Wie wirkt sich die Genetik auf das Gewicht aus?
Übergewicht wird häufig von Betroffenen mit einer schlechten Genetik in Verbindung gebracht. Die menschliche Genetik bestimmt eine ganze Reihe von Attributen, wie beispielsweise die Augenfarbe oder die Form der Ohren. Bisher war es allerdings noch unklar, wie stark die Genetik die Fähigkeit des Körpers beeinflusst, an Gewicht zu- oder abzunehmen.
Die Wissenschaftler des King’s College London stellten bei ihrer aktuellen Untersuchung fest, dass die Genetik nur einen sehr geringen Einfluss auf unser Gewicht hat. Die Mediziner veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Nature Genetics“.
Genetik hat nur minimalen Einfluss auf die Gewichtszunahme
Viele Menschen haben in der heutigen Zeit Probleme mit ihrem Gewicht. Durch einen sesshaften Lebensstil und eine ungesunde Ernährung entwickeln immer mehr Männer und Frauen in den westlichen Länder Übergewicht oder Adipositas. Oft schieben die Betroffenen ihre Gewichtszunahme dann einfach auf eine schlechte Genetik. Doch nach den neusten Ergebnissen der Studie scheint die Genetik nur einen minimalen Einfluss auf die Gewichtszunahme zu haben.
Bei der Studie wurden 786 Teilnehmer untersucht
Bei ihrer Forschungsarbeit wollten die Experten des King’s College London herausfinden, wie der menschliche Darm Fett verarbeitet und dieses im Körper verteilt. Dafür untersuchten die Mediziner 786 Teilnehmer einer Studie von Zwillingen.
Was ergab die Analyse der Stuhlproben?
Die Wissenschaftler analysierten die Stuhlproben von den Probanden und identifizierten erfolgreich Biomarker, welche auf eine Zunahme des viszeralen Fettes um die Taille hinwiesen. Nach ihrer Analyse der Moleküle in den Stuhlproben kamen sie zu dem Schluss, dass die Genetik die Gewichtszunahme nur teilweise beeinflusst, wohingegen Umweltfaktoren eine weitaus größere Rolle spielen. Lediglich 17,9 Prozent der Prozesse im Darm konnten mit Erbfaktoren in Verbindung gebracht werden. Dagegen bestimmten andere Faktoren, wie beispielsweise die Ernährung, aber 67,7 Prozent der Prozesse im Darm, erklären die Wissenschaftler.
Veränderung der Darmumgebung kann das Gewicht beeinflussen
Die Ergebnisse der aktuellen Studie könnten in Zukunft eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung von Behandlungen für Fettleibigkeit spielen, sagt Studienautor Dr. Jonas Zierer vom King’s College London. Menschen können einfach ihre Darmumgebung verändern, um so ihre Gewichtsprobleme zu bekämpfen. Fettleibigkeit hängt also stark mit veränderbaren Faktoren zusammen, wie beispielsweise der Ernährung und Mikroben im Darm, erläutert Zierer weiter.
Ernährung hat den größten Einfluss auf das Gewicht
Diese Kohortenstudie an Zwillingen hat gezeigt, wie wichtig es für die Gesundheit und das Gewicht ist, dass Tausende verschiedene Stoffe von menschlichen Darmmikroorganismen aus der aufgenommenen Nahrung produziert werden, sagt Professor Tim Spector vom King’s College London. Das Wissen, dass unser Gewicht größtenteils durch unsere Nahrung gesteuert werden kann, anstatt durch unsere Gene, ist eine großartige Neuigkeit und eröffnet viele Möglichkeiten, Nahrung als eine Art Medizin zu verwenden, fügt der Experte hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.