Gentest zeigt wann Chemotherapie bei Brustkrebspatientinnen unnötig ist
Wenn bei Frauen Brustkrebs diagnostiziert wird, folgt häufig eine belastende Chemotherapie. Doch diese Behandlung ist bei vielen Patientinnen unnötig. In einer neuen Studie zeigte sich nun, dass Gentests schon im Vorhinein zeigen können, welchen Frauen eine solche Therapie nützt – und welchen nicht.
Häufigste Krebserkrankung bei Frauen
Brustkrebs, auch Mammakarzinom genannt, ist der häufigste bösartige Tumor bei Frauen. Allein in Deutschland werden jährlich bis zu 70.000 Neuerkrankungen gezählt. Viele Patientinnen müssen sich einer Chemotherapie mit belastenden Nebenwirkungen unterziehen. Doch schon seit langem wird von Gesundheitsexperten darauf hingewiesen, dass diese bei Brustkrebs nicht immer sinnvoll ist. Deutsche Fachleute berichteten vor kurzem über neue Gentests, die unnötige Chemotherapien bei Brustkrebs erübrigen sollen. Allerdings sind längst nicht alle Experten von deren Nutzen überzeugt. Untersuchungen in den USA haben nun aber gezeigt, dass solche Tests tatsächlich dazu beitragen können, vielen Krebspatientinnen eine Chemo zu ersparen.
Vielen Brustkrebspatientinnen kann Chemotherapie erspart werden
Eine Chemotherapie geht meist mit heftigen Nebenwirkungen wie Haarausfall, Erschöpfung, Übelkeit und Erbrechen einher.
Wenn der Krebs jedoch im Frühstadium erkannt wird, kann auf die kräftezehrende Behandlung in vielen Fällen verzichtet werden.
Dies zeigt auch eine neue Studie aus den USA. Derzufolge brauchen Frauen mit Brustkrebs im Frühstadium, die derzeit eine Chemotherapie nach den aktuellen Standards erhalten würden, diese Behandlung nicht.
„Wir können Tausende und Abertausende von Frauen davor bewahren, eine toxische Behandlung zu bekommen, die ihnen wirklich nicht nutzen würde“, sagte Studienautorin Dr. Ingrid A. Mayer vom Vanderbilt University Medical Center gegenüber der „New York Times“ (NYT).
Die Ergebnisse der Studie wurden Anfang Juni bei einem Treffen der „American Society of Clinical Oncology“ in Chicago (USA) vorgestellt und im Fachmagazin „The New England Journal of Medicine“ veröffentlicht.
Hormonblockierendes Medikament
Laut NYT zeigte sich in der Studie, dass Gentests an Tumorproben in der Lage waren, Frauen zu identifizieren, die die Chemotherapie sicher überspringen und nur ein Medikament nehmen konnten, das das Hormon Östrogen blockiert oder den Körper daran hindert, es herzustellen.
Den Experten zufolge sind das hormonblockierende Medikament Tamoxifen und verwandte Arzneimittel für die meisten Frauen ein wesentlicher Bestandteil der Behandlung geworden, weil sie das Risiko eines erneuten Auftretens neuer Brusttumore und des Todes durch die Krankheit senken.
„Ich denke, das ist ein sehr bedeutender Fortschritt“, sagte Dr. Larry Norton vom Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York. Er selbst ist kein Autor der Studie, aber das Krankenhaus in dem er arbeitet, war an der Untersuchung beteiligt.
„Ich werde den Leuten in die Augen sehen und sagen können: „Wir haben ihren Tumor analysiert, sie haben eine wirklich gute Prognose und sie brauchen eigentlich keine Chemotherapie.“ Das ist gut, wenn man das jemandem sagen kann.“
„Die Ergebnisse zeigen, dass wir uns nun bei etwa 70 Prozent der Patientinnen, die aufgrund klinischer Merkmale potenzielle Kandidatinnen für eine Chemotherapie wären, diese sparen können“, sagte Studienleiter Dr. Joseph A. Sparano vom Montefiore Medical Center in New York.
Allerdings fügten Dr. Sparano und Dr. Mayer eine Warnung hinzu: Die Daten zeigten auch, dass einige Frauen, die 50 Jahre oder jünger sind, von einer Chemotherapie profitieren könnten, auch wenn die Ergebnisse der Gentests eine andere Vermutung nahelegen.
Zwar sei nicht klar, warum das so ist, doch diese Frauen bräuchten eine besonders sorgfältige Beratung.
Zudem dürfe trotz aller Risiken, die eine Chemotherapie mit sich bringen kann, auch nicht vergessen werden, dass eine solche Behandlung in vielen Fällen Leben retten kann. (ad)
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Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.