Wichtiger Faktor bei der Entstehung von Adipositas-assoziierten Entzündungen entdeckt
Vor wenigen Monaten wurde eine Studie veröffentlicht, die zeigte, dass Menschen mit einem deutlich größeren Anteil an braunem Fett trotz höherer Nahrungszufuhr kein Übergewicht bekommen. Wie ein Forscherteam nun herausgefunden hat, spielt dieses Fett auch eine wesentliche Rolle bei der Entstehung von Adipositas-assoziierten Entzündungen.
Braunes Fett hilft beim Abnehmen
Wissenschaftler der University of North Carolina und der Columbia University (beide in den USA) berichteten im vergangenen Jahr über ein neues Fett-Weg-Pflaster, das beim Abnehmen helfen soll, indem weißes Fett, welches normalerweise Energie abspeichert, in braunes Fett umgewandelt wird, welches die Energie verbrennt. Auch ein von Forschern aus Singapur konzipiertes Medizinpflaster, mit dem es gelang das Bauchfett um mehr als 30 Prozent zu reduzieren, basiert auf dieser Wirkung. Österreichische Forscher berichten nun über die Folgen, wenn braunes in weißes Fettgewebe umgewandelt wird.
Für Therapien gegen Fettleibigkeit oder Diabetes von großem Interesse
Braunes Fettgewebe agiert in Kälte wie ein Heizorgan, dessen Aktivität günstig für den Energiehaushalt ist, heißt es in einer Mitteilung der Technischen Universität München (TUM).
Mit zunehmendem Alter nimmt beim Menschen diese Stoffwechselaktivität des braunen Fettes ab. Daneben ist es bei Diabetikern oder Fettleibigen weniger aktiv. Deshalb forschen Wissenschaftler an den Faktoren, die das braune Fett aktiv halten.
Da es die Fähigkeit besitzt, Energie aus Kohlenhydraten und Fett zu verbrennen, ist es für Therapien gegen Adipositas oder Diabetes von großem Interesse.
Nun wurden im Fachmagazin „Journal of Lipid Research“ die Ergebnisse einer Studie veröffentlicht, die zeigen, was passiert, wenn braunes zu weißem Fett wird.
Entzündungen im Fettgewebe
Bei Fettleibigkeit (Adipositas) kommt es zu Entzündungsreaktionen im menschlichen Fettgewebe.
Diese Entzündungen entstehen zu einem wesentlichen Teil deshalb, weil braunes Fettgewebe in weißes umgewandelt wird. Das haben Wissenschaftler der Universität Graz entdeckt.
Wie es in einer Mitteilung der Uni heißt, erweitert die Arbeit das Wissen über die komplexen Wechselwirkungen als Voraussetzung für neue Therapieansätze.
Mindestens zwei verschiedene Arten von Fettgewebe
Menschen und Säugetiere haben grundsätzlich mindestens zwei verschiedene Arten von Fettgewebe: weißes und braunes.
Ersteres speichert Fett – vorzugsweise in den wohlbekannten Polstern an Bauch und Oberschenkeln. Benötigt der Körper Energie, kann er auf diese Depots zurückgreifen.
Braunes Fettgewebe hingegen ist essentiell zur Wärmeerzeugung. Deshalb haben Babys ebenso wie Tiere, die Winterschlaf halten, dementsprechend viel davon.
Aber auch erwachsene Menschen besitzen kleinere Ansammlungen braunen Fettgewebes. Welche Rolle es im Zusammenhang mit Adipositas-assoziierten Entzündungen spielt, konnte nun erstmals im Mausmodell gezeigt werden.
Prozess könnte auch bei Diabetes und Herz-Kreislauferkrankungen eine Rolle spielen
„Bei adipösen Individuen finden neben den bekannten Veränderungen des weißen auch grundlegende Veränderungen des braunen Fettgewebes statt“, erklärt Petra Kotzbeck, Erstautorin der genannten Publikation.
„Die braunen Fettzellen, die eigentlich viele kleine Lipidtröpfchen besitzen, werden in ihrem Aussehen den weißen Fettzellen ähnlich und nehmen an Größe zu“, so die Molekularbiologin, die an der Universität Graz im Rahmen ihrer Dissertation forschte und nun an der Medizinischen Universität Graz tätig ist.
„Wenn die Speicherkapazität dieser weiß gewordenen Fettzellen überschritten ist, sterben sie ab und lösen Entzündungsreaktionen aus, die wesentlich stärker ausfallen als jene im klassischen weißen Fettgewebe.“
Den Angaben zufolge haben die Forscher mit ihrer Arbeit erstmals aufgezeigt, dass das Weißwerden von braunem Fettgewebe unter anderem bei Adipositas zu beobachten ist und wesentlich für die typischen Entzündungen mitverantwortlich sein kann.
„Unsere neuen Erkenntnisse lassen vermuten, dass dieser Prozess auch bei Diabetes und Herz-Kreislauferkrankungen eine Rolle spielen könnte“, so Kotzbeck. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.