Nachdem die Ebola-Epidemie im westafrikanischen Liberia bereits überwunden schien, haben aktuelle Meldungen über drei Neuinfektionen nun die Angst vor einer Rückkehr der todbringenden Seuche geschürt. Erst im Mai hatten die Vereinten Nationen (UN) die Ebola-Epidemie in Liberia offiziell für beendet erklärt.
Sieben Wochen nach dem vermeintlichen Ende der Ebola-Epidemie wurde in Liberia laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bei einem verstorbenen 17-jähriger Jungen das Virus nachgewiesen. Der Junge sei bereits am 21 Juni erkrankt und habe vor seinem Tod typische Ebola-Symptome aufgewiesen. Jetzt wächst die Angst vor einer Rückkehr der Seuche. Mehr als 10.500 Personen hatten sich laut Angaben der WHO im Rahmen der Epidemie in Liberia mit dem Ebola-Virus infiziert und rund 4.800 Menschen waren an den Folgen der Erkrankung verstorben.
Auf die Freude folgt die erneute Angst
Nachdem die Vereinten Nationen Anfang Mai den Sieg über Ebola in Liberia verkündeten, waren in der liberianischen Hauptstadt Monrovia zehntausende Menschen auf die Straße gegangen und hatten ihrer Freude mit Tanz und Musik Ausdruck verliehen. Rund eineinhalb Jahre nach dem Ausbruch der Epidemie schien der Kampf endlich gewonnen. Auf dem Hochpunkt der Seuche war das öffentliche Leben in Liberia fast zum Erliegen gekommen. Mehr als 400 Neuinfektionen wurden zu diesem Zeitpunkt pro Woche registriert. Die medizinischen Einrichtungen konnten keine adäquate Behandlung der Infizierten sicherstellen und auch bei dem medizinischen Personal waren angesichts der katastrophalen Zustände vermehrt Infektionen festzustellen. An ein Ende der Epidemie wagte noch zu Beginn des Jahres kaum jemand zu denken.
Drei neue Infektionen in Liberia nachgewiesen
Anschließend gingen die Infektionszahlen jedoch immer weiter zurück und Anfang Mai erklärten die Vereinten Nationen die Epidemie in Liberia für beendet. Am 28. Juni verstarb allerdings der 17-Jährige Junge, bei dem im Nachgang einen Infektion mit dem Ebola-Virus festgestellt wurde. Bei Kontrollen im Umfeld des Infizierten konnten laut Angaben der WHO zwei weitere infizierte Personen identifiziert werden. Beide seien aus dem gleichen kleinen Dorf wie der infizierte Junge und werden nun in einem Ebola-Behandlungszentrum in der Hauptstadt Monrovia versorgt, so die Mitteilung der WHO. Ein weiterer Patient, bei dem bislang kein eindeutiger Befund vorliege, befinde sich ebenfalls zur Isolation in dem Behandlungszentrum. Knapp 200 weitere Personen werden derzeit ebenfalls überwacht.
Bevölkerung durch Ebola traumatisiert
Nachdem die Behörden im Distrikt Margibi (nahe der Hauptstadt Monrovia) vergangene Woche den neuen Ebola-Fall bestätigten und zwei weitere Infektionen festgestellt wurden, ist die Sorge vor einem Wiederausbruch der Seuche groß. Die Neuinfektionen seien ein Rückschlag im Kampf gegen Ebola und müssten als Weckruf verstanden werden, berichtet „Spiegel Online“ unter Berufung auf die Hilfsorganisation Oxfam. Bisher unbeantwortete Fragen müssten dringend angegangen werden, um zu verstehen, wodurch die Neuinfektionen bedingt werden, zitiert „Spiegel Online“ den Oxfam-Landesdirektor Mamudu Salifu. Der Experte benannte als wesentlichen Punkte die Frage danach, ob Ebola in Liberia vielleicht endemisch sei und ob das Land aktuell besser auf einen neun Ausbruch vorbereitet wäre. Schon heute seien die Langzeitfolgen der Epidemie in der Bevölkerung überall sichtbar. Durch die Angst habe eine Traumatisierung der Menschen stattgefunden, wobei die drei am stärksten betroffenen Länder (Guinea, Sierra Leone, Liberia) unter einem Stigma leiden, das ihnen durch Ebola aufgedrückt wurde, so Mamudu Salifu. Nie wieder werde das Leben der Menschen wieder so sein, wie es einmal war. Denn ihr ganzes Verhalten habe sich dem Virus angepasst. Dies bedeute zum Beispiel, dass häufig kein Händeschütteln, keine Berührungen und keine Umarmungen mehr erfolgen.
Rückschlag für die Wirtschaftslage
Die erneut aufkommende Angst vor der Seuche ist nach Einschätzung der Experten ein extremer Rückschlag – auch für die Wirtschaftslage Liberias. „Es ist schlimm, dass wir uns wieder in dieser Situation befinden – nicht nur, weil viele Menschen sterben könnten, sondern auch, was die Wirtschaft, die Entwicklung und das Image des Landes betrifft“, zitiert „Spiegel Online“ den politischen Analysten Sando Wayne. Am Ende habe sich die Ebola-Epidemie sowohl in Liberia als auch in Guinea und Sierra Leone verheerend auf die Wirtschaftslage ausgewirkt. Frühere Wachstumsraten, die ohnehin von niedrigem Niveau ausgingen, seien nun zusammengebrochen. Viele Menschen haben ihre Arbeit verloren und Kinder konnten wegen der monatelangen Schließung aller Schulen nicht unterrichtet werden. Zudem hätten die Regierungen erhebliche Summen in den Kampf gegen die Seuche investiert. Gelder, die nun an anderer Stelle fehlen. Verständlich daher die Angst vor einem erneuten Ausbruch der Seuche.
Ebola-Ausbruch noch nicht vorbei
Die Ursache für das aktuellen Wiederaufflammen des Virus ist laut Aussage der Experten bislang nicht bekannt. Allgemein spielen allerdings verschiedenen Faktoren bei der schweren Kontrollierbarkeit von Ebola in Westafrika eine maßgebliche Rolle. Hier wirke sich die hohe Bevölkerungsdichte in den Zentren der betroffenen Staaten zum Beispiel negativ aus. In den ländlichen Regionen komme eine besonders schlechte medizinische Infrastruktur hinzu. Zudem können die Erreger leicht über die Landesgrenzen aus betroffenen Staaten eingeschleppt werden, weshalb weiterhin auch in den Nachbarländern das Risiko eines Ausbruch bestehe, berichtet „Spiegel Online“. Insgesamt sei der Ebola-Ausbruch noch nicht vorbei, zitiert das Nachrichtenportal die Ebola-Expertin der Ärzte ohne Grenzen, Rosa Crestani. Immer wieder würden Fälle auftreten, „die von unbekannten Übertragungsketten herrühren – das heißt, wir wissen nicht, wie die Menschen erkrankt sind.“ Solange nicht alle Übertragungsketten identifiziert seien, könne daher nicht der Sieg über Ebola verkündet werden. (fp)
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