Warum wir die Finger nicht von fett- und kohlenhydratreichem Essen lassen können
Eigentlich weiß jeder, dass man nicht zu viele Chips essen soll, da sie als Dickmacher bekannt sind. Auch Sahnetorten und Schokoriegel gehören wahrlich nicht zu den gesunden Lebensmitteln. Dennoch können wir bei solchen Speisen kaum Nein sagen. Forscher haben nun herausgefunden, warum das so ist: Fett- und kohlenhydratreiches Essen aktiviert bestimmte Hirnareale besonders stark.
Süße und deftige Snacks sind besonders beliebt
Leckere Pralinen, ein Stück Sahnetorte oder ein Schokoriegel: Bei vielen Menschen stellt sich der Heißhunger auf Süßes schon ein, wenn sie nur an die verschiedenen Leckereien denken. Andere greifen lieber zu salzigen Snacks wie Chips oder Pommes. Entschuldigungen für das Schlemmen finden sich auch meist schnell: Stress im Job, eine kleine Belohnung für Erledigtes oder geselliges Beisammensein. Forscher liefern Menschen, die ihre Finger nicht von den ungesunden Lebensmitteln lassen können, nun eine weitere Ausrede: Der Drang nach fett- und kohlenhydratreichem Essen wird durch das Belohnungssystem des Gehirns beeinflusst.
Kaum jemand kann die Finger von ungesundem Essen lassen
Obwohl eigentlich jeder weiß, dass Pommes, Sahnetorte, Chips, Schokoriegel und Co. dick machen und ungesund sind, können wir die Finger nicht davon lassen.
Wissenschaftler des Max-Planck-Institutes (MPI) für Stoffwechselforschung in Köln haben nun eine Erklärung dafür geliefert.
Wie die Forscher in einer Mitteilung berichten, haben Nahrungsmittel, die sowohl reich an Fetten als auch Kohlenhydraten sind, einen besonders starken Einfluss auf das Belohnungssystem in unserem Gehirn.
Ausnahme Muttermilch
Laut den Experten aktiviert sowohl fettiges als auch kohlenhydratreiches Essen jeweils das Belohnungssystem im Gehirn, wenn auch über unterschiedliche Signalwege. Wenn Kohlenhydrate und Fette im Essen zusammenkommen, wird dieser Effekt noch verstärkt.
In der Natur gibt es keine Nahrungsmittel, die einen hohen Anteil von Fetten und Kohlenhydraten in sich vereinen: Entweder sind sie wie bei Nüssen reich an Fetten, oder wie bei Kartoffeln oder Getreide reich an Kohlenhydraten.
Eine Ausnahme ist Muttermilch. „Alle Säugetiere kennen Muttermilch“, erklärt Forschungsgruppenleiter Marc Tittgemeyer vom Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung, der die Studie in Kooperation mit Forschern der Yale Universität in Connecticut (USA) durchgeführt hat.
„Wahrscheinlich werden wir durch Muttermilch darauf geprägt, besonders intensiv auf Nahrung reich an Kohlenhydraten und Fetten zu reagieren und dieses als besonders belohnend wahrzunehmen, weil dies überlebenswichtig ist.“
Spiel um Essen
Die Forscher wollten wissen, ob Menschen aus unterschiedlichen Kalorienquellen bestehende Nahrung mehr oder weniger stark bevorzugen. Um diese Frage zu beantworten, spielten 40 Freiwillige gegen einen Computer um Essen.
Angeboten wurden fett- oder kohlenhydratreiche Nahrungsmittel sowie Essen, dass fettig und kohlenhydratreich zugleich ist. Um ein Lebensmittel zu erspielen, mussten die Probanden den Computer überbieten.
Hierbei wurde die Bereitschaft zum Bezahlen untersucht. Für das fett- und kohlenhydratreiche Essen wurde das meiste Geld geboten. Für die Studienteilnehmer war es also offenbar am attraktivsten.
Während des Spielens zeichneten die Forscher die Gehirnaktivität der Probanden in einem Magnetresonanztomografen auf.
Die Messungen ergaben, dass eine Kombination aus Fetten und Kohlenhydraten die Gehirnareale des Belohnungssystems intensiver aktiviert als die anderen angebotenen Lebensmittel. Dieser Befund stimmt mit den Ergebnissen des Spiels überein.
Belohnung ist stärker als Sättigungsgefühl
Ein Belohnungsreiz, der in der Evolution zum Überleben der Menschheit beigetragen hat, wird uns in der heutigen Welt des Überflusses zum Verhängnis.
„Wir sind nicht dazu gemacht, ständig Nein zu sagen. Deshalb hören wir meistens nicht auf zu essen, obwohl wir satt sind“, betont Tittgemeyer. Offenbar überlagern die Belohnungssignale das Sättigungsgefühl – Übersättigung und Übergewicht sind die Konsequenzen.
Hinzu kommt, dass wir ausgerechnet die Nährwerte fett- und kohlenhydratreiches Essens kaum einschätzen können: Baten die Forscher die Teilnehmer der Studie, den Kaloriengehalt der dargebotenen Lebensmittel zu schätzen, gelang ihnen das bei den fett- oder kohlenhydratreichen Essen relativ genau.
Bei fett- und kohlenhydratreichem Essen lagen sie dagegen oft daneben. Dabei liefert Essen, das gleichzeitig reich an Fetten und Kohlenhydraten ist, nicht automatisch mehr Kalorien.
Die Ergebnisse der Studie wurden im Fachjournal „Cell Metabolism“ veröffentlicht.
Laut den Experten könnten die Erkenntnisse für die Behandlung von Menschen mit Übergewicht eine wichtige Rolle spielen. Vor allem wenn aus Essen ein Suchtfaktor wird, ist die Behandlung des Konsumverhaltens von großer Bedeutung und ein grundlegender Schritt aus der Sucht. (ad)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.