Heißer Dampf dringt direkt durch die Poren der Haut
Sind die Kartoffeln fertig? Kocht das Wasser schon? Wer in der Küche hantiert kommt schnell in Berührung mit heißem Wasserdampf. Jeder, der sich schon mal daran verbrannt hat, weiß, wie schnell das geht. Ein Forscherteam nahm die Auswirkungen von heißem Dampf auf die menschliche Haut in einer Studienarbeit genauer unter die Lupe und dokumentierte, wie unsere Haut heißen Dämpfen gegenüber schutzlos ausgeliefert ist.
Die Wunden nach einer Dampfverbrennung sehen oberflächlich eher harmlos aus. Meist ist nur eine Rötung zu sehen. Die eigentliche Schädigung liegt jedoch in der unteren Haut und sollte nicht unterschätzt werden. Heißer Wasserdampf durchdringt problemlos die Poren der oberen Hautschicht und löst in den unteren Hautschichten fast unsichtbare schwere Verbrennungen aus. Die Wissenschaftler der Forschungseinrichtung Empa veröffentlichten kürzlich ihre Studienergebnisse in dem Fachjournal „Nature Scientific Reports“.
Hautverbrennungen durch Wasserdampf sind besonders tückisch
Die Empa-Forscher berichten, dass Hautverbrennungen durch Wasserdampf häufig besonders tückisch sind. Bei dieser Art der Verbrennung kann die Hautoberfläche weitgehend unversehrt bleiben, während es unter der Haut zu starken Schädigungen kommt. Das liegt in erster Linie daran, dass unsere Haut nicht in der Lage ist, uns vor heißen Dämpfen zu schützen. Bei trockener Hitze bietet unsere Haut einen gewissen Schutz vor hohen Temperaturen. Wasserdampf hingegen durchdringt die Haut und schadet direkt.
Dampf überwindet die Schutzfunktionen
„Wir konnten zeigen, dass die oberste Hautschicht, die Epidermis, ihre Schutzfunktion bei Wasserdampf nicht richtig wahrnehmen kann“, erläutert der Leiter der Forschungsgruppe René Rossi in einer Pressemitteilung zu den Studienergebnissen. Der Dampf dringe durch die Hautporen auf die untere Hautschicht, die Dermis oder Lederhaut genannt wird. Erst dort kondensiere der Dampf, wodurch die enthaltene Wärmeenergie frei werde und direkt Verbrennungen zweiten Grades auslöse.
Über die Studie
Schweinehaut diente aufgrund ihrer Ähnlichkeit zur menschlichen Haut als Testobjekt. Diese wurde heißem Wasserdampf ausgesetzt. Anschließend untersuchten die Wissenschaftler den Wassergehalt in den verschiedenen Hautschichten mit Hilfe der sogenannten Raman-Spektroskopie. Diese Analysemethode liefert Aussagen über Materialeigenschaften anhand der Streuung des Lichtes. Die Forscher zeigten, dass heißer Wasserdampf wesentlich schneller in tiefere Hautschichten vordringen kann als trockene Hitze.
Die Poren der obersten Hautschicht sind größer als ein Wassermolekül
Aus den Forschungsergebnissen geht hervor, dass die Poren der obersten Hautschicht größer sind als die Wassermoleküle. Aus diesem Grund bewegt sich der Dampf einfach durch die obere Hautschicht hindurch. Nach etwa 15 Sekunden quellt die Epidermis aufgrund des aufgenommenen Wassers auf, wodurch sich die Poren schließen und weiteres Eindringen verhindert wird. Allerdings ist dann bereits ein massiver Schaden in den unteren Hautschichten entstanden.
Der Nachbrenneffekt der Haut
Erschwerend kommt hinzu, dass laut den Wissenschaftlern die Haut ein schlechter Wärmeleiter ist. Aufgenommene Wärme kann nur sehr langsam wieder abgegeben werden. Dadurch entsteht ein Nachbrenneffekt, bei dem die Wärme noch Schaden in der Haut verursacht, nachdem die Hitzequelle schon nicht mehr auf die Haut einwirkt. Laut den Forschern ist dieser Effekt bei Verbrennungen durch Wasserdampf besonders stark, da die Hitze schnell und tief in die Haut eindringt.
Schnelle Hilfsmaßnahmen lindern den Effekt
„Bei einer Dampfverbrennung muss die Haut deshalb lange und ausdauernd gekühlt werden“, berichtet Rossi. Laut dem Experten reichen zwei Minuten in einem Eisbad oder eiskaltem Wasser noch nicht aus, um die hohe Energiemenge aus den tiefer gelegenen Hautschichten abzuführen. Weitere Hilfsmittel finden Sie in dem Artikel Hausmittel gegen Verbrennungen. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.