Führt Schlechter Schlaf zur Einsamkeit?
In der heutigen Zeit fühlen sich immer mehr Menschen einsam und alleine. Forscher warnten jetzt davor, dass die Welt auf eine mögliche Einsamkeitsepidemie zusteuere. Die Experten stellten außerdem fest, dass es einen Zusammenhang zwischen einem schlechten Schlaf und Einsamkeit zu geben scheint.
Die Wissenschaftler der University of California fanden bei ihrer aktuellen Untersuchung heraus, dass schlechter Schlaf mit Isolation und Einsamkeit in Verbindung steht. Die Mediziner veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in dem englischsprachigen Fachblatt „Nature Communications“.
Isolation und Einsamkeit begünstigen einen frühzeitigen Tod
Die negativen gesundheitlichen Auswirkungen von Einsamkeit und sozialer Isolation werden mit steigenden Raten eines frühzeitigen Todes in Verbindung gebracht. Wenn Menschen nachts schlecht schlafen, neigen sie dazu, sich zurückzuziehen und soziale Interaktion zu vermeiden. Dies ist selbst nach einer schlecht geschlafenen Nacht zu beobachten, sagen die Forscher.
Reaktionen von 18 Teilnehmenden wurden genau untersucht
Bei der Studie wurden die Reaktionen von 18 gesunden Erwachsenen untersucht, sowohl nach einem normalen Schlaf als auch nach einer schlaflosen Nacht. Die Teilnehmenden betrachteten ein Video, welches eine Person zeigte, die immer weiter auf sie zuging. Die Probanden wurden gebeten, einen Knopf zu drücken, wenn sie das Gefühl hatten, dass ihnen die Person zu nahe kommt. Unter dem Einfluss von Schlafmangel tendierten die Probanden dazu, das Video deutlich früher zu pausieren (wenn die nähernde Person 18 bis 60 Prozent weiter entfernt) als ausgeschlafenen Teilnehmende.
Wie wirkte sich zu wenig Schlaf auf das Gehirn aus?
Das Experiment wurde durchgeführt, während die Gehirne des Probanden überwacht wurden. Dabei fiel besonders auf, dass ein unter wenig Schlaf leidendes Gehirn eine erhöhte Aktivität in einem Bereich zeigte, von dem bekannt ist, dass er menschliche Bedrohungen wahrnimmt. Eine reduzierte Aktivität wurde auch in einem anderen Teil des Gehirns festgestellt, von dem man annimmt, dass er die soziale Interaktion fördert.
Weiterer Test umfasste mehr als 1.000 neutrale Beobachter
Die Studienteilnehmer wurden dann aufgezeichnet und gebeten über alltägliche Aktivitäten zu sprechen. Dieses Video wurde über 1.000 neutralen Beobachtern gezeigt. Die Beobachter wurden gebeten zu bewerten, wie wahrscheinlich sie mit der Person interagieren würden und wie einsam Teilnehmende ihnen erscheinen. Die Ergebnisse zeigten, dass die Personen, welche unter Schlafmangel litten, übereinstimmend als etwas einsamer eingeschätzt wurden und die Beobachter weniger geneigt waren, mit ihnen sozial zu interagieren, sagen die Wissenschaftler.
Kann Einsamkeit ansteckend wirken?
Schließlich wurden die Beobachter aufgefordert, ihre eigene Einsamkeit anzugeben, nachdem sie sich die Videos angeschaut hatten. Die Beobachter berichteten übereinstimmend über höhere Raten der persönlichen Einsamkeit, nachdem sie ein Video eines Probanden mit Schlafmangel gesehen hatten. Dieses faszinierende Ergebnis legt nahe, dass die Einsamkeit bis zu einem gewissen Grad fast wie eine Art soziale Ansteckung übertragen werden kann, welche in einer bestimmten Person ausgelöst wird, nachdem sie einer Person gegenüberstand, welche selber einsam ist.
Je weniger Schlaf Menschen bekommen, desto weniger möchten sie sozial interagieren. Im Gegenzug werden andere Menschen Betroffene als sozial abstoßender empfinden, was die gravierende soziale Isolationswirkung des Schlafverlusts noch weiter erhöht, erklärt Studienautor Matthew Walker von der University of California. Dieser Teufelskreis könne ein wesentlicher Faktor für eine Krise der öffentlichen Gesundheit sein, nämlich die Einsamkeit, fügt der Experte hinzu.
Einsamkeit und Geselligkeit können durch ausreichenden Schlaf verbessert werden
Die Studie fand außerdem heraus, dass Gefühle der Einsamkeit und Geselligkeit durch ein wenig Schlaf beeinflusst werden können. Positiv zu vermerken ist, dass nur eine Nacht mit ausreichendem Schlaf dazu führt, dass Sie sich aufgeschlossener und geselliger fühlen, zusätzlich möchten auch andere Menschen mehr mit Ihnen interagieren, fügt Walker hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.