Urintest soll schwer nachweisbaren Pankreas-Krebs aufspüren
In Deutschland gibt es immer mehr Fälle von Bauchspeicheldrüsenkrebs. Da Pankreas-Tumore oft erst spät entdeckt werden, sind die Heilungschancen gering. Ein neuer Urintest soll künftig helfen, die gefährliche Erkrankung früher diagnostizieren zu können.
Bauchspeicheldrüsenkrebs wird meist zu spät diagnostiziert
Meist verläuft Bauchspeicheldrüsenkrebs lange Zeit symptomlos und wird deshalb in vielen Fällen erst spät diagnostiziert. Wenn die klassischen Beschwerdebilder wie Gelbsucht, Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit, Untergewicht, Übelkeit und Erbrechen auftreten, können häufig keine Behandlungserfolge mehr erzielt werden. Nach der Diagnose überleben weniger als fünft Prozent der Betroffenen die nächsten fünf Jahre. Im vergangenen Jahr hatten schwedische Forscher berichtet, dass sie für diesen Krebs eine neue Früherkennung entwickelt haben bei der eine Unterschallschalluntersuchung von Zysten in dem Organ zusammen mit einer Flüssigkeitsuntersuchung durchgeführt werden. Wissenschaftler aus Großbritannien haben nun bekannt gegeben, dass in Zukunft ein einfacher Urintest Tumore der Bauchspeicheldrüse künftig schon im Frühstadium ermitteln könne.
Bei Diagnose haben sich oft schon Metastasen gebildet
Einer Mitteilung der Nachrichtenagentur dpa zufolge könne man anhand dreier Proteine im Urin die Erkrankung mit einer Zuverlässigkeit von mehr als 90 Prozent ermitteln. Dies berichtet ein Team um Tatjana Crnogorac-Jurcevic von der Londoner Queen Mary University im Fachblatt „Clinical Cancer Research“. Die Experten schreiben, dass eine frühere Diagnose die derzeit sehr schlechten Heilungschancen deutlich verbessern könne. Tumore der Pankreas haben zurzeit eine äußerst schlechte Prognose. Demnach starben im Jahr 2013 in Europa über 40.000 Menschen an der Krankheit. Dies hat unter anderem damit zu tun,dass die Tumore meist erst im fortgeschrittenen Stadium entdeckt werden. Die Forscher berichten, dass über 80 Prozent der Patienten die Diagnose erst dann erhalten, wenn sich der Tumor bereits in dem Organ ausgebreitet oder sogar schon Metastasen gebildet hat. Doch dann sei es zu spät für eine Operation – die bislang einzige Chance auf Heilung.
Bisheriger Test gilt als sehr unzuverlässig
Der derzeit gängigste Marker ist den Angaben zufolge das Protein CA19-9 im Blut. Die Wissenschaftler betonen jedoch, dass der Test darauf sehr unzuverlässig sei. Als sie sich auf die Suche nach Alternativen machten, fanden sie im Urin die drei Proteine LYVE1, REG1A und TFF1. Bauchspeicheldrüsenkrebs lasse sich anhand dieser drei Eiweiße im Stadium I und II nachweisen. In Stadium I sind die Tumore kleiner als zwei Zentimeter, im Stadium II größer, jedoch noch auf das Organ begrenzt. Die Forscher prüften den Urintest an insgesamt 488 Urinproben. 192 stammten von Patienten mit Pankreaskrebs, 92 von Menschen mit einer chronischen Entzündung des Organs (Bauchspeicheldrüsenentzündung) und 87 von gesunden Menschen. Das Team nutzte zudem 117 Proben von Patienten mit Erkrankungen der Leber und Gallenblase.
Verfahren muss sich in größeren Studien bewähren
Es zeigte sich, dass die am Pankreas-Karzinom erkrankten Teilnehmer erhöhte Werte der drei Proteinwerte im Vergleich zu Gesunden hatten. Der Test ermittelte im Stadium I und II 93 Prozent dieser Patienten. Er gab umgekehrt ebenfalls bei 93 Prozent der gesunden Teilnehmer Entwarnung. Der Studie zufolge funktioniert das neue Verfahren am besten zusammen mit dem herkömmlichen Bluttest. Wie es heißt, stieg die Trefferquote mit dieser Kombination bei den Krebs-Patienten auf über 94 Prozent. Alle gesunden Menschen hatten unauffällige Werte. Von den Forschern wurde jedoch betont, dass sich das Verfahren noch in größeren Studien bewähren müsse. Sie haben die Hoffnung, innerhalb weniger Jahre einen kostengünstigen Test entwickeln zu können. „Wenn wir eine Diagnose früher schaffen, können wir die Überlebenschancen sehr steigern“, so Crnogorac-Jurcevic. Die Autoren schreiben, dass fast 70 Prozent der Patienten länger als fünf Jahre überleben könnten, wenn die Erkrankung im Frühstadium entdeckt werde.
Deutscher Experte ist skeptisch
Prof. Rienk Offringa vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) bewertet die Studie allerdings mit Skepsis. Auch wenn es sich um eine sehr sorgfältige Untersuchung handele, sei es noch zu früh, um den Nutzen beurteilen zu können. Es sei insbesondere fraglich, wie sicher der Test zwischen einem Karzinom und einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse unterscheide. „Noch sind die Ergebnisse kein Anlass für große Hoffnungen“, meinte Offringa. Laut den Studienautoren haben Menschen, in deren Familie die Erkrankung bereits vorgekommen ist, ein erhöhtes Risiko für Bauchspeicheldrüsenkrebs. Gesundheitsexperten heben zudem hervor, dass auch Alkoholhabitus, langjähriges Rauchen, starkes Übergewicht (Adipositas), Diabetes, zystische Veränderungen und chemische Schadstoffe die Entstehung dieses Krebsleidens stark begünstigen. (ad)
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