Rhinitis-Erkrankungen: Weltgrößte genetische Studie zu allergischem Schnupfen
In einer neuen Studie zu allergischem Schnupfen konnten Forscher 20 bisher unbekannte Risikogene identifizieren. Laut den Experten lassen sich damit etwa acht Prozent der allergischen Rhinitis-Erkrankungen erklären.
Die häufigste Allergieform
Fast ein Drittel der deutschen Erwachsenen und rund jedes vierte Kind leidet an einer Allergie. Der allergische Schnupfen (im Fachjargon allergische Rhinitis genannt) ist die häufigste Allergieform. Ein internationales Wissenschaftsteam unter der Führung des Helmholtz Zentrums München und der Universität Kopenhagen hat nun die bislang größte Studie zu allergischem Schnupfen vorgestellt. Die Daten von fast 900.000 Teilnehmenden förderten Stellen im menschlichen Erbgut zutage, deren Veränderungen das Erkrankungsrisiko signifikant erhöhen.
Weltweit rund 400 Millionen Menschen betroffen
Der allergische Schnupfen umfasst mehrere Krankheitsbilder, die typischerweise durch Allergene aus der Luft ausgelöst werden.
Darunter fallen unter anderem der Heuschnupfen aber auch die Hausstaubmilben- und die Tierhaarallergie.
Wie das Helmholtz-Zentrum München in einer Mitteilung schreibt, sind weltweit rund 400 Millionen Menschen von der Erkrankung betroffen, vor allem in westlichen Ländern ist die Tendenz steigend.
„Um die Vorsorge und Therapie dieses Krankheitsbildes zu verbessern, müssen wir zuallererst verstehen, warum der Körper sich gegen bestimmte, eigentlich harmlose Stoffe zur Wehr setzt“, erklärt Dr. Marie Standl, Arbeitsgruppenleiterin am Institut für Epidemiologie des Helmholtz Zentrums München.
Die Erstautorin der aktuellen Arbeit, die im Fachmagazin „Nature Genetics“ veröffentlicht wurde, war maßgeblich an der aufwendigen statistischen Auswertung der Daten von knapp 900.000 Probanden beteiligt.
Genetische Unterschiede zwischen Menschen mit und ohne allergische Rhinitis
Ziel der Untersuchung im Rahmen des EAGLE (Early Genetics and Lifecourse Epidemiology) Forschungsverbundes war es, genetische Unterschiede zwischen Menschen mit und ohne allergische Rhinitis herauszuarbeiten.
Die Forscher verglichen dafür im ersten Schritt das Erbgut von rund 60.000 Patienten mit allergischem Schnupfen mit dem von über 150.000 gesunden Kontrollpersonen und ermittelten einen Kreis von 42 signifikanten Risikogenen, die teilweise bereits in der Literatur beschrieben waren.
Im zweiten Schritt konnten sie dann insgesamt 20 bisher unbekannte Risikogene anhand der Daten von weiteren rund 60.000 Betroffenen und 620.000 gesunden Kontrollen bestätigen.
„Je höher die Zahl an Studienteilnehmern, desto sicherer die Aussage, die wir treffen können“, so Standl. „Durch die damit bekannten Risikogene lassen sich in etwa acht Prozent der allergischen Rhinitis-Erkrankungen erklären.“
Nicht eindeutig geklärt, warum so viele Menschen allergischen Schnupfen entwickeln
Anschließend untersuchten die Wissenschaftler anhand von Datenbanken, welche Funktionen den besagten Genen zugeordnet werden konnten.
Laut den Experten war für die meisten tatsächlich schon ein Zusammenhang mit dem Immunsystem bekannt, unter anderem bei der Bindung von Antigenen.
Zudem wurde eine starke Überschneidung von Risikogenen für allergische Rhinitis und Autoimmunerkrankungen beobachtet.
„Die von uns identifizierten Stellen im Erbgut fördern das Verständnis für die Mechanismen des allergischen Schnupfens und erschließen hoffentlich neue Zielstrukturen für dessen Behandlung und Vorsorge“, erklärt Dr. Klaus Bønnelykke.
Er leitete die Studie zusammen mit seinen Kollegen Johannes Waage und Hans Bisgaard von den Copenhagen Prospective Studies on Asthma in Childhood, kurz COPSAC, an der Universität Kopenhagen.
„Allerdings erklären die gefundenen Gene nur teilweise, warum so viele Menschen eine allergische Rhinitis entwickeln. Ein wichtiger nächster Schritt wird sein, das Wechselspiel von Risikogenen und Umwelt zu erforschen“, so der Fachmann. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.