Neu entwickelte Pille könnte Umgang mit Erdnussallergie erleichtern
Viele Menschen auf der Welt leiden unter einer Erdnussallergie. Für Betroffene kann die Ernährung ein großes Problem sein, weil Spuren von Erdnüssen in vielen Lebensmitteln enthalten sind. Die Auswirkungen des Konsums reichen dabei von einem einfachen Hautausschlag bis zu Anaphylaxie. Ein sogenannter anaphylaktischer Schock kann sogar zum Tod der Betroffenen führen. Können Pillen mit einem Erdnussprotein Menschen mit Erdnussallergie in Zukunft vor den schlimmen Folgen ihrer Allergie schützen?
Die Wissenschaftler der University of North Carolina stellten bei ihrer aktuellen Untersuchung fest, dass Pillen mit Erdnussprotein bei Menschen mit Erdnussallergie die Schutzwirkung vor allergischen Reaktionen erhöhen können. Die Mediziner veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Journal of Allergy and Clinical Immunology: In Practice“.
Die häufigste Nahrungsmittelallergie
Etwa eines von 70 Kindern und einer von 160 Erwachsenen ist allergisch gegen Erdnüsse, Damit ist die Erdnussallergie die häufigste Nahrungsmittelallergie. Eine Person mit einer schweren Allergie gegen Erdnüsse kann bereits durch winzige Spuren von Nüssen gefährliche Symptome erleben. Diese reichen vom Hautausschlag bis zum anaphylaktischen Schock.
Vorbeugende Behandlung kann allergische Reaktionen verhindern
Scheinbar gibt es aber eine vorbeugende Behandlung, welche in Zukunft helfen könnte, die schlimmsten allergischen Reaktionen zu verhindern. Die Ergebnisse der Studie haben gezeigt, dass Pillen mit Erdnussprotein wie ein Impfstoff für das Immunsystem wirken können. Durch eine sogenannte orale Immuntherapie kann die Schwere einer allergischen Reaktion auf Erdnüsse reduziert werden, erläutern die Autoren. Um das Risiko einer allergischen Reaktion komplett zu vermeiden, gibt es allerdings für Allergiker nur eine einzige Möglichkeit: Halten Sie sich von Erdnüssen fern.
Behandlung soll keineswegs die Allergie heilen
Die Immuntherapie ist besonders auf Menschen mit Allergie ausgerichtet, welche zwar vorsichtig sind und den Kontakt mit Erdnüssen vermeiden, aber möglicherweise trotzdem Spuren von Erdnüssen in Nahrungsmitteln ausgesetzt sind. Das Ziel der Behandlung ist es nicht, zu versuchen die Allergie zu heilen, sondern das Immunsystem einer allergischen Person so zu trainieren, dass es nicht so stark reagiert, wenn es einer kleinen Erdnuss-Menge ausgesetzt wird, sagen die Wissenschaftler.
Pille enthielt Erdnussmehl
Die Studie zur Messung der möglichen Wirksamkeit dieser Methode wurde an 29 Personen im Alter zwischen vier und 26 Jahren in zehn Städten der USA durchgeführt. Außerdem gab es noch 26 Teilnehmer in einer Kontrollgruppe. Jeder der 29 Teilnehmer der Studie bekam ein experimentelles Medikament, welches Erdnussmehl in einer Pille enthielt. Probanden aus der Kontrollgruppe erhielten stattdessen Pillen mit Hafermehl.
Dosierung wurde innerhalb von sechs Monaten verstärkt
Über einen Zeitraum von sechs Monaten erhielten die Teilnehmer, welche die Erdnussmehlpillen einnahmen, schrittweise immer stärkere Dosen des Pulvers. Alle Probanden mussten dann bei einem Nahrungstest etwa eineinhalb Erdnüsse zu sich nehmen. Wenn die Teilnehmer die Erdnusspillen eingenommen hatten, führte dies dazu, dass 79 Prozent keine Reaktion mehr auf das Allergen zeigten. Wenn die Menschen nur ein Placebo eingenommen hatten, sahen die Ergebnisse anders aus. 81 Prozent zeigten leichte bis mäßige Reaktionen wie juckende Körperausschläge, Erbrechen, Bauchschmerzen oder Anaphylaxie, wobei allerdings keine der Reaktionen lebensbedrohlich ausfiel. Nur 19 Prozent in dieser Gruppe zeigten keine Reaktion auf das Allergen.
Weitere Forschung ist nötig
Die Pillen können Allergiker vor allergischen Reaktionen schützen, wenn sie ein Zehntel einer Erdnuss zu sich nehmen. Auch die Aufnahme von einem Äquivalent von zwei bis vier Erdnüssen führte lediglich zu milden, vorübergehenden Symptomen, sagen die Forscher. Eine andere laufende Untersuchung mit etwa 500 Teilnehmern im Alter zwischen vier und 17 Jahren hatte ergeben, dass die Einnahme von steigenden Dosen der Erdnusspillen zu einem Schutz vor allergischen Reaktionen führte. 76 Prozent der Teilnehmenden, welche die Erdnusspillen einnahmen, waren in der Lage kleine Mengen der Erdnuss-Exposition zu tolerieren. Nun werden weitere Studien mit mehr Teilnehmern benötigt, um zu beweisen, dass die Behandlung funktioniert, so dass die Pillen für die allgemeine Verwendung zugelassen werden können. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.