus einem Ei deutlich mehr Dosen gewinnen als beim Grippe-Impfstoff.
Wie in der Agenturmeldung erläutert wird, bedienen sich die Forscher dabei nicht der Eier, die zum Verzehr verkauft werden. Es seien vielmehr Exemplare dafür nötig, die von Hühnern in speziellen Farmen unter kontrollierten Bedingungen gewonnen werden.
„Das ist teurer als die Produktion von Eiern für das Omelette“, so Friede. Die Hühner seien auch nicht zum Verzehr geeignet. Laut dem Experten sind sie „zu dürr“.
Viren werden in ausgewählten Labors hergestellt
Zweimal im Jahr beraten Experten der WHO darüber, welche Varianten der Grippeviren voraussichtlich in der kommenden Saison zu erwarten sind. Daraufhin empfehlen sie die Zusammensetzung des Impfstoffs.
Den Angaben zufolge werden die zur Herstellung nötigen Viren in ausgewählten Labors produziert und an die verschiedenen Impfstofffabriken verschickt.
Dort werden die Virenpartikel laut Friede in das Eiweiß von Bruteiern injiziert und reifen über zehn bis elf Tage zu Milliarden Kopien des Virus heran, bevor das Eiweiß abgesogen werde.
Durch Hitze oder Chemikalienzusätze würden die Viruspartikel deaktiviert, um daraus dann harmlosen, aber effektiven Impfstoff herzustellen.
An Alternativen wird geforscht
Friede zufolge werde wegen der enormen Zahl der nötigen Eier seit Langem an Alternativen geforscht.
Schon jetzt würden weltweit rund fünf bis zehn Prozent der Grippeimpfstoffe auf Zellkulturen entwickelt, die aus dem Nierentumor eines Hundes gewonnen wurden. Wie es heißt, könne die Zelllinie endlos reproduziert werden.
Und bei einem anderen Verfahren wachsen die Viren auf Insektenzellen. „Dies sind hochkomplexe Prozesse, die bislang bei Weitem nicht in ausreichendem Maße vorhanden sind“, so Friede laut dpa.
„Eier werden in den nächsten 20 Jahren sicherlich weiter die entscheidende Rolle bei der Herstellung von Grippe-Impfstoff spielen.“
Dies könnte allerdings mitunter für Produktionsprobleme sorgen, denn „im Falle der Zirkulation von Viren, die für Geflügel gefährlich sind, könnten die Hühnerbestände zur Gewinnung der benötigten Eier nur eingeschränkt oder gar nicht verfügbar sein“, heißt es im Pharmazie-Lehrbuch.
Und weiter: „Kein Huhn – kein Ei – kein Impfstoff, das ist die einfache Gleichung bei der konventionellen Grippeimpfstoffproduktion auf Hühnerei- Basis. Die Zelllinie ist hingegen auch bei unerwarteten Anforderungen einsatzbereit.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.