Neue Studie: Krebsrate bei Flugpersonal deutlich höher
In einer neuen Studie hat sich gezeigt, dass Flugpersonal häufiger an bestimmten Formen von Krebs erkrankt als der Durchschnitt der Bevölkerung. Bei Piloten und Flugbegleitern kommt es demnach öfter zu Haut-, Brust-, Gebärmutter-, Darm-, Schilddrüsen- und Gebärmutterhalskrebs.
Gesundheitsrisiken bei Flugreisen
Flugreisen stellen aus verschiedenen Gründen ein Gesundheitsrisiko dar. Nicht nur weil im Flugzeug die Thrombose-Gefahr erhöht ist, sondern auch weil sich laut Studien mitunter giftige Luft in Flugzeugkabinen befindet, die krank machen kann. Für Vielflieger kommt noch eine weitere Gefahr hinzu. Denn wie eine neue Studie zeigt, erkrankt Flugpersonal häufiger an bestimmten Krebsformen als der Durchschnitt der Bevölkerung.
Erhöhte kosmische Strahlung und UV-Strahlung
Zwar mag das Leben eines Flugbegleiters glamourös aussehen, doch der Job birgt auch enorme Gesundheitsgefahren.
In ihrem Arbeitsleben über den Wolken sind sie erhöhter kosmischer Strahlung und UV-Strahlung ausgesetzt.
Seit langem ist bekannt, dass Bordpersonal und Piloten häufiger an Hautkrebs erkranken.
Zudem haben Wissenschaftler festgestellt, das weibliches Flugpersonal öfter Brustkrebs bekommt.
In einer neuen Studie, die in der Fachzeitschrift „Environmental Health“ veröffentlicht wurde, konnte nun aufgezeigt werden, dass Piloten und Stewardessen auch häufiger an weiteren Krebsformen erkranken.
Flugzeugbesatzungen erkranken häufiger an verschiedenen Formen von Krebs
Eileen McNeely und Kollegen der Harvard School of Public Health fanden heraus, dass Flugzeugbesatzungen in den USA häufiger an verschiedenen Formen von Krebs erkranken als der Durchschnitt der Bevölkerung.
Um zu ihren Ergebnissen zu gelangen, hatten die Forscher die Angaben von mehr als 5.300 überwiegend weiblichen Flugbegleitern mit den Daten von 5.000 Teilnehmern einer nationalen Gesundheitsstudie der US-Gesundheitsbehörde CDC verglichen.
Neben verschiedenen Hauttumoren treten bei ihnen im Vergleich mit der passenden Altersgruppe der Gesamtstudie Brustkrebs, Darmkrebs, Schilddrüsenkrebs, Gebärmutter- und Gebärmutterhals öfter auf.
Höhere Brustkrebs-Rate
Den Angaben zufolge hatten rund 15 Prozent des Flugpersonals eine Krebsdiagnose erhalten.
Laut Co-Autorin Irina Mordukhovich, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Harvard School of Public Health, sei das Ergebnis, gemessen an den niedrigen Raten von Übergewichtigen und Rauchern in dieser Berufsgruppe auffallend.
„Etwas, das uns in gewissem Maße etwas überraschte, war, dass wir bei Frauen mit drei oder mehr Kindern auch eine höhere Brustkrebs-Rate sahen“, sagte Mordukhovich gegenüber „CNN“.
Normalerweise sei das Brustkrebsrisiko umso geringer, je mehr Kinder eine Frau hat.
„Frauen mit drei oder mehr Kindern werden wahrscheinlich nicht genug Schlaf bekommen“, so Mordukhovich.
Wenn dann noch die gestörten Schlafzeiten durch die Arbeit – insbesondere bei internationalen Flügen – hinzu kommen, komme der tägliche Schlaf-Wach-Zyklus durcheinander. Und dies erhöht das Krebsrisiko, wie frühere Studien gezeigt haben.
Deutsche Experten sehen Ergebnisse kritisch
Auch der Unterschied beim Hautkrebs war deutlich. Laut den Forschern entwickelten mehr als doppelt so viele Flugbegleiterinnen Melanome, und sogar rund vier Mal so viele andere Formen von Hautkrebs.
Laut Experten des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) seien die Studienerkenntnisse zu Brust- und Hautkrebs aber nicht neu, berichtet die Nachrichtenagentur dpa. Allerdings seien sie mit Vorsicht zu interpretieren.
Erhöhte Brustkrebsraten könnten beispielsweise auch damit in Zusammenhang stehen, dass Flugbegleiterinnen insgesamt weniger und oft relativ spät Kinder bekämen. „Beide Faktoren erhöhen das Brustkrebsrisiko.“
Zudem heißt es beim BfS, dass mit Blick auf die höheren Hautkrebsraten außen vor bleibe, wie oft die Betroffenen sonst in die Sonne gingen.
Nach Einschätzung des Amts, stellt die UV-Strahlung im Flugzeug eine geringere Gefährdung dar, problematischer sei die kosmische Strahlung. „Sie ist in erster Linie abhängig von der Flughöhe, der Flugdauer sowie dem Zeitpunkt.“
Kaum Gefahr für Gelegenheitsflieger
In Europa wird die Strahlenbelastung von Piloten und Co überwacht und beschränkt, so dass eine bestimmte Dosis im Jahr nicht überschritten wird.
Laut BfS sind die rund 40.000 überwachten deutschen Flugbegleiter im Durchschnitt einer Strahlung von 2,5 Millisievert ausgesetzt.
Der Nachrichtenagentur dpa zufolge beträgt der Jahresgrenzwert für Menschen, die im Beruf Strahlen ausgesetzt sind, 20 Millisievert.
Für Menschen, die nicht beruflich im Flieger unterwegs sind, ist das Risiko aber eher gering:
„Für Gelegenheitsflieger, wie es die meisten Urlaubsflieger sind, ist die zusätzliche Strahlenbelastung durch das Fliegen sehr gering und gesundheitlich unbedenklich; das gilt auch für Schwangere und Kleinkinder“, schreibt das BfS auf seiner Webseite. (ad)
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