Warum erkranken immer mehr Frauen an Lungenkrebs?
Es gibt einen beunruhigenden Trend: Immer mehr Frauen entwickeln Lungenkrebs. In der Vergangenheit war es eigentlich so, dass Männer häufiger an Lungenkrebs erkrankten als Frauen. Dies scheint sich jetzt allerdings geändert zu haben.
Die Wissenschaftler der American Cancer Society und des National Cancer Institute haben bei ihrer aktuellen Untersuchung festgestellt, dass immer häufiger Frauen an Lungenkrebs erkranken. Mittlerweile seien sogar mehr Frauen von Lungenkrebs betroffen als Männer. Die Mediziner veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in dem englischsprachigen Fachblatt „New England Journal of Medicine“.
Hören Sie auf zu Rauchen!
Die gute Nachricht ist, dass immer weniger Menschen zwischen 30 und 60 Jahren an Lungenkrebs erkranken. Der Grund dafür dürfte wohl klar sein: Immer weniger Menschen Rauchen. Trotzdem werden noch mehr als 25 Prozent der Todesfälle durch Krebs in den USA durch das Rauchen verursacht, sagen die Experten. Wenn Menschen also auf ihre Gesundheit achten und Krebs vermeiden möchten, sollten sie mit dem Rauchen aufhören.
Frauen im Alter zwischen 30 und 49 Jahren haben häufiger Krebs als Männer
Männer erkranken schon seit Jahrzehnten häufiger an Lungenkrebs als Frauen, aber eine Untersuchung der Frauen der sogenannten Generation X (In den 1960er und 1970er Jahren geborene Frauen) ergab, dass sich dieser Trend verändert hat. Da Männer in früheren Generationen häufiger Raucher von Zigaretten waren als Frauen, hatten Männer auch immer höhere Lungenkrebsraten als Frauen. Dies hat sich in der heutigen Zeit allerdings verändert. Frauen im Alter von 30 bis 49 Jahren haben jetzt häufiger Lungenkrebs als gleichaltrige Männer, erläutern die Mediziner.
Spezielle Zigaretten führten zu mehr weiblichen Rauchern
Angesichts der Tatsache, dass Zigarettenhersteller ab den 1970er Jahren Zigarettenmarken verstärkt an Frauen vertrieben, ist das Ergebnis nicht überraschend. Die erste speziell für Frauen entwickelte Zigarette, Virginia Slims, wurde bereits im Jahr 1968 auf den Markt gebracht. Die Werbekampagne zielte damals darauf ab, Zigarettenrauchen mit der Frauenbefreiungsbewegung zu verbinden.
In den 1990er Jahren stieg die Raucherquote von Frauen dramatisch an
In der Tat hat sich das Rauchverhalten im Laufe der Zeit verändert und immer mehr Frauen nahmen die ungesunde Gewohnheit an, obwohl Frauen immer noch etwas weniger rauchten als Männer. Die Raucherquote bei Frauen und Mädchen stieg dann in den 1990er Jahren dramatisch an, sicherlich aufgrund der Vermarktung der Tabakunternehmen. Spezielle Zigaretten für Frauen, wie die Virginia Slims von Philip Morris, haben augenscheinlich dazu beigetragen, dass Frauen immer häufiger rauchten, erläutert Studienautor Ahmedin Jemal von der American Cancer Society
Welche Frauen sind besonders gefährdet?
Zwischen dem Jahr 1995 und dem Jahr 1999 war die Lungenkrebsinzidenz (Zahl der Erkrankungen pro 100.000 Frauen pro Jahr) bei Frauen im Alter von 44 bis 49 Jahren um 26 Prozent niedriger als bei Männern im gleichen Alter. Aber zwischen dem Jahr 2010 und dem Jahr 2014 war die Lungenkrebsinzidenz bei diesen Frauen um acht Prozent höher als bei Männern, erklären die Mediziner. Die höhere Lungenkrebsrate bei Frauen trifft auf nicht-hispanische weiße und hispanische Frauen zu, so die Forscher weiter. Die Lungenkrebsrate bei weiblichen nicht-hispanischen Schwarzen und Asiaten und pazifischen Inselbewohnern in den USA sei zwar noch nicht höher als bei Männern, nähere sich allerdings diesem Wert, erklären die Experten.
Es gibt drei Hypothesen
Weil Frauen immer noch etwas weniger rauchen als Männer, glauben die Wissenschaftler, dass ein anderer Faktor eine wichtige Rolle spielen könnte. Es gibt drei Hypothesen darüber, was zu dem erhöhten Krebsrisiko von Frauen beigetragen haben könnte, erläutert Jemal.
Können Frauen schwerer mit dem Rauchen aufhören?
Einige Studien deuten darauf hin, dass rauchende Frauen seltener wieder mit dem Rauchen aufhören, verglichen mit rauchenden Männern. Mi der Zeit verringert sich Risiko für Lungenkrebs-Risiko, wenn Betroffene mit dem Rauchen aufhören, auch wenn das Risiko für ein sogenanntes Adenokarzinom noch längere Zeit nach dem Rauchstopp erhöht ist. Im Allgemeinen sinkt das Lungenkrebsrisiko um 25 Prozent in den ersten fünf Jahren nach dem Aufhören. Nach einem Jahrzehnt verringert es sich dann um 50 Prozent. Wenn Menschen 20 oder mehr Jahre nicht mehr Rauchen, reduziert sich das Risiko sogar um 90 Prozent, fügt der Experte hinzu.
Sind Frauen einfach anfälliger für das Rauchen?
Es ist auch möglich, dass Frauen anfälliger für die negativen gesundheitlichen Auswirkungen des Rauchens sind, welche im Laufe der Zeit immer schlimmer werden, erklärt Jemal. Zudem habe sich durch das Aufkommen von sogenannten Light-Zigaretten das Rauchverhalten so verändert, dass das Krebsrisiko steigt. Das Volumen der Züge sei größer und die Häufigkeit der Züge liege höher, so dass das relative Lungenkrebsrisiko beim Rauchen 25-mal höher als bei Nichtrauchern ausfalle, sagt Jemal.
Bekommen Frauen häufiger nicht-rauchbedingten Lungenkrebs?
Vor rund zwei bis drei Jahrzehnten war das Krebsrisiko bei Rauchern gegenüber Nichtrauchern um das Zehnfache angestiegen, was auf den Tabakkonsum zurückgeführt wurde, erläutern die Wissenschaftler. Ungefähr zehn Prozent der Männer und 15 Prozent der Frauen mit Lungenkrebs haben jedoch nie geraucht. Daher ist es auch möglich, dass einige Frauen anfälliger für nicht-rauchbedingten Lungenkrebs sind, erklärt Jemal. Allerdings gebe es noch keine Beweise für diese These.
Nichtraucher leben länger
Die Botschaft lautet weiterhin, dass Menschen im Sinne ihrer Gesundheit das Rauchen aufgeben sollten, betonen die Forscher. Zudem gilt: Je früher Raucher wieder mit dem Rauchen aufhören, umso besser. Wenn Menschen mit 30 Jahren aufhören zu Rauchen, können sie dadurch durchschnittlich etwa zehn zusätzliche Lebensjahre erlangen, während eine Mensch in den Sechzigern durch das Aufhören durchschnittlich drei oder vier Jahre länger leben wird. Egal in welchem Alter, es ist immer sinnvoll mit dem Rauchen aufzuhören. Am besten ist es allerdings, wenn Menschen überhaupt nicht mit dem Rauchen anfangen, erläutern die Mediziner. (as)
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