Immer mehr FSME-Fälle: So schützen Sie sich vor Zecken
Zecken breiten sich in immer mehr Regionen Deutschlands aus und sorgen auch für mehr Krankheitsfälle. Gesundheitsexperten erklären, wie man sich vor Erkrankungen, die durch die kleinen Blutsauger übertragen werden, schützen kann.
Beim Blutsaugen können Krankheiten übertragen werden
Gesundheitsexperten weisen immer wieder darauf hin, wie wichtig es ist, sich vor Zecken zu schützen. Die kleinen Blutsauger haben einen hochentwickelten Stechapparat. Sie können mit ihren scherenartigen Mundwerkzeugen (Cheliceren) die Haut des Wirts aufreißen und mit ihrem „Stachel“ (Hypostom) eine Grube in das Gewebe graben. Das sich darin sammelnde Blut saugt der Parasit dann ab. Dabei können die Achtbeiner über ihren Speichel oder den Darm verschiedene Krankheiten wie Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen. Experten zufolge stiegen die durch Zecken verursachten Krankheitsfälle an.
Schnelle Entfernung der Zecke ist wichtig
So berichtete die Hamburger Barmer Krankenkasse vor kurzem, dass die FSME-Infektionen weiter zugenommen haben.
Einer der sich mit den Parasiten auskennt, erklärt, worauf man im Zusammenhang mit Zecken achten sollte.
„Bei jedem Zeckenstich gilt: Die schnelle Entfernung der Zecke ist entscheidend“, erläutert Dr. Frieder Schaumburg vom Institut für Medizinische Mikrobiologie am UKM (Universitätsklinikum Münster) in einer Mitteilung.
„Das Risiko sich bei einem Zeckenstich mit Borreliose zu infizieren wird maßgeblich von der Saugdauer der Zecke beeinflusst“, sagt der Fachmann.
Es vergehen bis zu 24 Stunden, bis die Erreger der Borreliose auf den Menschen übertragen werden. „Deshalb sollte man sich nach einem Tag im Freien gründlich auf Zecken untersuchen, um die Gefahr einer Infektion zu minimieren“, so der Leiter der Impfsprechstunde.
Krankheiten können unbehandelt zum Tod führen
Zu den Anzeichen einer Borreliose zählen unter anderem Allgemeinsymptome wie Abgeschlagenheit, Nachtschweiß, Fieber sowie unspezifische Gelenk- und Muskelschmerzen.
Bleibt die Erkrankung unerkannt und unbehandelt, kann sie zu chronischen Schädigungen unter anderem des Herzens, der Nerven und der Gelenke und im schlimmsten Fall zum Tode führen.
Einen Impfstoff gegen die Krankheit gibt es nicht.
Zecken können auch FSME-Viren übertragen. Gegen diese kann man sich impfen lassen. Doch laut Gesundheitsexperten wird dies oft nicht gemacht.
So erklärte Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml vor kurzem: „Aktuell ist in Bayern nur etwa ein Drittel der Schulanfänger gegen FSME geimpft. Gerade Kinder zwischen fünf und neun Jahren sind aber besonders häufig betroffen. Daher empfehle ich den Eltern, den Impfschutz ihrer Kinder beim Kinderarzt überprüfen zu lassen.“
„Vor allem wer sich oft in der Natur aufhält – etwa beim Wandern oder auch im eigenen Garten – sollte sich impfen lassen“, so Huml.
Laut Fachleuten treten bei etwa einem Drittel der Infizierten Krankheitserscheinungen auf.
Zunächst kommt es zu grippeähnlichen Symptomen wie Fieber, Kopfschmerzen, Erbrechen und Schwindel.
Bei manchen Patienten entsteht auch eine Hirnhaut- und Gehirnentzündung mit der Gefahr der Schädigung des Rückenmarks. Im Extremfall verläuft die Krankheit tödlich.
Gegen FSME selbst stehen keine Medikamente zur Verfügung, lediglich die Symptome können behandelt werden.
FSME nicht mehr nur in Süddeutschland
Zwar können die Blutsauger noch viel mehr Erreger in sich tragen, doch in Deutschland spielen fast ausschließlich die FSME-Viren und die Borrelien eine Rolle.
Laut Schaumburg ist der FSME-Erreger aber „bisher auf den Süden Deutschlands beschränkt“.
„Das sollten jedoch Reisende berücksichtigen und über eine Impfung nachdenken“, so der Mikrobiologe.
Allerdings weisen andere Experten darauf hin, dass FSME inzwischen auch in Norddeutschland eine wachsende Gefahr darstellt.
So berichtete Prof. Dr. Ute Mackenstedt, Parasitologin der Universität Hohenheim in einer Mitteilung über „ganz neue Hot-Spots in Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Berlin.“
Vor Zecken schützen
Um sich zu schützen empfiehlt Schaumburg gängige Mückenschutzmittel, die die Inhaltsstoffe DEET oder Icaridin enthalten. Diese machen den Menschen als Beute uninteressant.
Zusätzlich sollte lange Kleidung zum Beispiel bei Wanderungen oder Spaziergängen durch hohe Gräser getragen werden.
„Im Falle eines Zeckenstichs sollte man die Zecke mit einer feinen Pinzette möglichst nah an den Mundwerkzeugen greifen und senkrecht nach oben herausziehen“, erklärt Dr. Frieder Schaumburg.
Von drehen oder anwärmen rät er dringlich ab. Stattdessen sollte die Wunde desinfiziert und beobachtet werden.
„Ein Anzeichen für eine Infektion ist die sogenannte Wanderröte. Dabei entsteht eine kreisförmige Rötung um die Einstichstelle. Diese breitet sich beim Voranschreiten der Infektion immer weiter aus.“
Sie ist zwar ein 100-prozentiges Symptom, tritt aber lediglich bei der Hälfte der Patienten auf.
Wenn man sich bei einer Rötung nach einem Insektenstich oder -biss nicht sicher ist, kann man sie mit Bildern der sogenannten Erythema migrans im Internet vergleichen.
Bei einem Verdacht sollten Betroffene ihren Hausarzt aufsuchen.
Haben die Bakterien das Nervensystem befallen, spricht man von der Neuroborreliose. Je nach Stadium der Infektion dauert die Behandlung mit Antibiotika zwischen wenigen Tagen und einigen Wochen. „In der Regel lässt sich die Borreliose jedoch gut behandeln“, so Schaumburg. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.