Der Einsatz von Bleich-Creme ist in Afrika massiv verbreitet
Während hierzulande sonnengebräunte Haut als Schönheitsideal gilt, ist in anderen Regionen der Welt eher ein heller Teint gewünscht. Hierfür bleichen sich in Afrika Millionen Frauen regelmäßig ihre Haut. Dabei setzten sie sich massiven Gesundheitsrisiken aus, da die Mittel oftmals gefährliche Inhaltsstoffe wie beispielsweise Quecksilber enthalten. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) berichtet von schweren Hautschäden, Neuropathien, Nierenschäden und psychischen Beeinträchtigungen wie Angstzustände, Psychosen oder Depressionen. Eine bessere Aufklärung über die möglichen Folgeschäden sei hier dringend erforderlich.
Viele afrikanische Frauen riskieren bei dem Streben nach hellerer Haut ihre Gesundheit. Der Einsatz von Bleichmittel ist hier trotz der Gesundheitsrisiken weitgehend akzeptiert. In Mali greifen laut Angaben der WHO 25 Prozent der Frauen regelmäßig auf entsprechende Produkte zurück, im Senegal 27 Prozent, in Südafrika 35 Prozent, im Togo 59 Prozent und in Nigeria sogar ganze 77 Prozent. Dabei enthalten die Produkte oftmals massive Konzentrationen von Quecksilber. So werden der WHO zufolge in den Cremes zum Teil Quecksilberkonzentrationen von 33.000 mg/kg erreicht. Massive gesundheitliche Beeinträchtigungen infolge des Gebrauchs seien hier durchaus keine Seltenheit, doch das Streben nach dem Schönheitsideal hellerer Haut lässt viele afrikanische Frauen diese Beschwerden verdrängen.
Gesundheitliche Beeinträchtigungen werden für die „Schönheit“ in Kauf genommen
Der Fall von Anu Julius, die auf Geheiß ihrer Schwester Bleich-Creme gekauft und verwendet hatte, um ihre dunkle Hautfarbe aufzuhellen, wird von der Nachrichtenagentur „dpa“ beispielhaft für die Probleme mit den sogenannten „Skin lighteners“ beschrieben. Nach lediglich vier Wochen hätten die Arme und Beine der jungen Frau angefangen zu jucken und die Haut im Gesicht habe gespannt. Seither vertrage ihre Haut keine Sonne mehr, es brennt und „wenn ich raus gehe, muss ich einen Schirm benutzen“, berichtet die 29-JährigeFriseurin aus der nigerianischen Wirtschaftsmetropole Lagos gegenüber der „dpa“. Doch die junge Frau ist nun keinesfalls geläutert. „Meine Haut sieht glatt und schön aus, und meinem Freund gefällt es“, berichtet sie stolz vom dem Ergebnis. Hier wird die Einstellung vieler afrikanischer Frauen deutlich. Sie sehen die gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch die Bleich-Creme und nehmen diese für die vermeintliche schönere Hautfarbe in Kauf.
Immer mehr Frauen mit Folgeschäden in Behandlung
Nachdem die südafrikanische Hautärztin Nonhlanhla Khumalo festgestellt hatte, dass immer mehr Patientinnen nach jahrelangem Gebrauch der Bleichmittel ihre Praxis mit schweren Folgeschäden aufsuchten, hat sie sich laut Angaben der Nachrichtenagentur „dpa“ zum Handeln entschlossen. Sie setzte sich für die Einrichtung eines Labors an der Universität von Kapstadt ein, das die Hautpflegeprodukte auf giftige Inhaltsstoffe untersucht. Seit Mai werden hier die verschiedenen Produkte genau unter die Lupe genommen. Das Ergebnis eines ersten Tests von 29 Bleichmitteln aus Kapstädter Geschäften war ernüchternd. Verbotene Inhaltsstoffe konnten in fast allen Bleichmitteln nachgewiesen werden, oft sogar in erheblichen Mengen. Zwar würden die Mittel am Anfang die Haut heller aussehen lassen, was den Anreiz für die Käufer erhöhe, „doch dann treten bald die ersten Nebenwirkungen auf, und der Schaden ist meist irreparabel“, wird die Hautärztin von der „dpa“ zitiert.
Bleichmittel mit hohem Umsatz
Angeboten werden die Bleichmittel laut Angaben der Nachrichtenagentur „dpa“ praktisch an jeder Straßenecke. So würden beispielsweise an Kapstadts Bahnhof, nur wenige Kilometer entfernt von dem genannten Labor, zahlreiche kleine Läden eine große Auswahl der fragwürdigen Mittel anbieten. Ein 75-Milliliter-Fläschchen von Produkten wie Fair and White, White Express, Extreme Glo oder Carowhitesei sei hier schon für umgerechnet 2,30 Euro zu haben. Viele Läden bestreiten mit den Mittel ihren Hauptumsatz. Hergestellt werden diese laut Mitteilung der „dpa“ unter anderen in Kamerun, dem Kongo und auch in Indien. Mitunter seien die giftigen Inhaltsstoffe auf den Verpackungen sogar deutlich sichtbar aufgeführt, was bei den Kunden offensichtlich jedoch keine abschreckende Wirkung erziele. Der Wunsch nach einem helleren Braunton der Haut, lasse viele die Warnungen schlicht ignorieren.
Streben nach hellerer Haut in Afrika weit verbreitet
Ursache für das Streben nach dem Schönheitsideal heller Haut seien auch die Werbung und Magazine berichtet die „dpa“ weiter. Hier werde die Haut von Berühmtheiten am Computer aufgehellt und so der Druck auf die Frauen erhöht. Auch würden einige afrikanische Stars wie beispielsweise die südafrikanische Sängerin Nomasonto Maswanganyi (bekannt als „Mshoza“) den Einsatz der Bleichmittel öffentlich propagieren. 2011 hatte sich Mshoza ihre Haut medizinisch um einige Farbtöne aufhellen lassen und bekannt gegeben, dass sie sich nun schöner und selbstbewusster fühle, berichtet die „dpa“. Sie zog hier den Vergleich zu einer Brustvergrößerung oder Nasenkorrektur, die ebenfalls als persönliche Entscheidungen zu respektieren seien. Die nigerianisch-kamerunische Musikerin Dencia hatte laut „dpa“ im vergangenen Jahr gar eine eigene Kosmetikproduktlinie mit Namen „Whitenicious“ auf den Markt gebracht, die reißenden Absatz fand. „Sich die Haut aufzuhellen, ist hier eine echte Aussage, genauso wie Haarverlängerungen und gepflegte Kleidung“, zitiert die „dpa“ die Mitarbeiterin der Textilindustrie, Bintou Dembele, aus der malischen Hauptstadt Bamako. Auch sie hatte nach eigenen Angaben Bleichmittel im Vorfeld ihrer Hochzeit im vergangenen Jahr benutzt. Dies gehöre „einfach dazu, wenn man heiratet“, berichtet die 33-Jährige. „Meine Haut hat gebrannt, und am Ende musste ich aufhören, weil ich einen Ausschlag bekam“, so Dembele weiter. Dennoch geht sie davon aus, das bei einem Verbot der Cremes mit riesiger Empörung zu rechnen wäre.
Schwere Gesundheitsschäden durch den Einsatz der Bleichmittel
Zu den Auswirkungen der Bleichmittel auf die Gesundheit zählen laut Angaben der WHO juckender Hautausschlag, Hautverfärbungen und Narben sowie eine Verringerung der Widerstandskraft der Haut gegen bakterielle Infektionen und Pilzinfektionen. Des Weiteren seien Angstzustände, Depressionen oder Psychosen und periphere Neuropathien als mögliche Folgen zu nennen. Das Quecksilber aus Seifen, Cremes und andere kosmetische Produkten lande zudem im Abwasser und schließlich in der Nahrungskette, wie der Nachweis von hochgiftigem Methylquecksilber in Fischen zeige. Bei schwangeren Frauen, die den Fisch mit Methylquecksilber verzehren, drohen den Föten Entwicklungsdefizit des Nervensystems. Die Folgen des massenhaften Einsatzes der Bleichmittel werden demnach vermutlich erst in den kommenden Jahren wirklich erkennbar werden. (fp)
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